Zorneding:Bezirksvorstand berät über Boher

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Bislang hat die Zornedingerin auf keine Rücktrittsforderung reagiert

Von Carolin Fries, Zorneding

Als wäre nichts gewesen: Die CSU-Gemeinderätin Sylvia Boher hat am vergangenen Donnerstag wie gewohnt ihren Platz im Sitzungssaal des Zornedinger Rathauses eingenommen, um unter anderem über Möglichkeiten des sozialen Wohnungsbaus in der Kommune zu beraten. Dass sie im Gremium sowohl vom Bürgermeister als auch den Gemeinderäten von SPD, Grünen, Freien Wählern und FDP unerwünscht ist, scheint die 51 Jahre alte Unternehmensberaterin nicht zu stören. Auch die von den Poinger Jusos initiierte Petition "Boher muss als Gemeinderätin in Zorneding zurücktreten", die aktuell 189 Personen unterschrieben haben, hat offenbar keine Wirkung. Boher hat auf sämtliche Rücktrittsforderungen bislang nicht reagiert. Auch Auswirkungen auf die Gemeinderatsfraktion gibt es nicht, die Fraktion ist nach wie vor geteilt. Einige der sieben CSU-Gemeinderäte an Bohers Seite scheinen ihr weiterhin die kalte Schulter zu zeigen, doch stößt sie in den eigenen Reihen auch weiterhin auf Zustimmung.

Die studierte Politologin hatte sich im Oktober rechtspopulistisch im örtlichen CSU-Parteiblatt geäußert und Flüchtlinge gemeinhin als "Invasoren" bezeichnet. Sie kritisierte die große Solidarität sowie die Hilfsangebote: "Wir müssen erst die Armut der Welt lindern, bevor wir etwas für unsere eigenen Bürger tun." Zornedings katholischer Pfarrer Olivier Ndjimbi-Thsiende hatte den Artikel scharf kritisiert. Der schwarze Seelsorger hat die Gemeinde im März verlassen, weil er seither rassistische Beleidigungen und Morddrohungen erhalten hatte. Weil Boher den Weggang des Pfarrers lediglich mit den Worten: "Im Leben gibt es immer Ankünfte und Gehen. Das ist ein normaler Prozess", bedacht hatte, forderten CSU-Bezirkschefin Ilse Aigner und der CSU-Kreisvorsitzende Thomas Huber sie Mitte März auf, ihre Parteiämter in Bezirks- und Kreisebene ruhen zu lassen. Boher hat auch auf diese Aufforderung bislang nicht reagiert.

Im November hatten Aigner und Huber sowie Landrat Robert Niedergesäß Boher gedrängt, den Vorsitz des Zornedinger Ortsverbands nach 18 Jahren abzugeben. Als Schriftführerin im Kreisvorstand und Beisitzerin im Bezirksvorstand beließ man Boher, die sich seinerzeit für ihre undifferenzierten Äußerungen zur Flüchtlingssituation entschuldigt hatte. Man wertete es auch positiv, dass sich Boher mit dem Pfarrer ausgesprochen und versöhnt habe, hieß es. Nach den Entwicklungen im März jedoch befürchteten die CSU-Spitzen einen "Imageschaden" für die Partei. Man wolle, dass die CSU in Zorneding zur Ruhe kommt, hieß es.

Wie der Ortsverband das schaffen will und vor allem mit welchem Personal, wird sich am Montag, 2. Mai, bei der Jahreshauptversammlung im Neuwirt zeigen. Dann werden die Mitglieder über die Nachfolge von Sylvia Boher an der Spitze der Zornedinger Christsozialen entschieden. Zuletzt hatte die Mediatorin Jutta Sirotek den Ortsverband kommissarisch geführt. Zuvor wird der Bezirksvorstand bei seiner nächsten Sitzung, voraussichtlich am Samstag, 23. April, über mögliche Sanktionen gegen Boher beraten.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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