Zorneding:Am Ende der Geduld

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In der neuen Halle können die Kinder zeigen, was sie können. (Foto: Christian Endt)

Seit etwa 50 Jahren wünschen sich die Zornedinger eine neue Sportstätte, doch diese Investition fand lange keine politische Mehrheit. Nun endlich kann die Dreifeldhalle feierlich eröffnet werden.

Von Carolin Fries, Zorneding

Alfred Wall hat einen schwarzen Anzug gewählt, darunter trägt er ein weißes Hemd und eine farbige Krawatte. Damit ist der Ehrenvorsitzende des TSV an diesem Samstag der mit Abstand am besten angezogene Mann in der neuen Dreifeldsporthalle der Gemeinde. Wall hat viele Jahre für diese Halle gekämpft - "gegen Institutionen, die von Sport gar keine Ahnung hatten", wie er sagt. Mehr als einmal, erzählt er, hätte er aus der Haut fahren können während der jahrelangen zähen Verhandlungen mit dem Gemeinderat. "Ich war mehrmals kurz davor, die Geduld zu verlieren." An diesem Samstag feiert er nun die offizielle Eröffnung der Halle - und sein Durchhaltevermögen. Erst vor vier Jahren, als die Halle schon beschlossen war, übergab er den Vorsitz an Hilde Tiemann.

Doch nicht nur Wall verbindet eine persönliche Geschichte mit der neuen Sporthalle. In den knapp 50 Jahren ihrer Entstehungsgeschichte, die Bürgermeister Piet Mayr (CSU) noch einmal kurz umriss, hat sie viele Zornedinger direkt betroffen - vor allem in ihrem Fehlen. Viele Erwachsene blicken andächtig von der Tribüne hinunter auf den Hallenboden. "Schade, dass es das zu unserer Zeit nicht gab. Als wir noch aktiv im Verein waren", sagt ein junger Mann. Seine Kinder, noch wackelig auf zwei Beinen unterwegs, sollen es nun besser haben. "Ich bin sicher, bald wieder mehr Zornedinger Sportler ehren zu können", sagt Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Zuletzt seien es relativ wenige gewesen. Er hat Piet Mayr einen Zinnteller mitgebracht. Die Zornedinger Investition nennt er "sinnvoll", denn alle Kinder, die Sport machten, säßen nicht vor Bildschirmen oder an Bahnhöfen.

Sinnvoll erscheint die Investition an diesem Tag offenbar allen, doch das war nicht immer so. Über viele Jahre haben für einen Hallenbau die politischen Mehrheiten gefehlt. Das oft bemühte Totschlag-Argument: die hohen Kosten. 3,8 Millionen Euro reine Baukosten hat die Halle letztlich verschlungen und ist damit das größte Bauprojekt in der jüngeren Geschichte Zornedings - vor dem Sportzentrum an der Bucher Straße (3,7 Millionen Euro), dem Kindergarten Sankt Georg (3,1 Millionen Euro) und dem Rathaus (2,5 Millionen Euro). Schuld an den Verzögerungen, so Mayr, seien die Straßen gewesen. "Die Planungen der Umgehung der B304 und Staatsstraße 2081 standen dem Projekt entgegen und haben sich durchgesetzt." Erst als die Umgehung 2007 fertig war - "da hat's dann doch geklappt".

Die TSV-Vorsitzende Hilde Tiemann spricht denn auch von einem "tollen Gefühl". Seit vier Wochen nutzen die acht Abteilungen das neue, lang ersehnte Angebot nun. Die Wochen davor quetschte man sich in die zwei bestehenden Schulturnhallen, obwohl eine davon seit September die Mittagsbetreuung beherbergt. "Es war natürlich schwierig, aber wir wussten ja, dass es auf Zeit ist", sagt Tiemann. Zwei Schecks darf sie an diesem Tag in Empfang nehmen. "Es gibt immer Wünsche", antwortet sie auf die Frage, für was sie die 1200 Euro ausgeben will.

Vor allem ältere Erwachsenen und Senioren sind gekommen, um die neue Halle mit der Gemeinde zu feiern. Es gibt Häppchen, Currywurst, Kuchen und Getränke, jeder der etwa 300 Besucher erhält außerdem einen "Zornedinger Power-Riegel" und ein Festwappen. Die einzelnen Abteilungen haben ein kleines Programm vorbereitet. "Jetzt haben wir endlich wieder Platz", sagt Albert Kempter. Der 82-Jährige ist in der Tischtennis-Abteilung aktiv sowie bei der Seniorengymnastik. Zuletzt habe er kaum noch trainieren können, erzählt er. "Wenn ein Punktspiel war, und das war oft der Fall, war die Halle voll." Doch so groß die Freude auch ist - es gibt auch Kritik. Volleyballer und Badmintonspieler blende das LED-Licht, heißt es. Und wenn die Trennwände unten sind, hat man von zwei Hallendritteln keinen Blick mehr auf die Uhr.

© SZ vom 02.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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