Zorneding:Eine Zukunft für 1000 Kinder

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Herr Scheuermüller, Frau Hammermeier und die Dame am Klavier feiern mit den Zornedingern das 20-jährige Bestehen des Projekts Mbayan. (Foto: Karin Kampwerth/oh)

Seit 20 Jahren unterhält das Zornedinger "Projekt Mbayan" in einem Dorf in Kamerun eine Schule und bezahlt dort Lehrer

Von Karin Kampwerth, Zorneding

Wenn man wie Frau Hammermeier "Mbayan" auf der zweiten Silbe betont und das ganze noch ein wenig vernuschelt, dann hört sich das an wie "In Bayern". Und so falsch liegt die Münchner Kabarettistin gar nicht, denn Zorneding, bekanntlich in Bayern, und Mbayan, ein Dorf mitten im Regenwald in Kamerun, sind sich näher als geografisch zu vermuten ist. In beiden Dörfern würden fröhliche, friedliche Menschen leben und Kinder auf den Straßen spielen. Nur die Bedingungen seien extrem unterschiedlich, sagte Barbara Weiss. Sie ist die Vorsitzende des Zornedinger Vereins "Projekt Mbayan", der sich dort um Aufbau, Schule, Ausbildung und Kultur kümmert und am Samstag sein 20-jähriges Bestehen mit einer Benefizveranstaltung im Rathaus gefeiert hat.

Da kommt jene Frau Hammermeier ins Spiel, die zum Trio Scheuermüller, Hammermeier und die Dame am Klavier gehört. Die Münchnerin und ihre Kollegen sind dem Verein über Auftritte bei diversen Musikfestivals zugunsten des Projektes verbunden und sagten sofort zu, als die Anfrage für den Benefizauftritt kam. Schließlich gebe es nur vier Höhepunkte im Jahr, "Ostern, Geburtstag, das Zornedinger Musikfestival und Weihnachten", wie Frau Hammermeier erklärte. Weil das Musikfestival in diesem Jahr aber ausgefallen war, habe nur der Benefizabend verhindern können, dass 2106 zum "Totalausfall" werde, bekannte die Kabarettistin unter dem Applaus der etwa 80 Gäste.

Vor dem vergnüglichen Teil des Abends, den die Münchner ohne roten Faden, aber mit bunten Alltagsgeschichten musikalisch gestalteten, gehörte sich anlässlich eines solchen Jubiläums aber auch ein offizieller Teil. Als Gratulant war Zornedings Bürgermeister Piet Mayr gekommen, und auch die Grünen-Kreisrätin und stellvertretende Landrätin Waltraud Gruber zollte dem Engagement ihrer Parteifreundin Barbara Weiss Respekt. Gruber bedankte sich bei den Aktiven "für den Mut, zu wollen und zu handeln".

Dass das eher einem Zufall zu verdanken ist, daran erinnerte Barbara Weiss in ihrem Rückblick. 1996 habe ihr Mann Franz Weiss einen Vortrag eines Nachbarn besucht, der aus Mbayan stammte. "Als er nach Hause kam, brannte er für die Idee, sich dort zu engagieren", sagte Barbara Weiss. Vor allem die schulische Ausbildung der Kinder im Dorf steht im Fokus des Vereins. Nur wenige hundert Kinder erhielten vor 20 Jahren überhaupt Unterricht, den aber nur unregelmäßig in einer verfallenen Schule. Mit Hilfe der Zornedinger konnte die Schule aufgebaut werden, fünf Lehrer wurden eingestellt, die regelmäßig unterrichten. "1000 Schüler haben in den letzten 20 Jahren davon profitiert", sagte Barbara Weiss mit Stolz. 50 Kinder besuchten eine weiterführende Schule, 21 ein College, vier befänden sich in einer Berufsausbildung und fünf junge Mbayaner studierten. Doch auch für die Infrastruktur im Dorf engagiert sich der Verein. Etwa für die Versorgung mit frischem Wasser. "Wir haben zwei Brunnen gebaut", so Weiss. Mit dem Erlös aus dem Benefizabend und weiteren Spenden "wollen wir unsere Verpflichtungen einhalten", wie die Vereinsvorsitzende bekräftigte. So soll die Schule saniert werden, außerdem wolle man den Lehrern Fortbildungen ermöglichen. Jeder eingesammelte Cent werde dafür eins zu eins verwendet, versicherte Weiss. Das garantiere einerseits ein Vertrauensmann in Mbayan, aber auch regelmäßige Besuche von Vereinsmitgliedern. Eine durch und durch positive Bilanz, die der zweite Vereinsvorsitzende Joachim Hellriegel auf den Punkt brachte: "I'm very happy today. Ich freue mich, wenn ein Kind das nicht nur sagen, sondern auch schreiben kann."

Nach all dem Guten servierten Herr Scheuermüller, übrigens auch Mitglied beim Markt Schwabener FKK-Impro-Theater, Frau Hammermeier und die Dame am Klavier ein feines musikalisches Dessert, in dem sie mit klaren Musicalstimmen die Vielfalt des Lebens mal humorvoll, mal nachdenklich, aber immer scharfsinnig besangen. Da ging es um die Servicewüste Deutschland, um die Ausgrenzung Homosexueller bis hin zu sexistischen Auswüchsen des Internets und aktuellen Themen wie steigende Mieten, wodurch die Scheidungsquote sinke. Schließlich könnte sich nicht einmal ein zerstrittenes Paar zwei Wohnungen leisten. Und weil sowieso alles schon so teuer ist, empfahl Herr Scheuermüller, die Konten für Spenden an den Verein zu plündern. Damit vielleicht irgendwann die Kinder in Mbayan leben können wie in Bayern.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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