Zorneding:Friede, Freude, Zorneding-Report

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Der neue Zorneding-Report: Mit luftiger Optik und leichtem Inhalt. Nur die Kirchtürme sind geblieben. (Foto: Kampwerth/oh)

Der CSU-Ortsverein hat sein Parteiblatt gründlich überarbeitet. Das erste Heft seit dem Skandal um Hetz-Kommentare der früheren Ortsvorsitzenden kommt ohne kritische Themen aus.

Von Carolin Fries und Karin Kampwerth, Zorneding

Die Weihnachtsausgabe war ausgefallen und auch das Frühlingsheft. Die Zornedinger CSU hatte in den vergangen Monaten wahrlich anderes zu tun, als Parteiblätter zu publizieren. Am Wochenende nun wurde an alle Haushalte ein neuer Zorneding Report verteilt. Ein Blatt mit Geschichte, hat sich hier in den vergangenen Jahren vor allem die ehemalige Ortsvorsitzende Sylvia Boher ausgelassen.

Unter der Rubrik "Kritisch angemerkt" lästerte sie regelmäßig wahlweise über "schein-alleinerziehende Mütter", Flüchtlinge, Freie Wähler oder die Bundeskanzlerin aus dem "kommunistischen Deutschland". In der Oktober-Ausgabe vergangenen Jahres hetzte sie in einem fremdenfeindlichen Artikel gegen Flüchtlinge, was sie letztlich sämtliche Posten in der Partei kostete. Seither hatten die Zornedinger keine Parteinachrichten der örtlichen Christsozialen erhalten.

Nun also der Neuanfang. Den Titel schmückt das renovierte König-Ludwig-Denkmal. Das Logo greift grafisch die Kirchtürme der Ortsteile Zorneding und Pöring auf, obwohl der Pfarrgemeinderat nach dem letzten Boher-Artikel darum gebeten hatte, auf die Kirchtürme zu verzichten, und stattdessen eine klare Kennzeichnung als Parteiblatt gefordert hatte. Das CSU-Logo findet sich nun deutlich sichtbar rechts unten. Insgesamt kommt der Titel luftig leicht daher - wie auch der Inhalt.

Keine kritischen Kommentare

Auf den folgenden 20 Seiten verzichtet das Redaktionsteam, zu dem Ortsvorsitzende Jutta Sirotek und ihre Vorstandskollegen Steffi Berndlmeier, Georg Pfettrisch, Andreas Perkonigg und Bürgermeister Piet Mayr gehören, auf kritische Kommentare. Ein paar Worte zur großen Politik sind den Landtags- und Bundestagsabgeordneten Thomas Huber und Andreas Lenz vorbehalten.

In ihrem Vorwort verliert Sirotek kein Wort zu den vergangenen Monaten und dem personellen wie politischen Erdbeben, welches ihre Vorgängerin verursacht hat. "Wozu?", fragt Sirotek. Dazu sei alles gesagt worden. Den Relaunch begründet sie stattdessen damit, dass nach 18 Jahren "ein neues Aussehen vonnöten" gewesen sei.

Später befragt Steffi Berndlmeier den Bürgermeister zu aktuellen Themen wie die Auslagerung des Bauamtes, es gibt einen kurzen Überblick über die Gemeindefinanzen und der Ortsverband sieht sich genötigt, einen Gemeinderatsbeschluss zu erklären, wonach neben dem Kapellenberg ein Baugebiet für Besserverdienende entsteht, auf dem kleinen Hügel selber aber der Eigentümerfamilie Baurecht versagt bleibt. Zum Schluss gibt es einen Artikel von einem Besuch in der Flüchtlingsunterkunft und einen Überblick über die Termine.

Zum Jahresende soll die zweite Ausgabe erscheinen

Politisch arbeite man sich im Blatt von der Bundesebene bis zur Gemeinde nach unten, sagt Sirotek, die von einer "schönen, stimmigen Ausgabe" spricht. Es werde deutlich, für was die CSU steht und wofür sie sich einsetzt. Man habe sich bewusst für eine "offene Linie" entschieden. Anders als in den vergangenen Jahren hat laut Sirotek der komplette zwölfköpfige Vorstand jeden Artikel gelesen. So wolle sie es auch künftig handhaben. "Wir müssen das geschlossen nach außen vertreten."

Bedauerlich ist laut Sirotek, dass der Report nahezu gleichzeitig mit dem Informationsblatt der Gemeinde in den Briefkästen landete. "Das sollte nicht sein und ist reiner Zufall", sagt sie. In diesem Jahr soll es noch eine Ausgabe zum Jahresende geben, danach ebenfalls zwei Ausgaben jährlich. Dass es künftig wieder alle drei Monate Nachrichten aus der CSU gibt, bezweifelt Sirotek. Schließlich würde die Arbeit ehrenamtlich und nebenbei passieren.

Erste Rückmeldungen hat es laut Sirotek bereits gegeben. "Wen ich getroffen habe, dem hat's gefallen." Auch bei den anderen Parteien in Zorneding kommt der neue Report gut an. Vor allem, dass Sylvia Boher keine kritischen Anmerkungen mehr darin verfasst. "Man muss sich nicht mehr ärgern, das ist schon mal was", sagt Helmut Obermaier (Grüne). Ein politisches Blatt sei es aber nicht. Die große Politik in der kleinen Gemeinde würde nicht erklärt.

Immerhin: Polemik und Hetze finde man im Report nun nicht mehr, sagt auch Werner Hintze (SPD). Er lobt das Parteiblatt der Konkurrenz, vor allem die optische Verbesserung. Doch vermisst er klare Worte. Stattdessen schreibe man "um den heißen Brei herum". Peter Pernsteiner (FDP) nennt den Report "ganz nett".

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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