Zorneding: Bahnhof ohne Service:Auf dem Abstellgleis

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Der Kiosk am Bahnhof macht dicht und der versprochene "Service Store" ist bislang nur Wunschdenken: In Zorneding wird es für Reisende bald keinen Service mehr geben. Ist das vielleicht sogar im Sinne der Bahn?

W. Bögel

In fünf Monaten schließt der Kiosk am S-Bahnhof, danach wird es in Zorneding wohl keinen Service für die Reisenden mehr geben. Die Bahn will den Kiosk offensichtlich nicht mehr verpachten, und auch der seit Jahren versprochene "Service Store" wird in absehbarer Zeit nicht eröffnet.

Der Pächter des Bahnhofskiosks hört im März auf, einen Nachfolger gibt es nicht. Auch der nach dem Abriss der Wartehalle versprochene "Service Store" lässt auf sich warten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für Pächter Georg Madl waren es einerseits wirtschaftliche Gründe, die ihn bewogen haben, seinen Vertrag zu kündigen. "Die Pacht ist zu teuer, es rentiert sich einfach nicht mehr." Aber auch die Arbeitsbedingungen seien sehr anstrengend, besonders die langen Arbeitszeiten: Bis zu zwölf Stunden stehe er täglich in seinem Kiosk. "Nach mehr als acht Jahren höre ich jetzt auf, ich mag nicht mehr."

Bisher hat sich niemand gefunden, der den Laden übernehmen will. Dafür macht der scheidende Pächter die Bahn verantwortlich: "Ich hatte zwei Leute, die wollten meinen Kiosk haben, aber nur solange sie die Vertragsbedingungen kannten." Lediglich einen Zweijahresvertrag mit sechsmonatiger Kündigungsfrist habe die Bahn angeboten, so Madl, "aber das ist viel zu kurzfristig, so kann keiner vernünftig planen".

Seiner Ansicht nach hat dieses Vorgehen Methode: Die schlechten Vertragsbedingungen sollen mögliche Interessenten im Vorfeld abschrecken, "die Bahn will keine Kioske mehr an ihren Strecken", vermutet er. Bei der Bahn möchte man sich zu diesem Vorwurf nicht äußern. Von der Pressestelle wurde lediglich bestätigt, dass der Pächter seinen Vertrag gekündigt habe. Ansonsten werde nach "Lösungen im Interesse der Reisenden gesucht".

"Bahn in der Pflicht"

Wie lange eine solche Lösung dauern kann, zeigt sich in Baldham. Der dortige Bahnhofskiosk ist bereits seit etwa eineinhalb Jahren geschlossen. Seither hat sich weder ein neuer Pächter gefunden, noch scheint Interesse an einer anderen Lösung, etwa der Eröffnung eines "Service Store" zu bestehen.

Einen solchen hat die Bahn den Zornedinger Passagieren bereits vor mehr als zwei Jahren als Ersatz für das abgerissene Bahnhofsgebäude versprochen. Doch stattdessen überraschte der Konzern mit Plänen für eine Spielhalle, die dann wegen Jugendgefährdung von der Gemeinde abgelehnt wurden. Die Bahn hatte daraufhin zugesagt, ihre Pläne zu überarbeiten - passiert sei aber wenig, bedauert Bürgermeister Piet Mayr (CSU).

Nach der Schließung des Kiosks sieht er "die Bahn in der Pflicht" den Service für die Reisenden sicherzustellen. Wenigstens die feste Zusage, einen Fahrkartenverkauf einzurichten, würde er sich wünschen. "Doch die winden sich", so der Bürgermeister. Anfragen der Gemeinde würden ebenso höflich wie unbestimmt beantwortet, sagt Mayr. Konkretes sei nicht zu erfahren. "Die Bahn lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern".

© SZ vom 28.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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