Woche der Büchereien:Die Faszination des Wortes

Lesezeit: 2 min

Norbert Kober entführt sein Publikum in andere Welten

Von Valentina Antonucci, Forstinning

Das Getränk vergessend in der Hand haltend, starren sie mit weit geöffneten Augen und unabwendbaren Blick den Mann mit den abstehenden Locken an. Es ist mucksmäuschenstill, nur seine Stimme füllt den Raum. Fast wie Kinder, die von einem Kasperl-Theater völlig in den Bann gezogen worden, sitzen sie da. Der Grund dafür ist gar nicht so anders und trägt den Namen Dr. Norbert Kober.

Der "Doktor der Erzählkunst", wie er des Öfteren angepriesen wird, hat eigentlich Philosophie studiert und später im Bereich Erzählkunst und Medienpädagogik promoviert. Nun arbeitet er unter anderem als professioneller Erzähler und verzaubert dabei sein Publikum mit den verschiedensten Geschichten aus seinem umfassenden Repertoire, welches sich vor allem durch seine Reisen in abgelegene Regionen unserer Welt, wie beispielsweise den Iran oder den Norden Indiens, stetig erweitert.

Dass er nun ausgerechnet das Publikum in der Zeitschmiede in Forstinning beglücken durfte ist auf "Die Woche der Büchereien", die im gesamten Landkreis vom 12. bis 21. April stattfindet, zurückzuführen. Diese Themenwoche soll die ehrenamtliche Arbeit der Büchereien, vor allem im Bereich der Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz, würdigen. Aufgrund dessen finden in vielen Gemeinden Aktionen von Büchereien statt. Neben Konzerten, Spielenachmittagen und Ausflügen gibt es selbstverständlich auch Lesungen und eben den Erzählkunstabend mit Dr. Kober, bei welchem zusätzlich noch das zehnjährige Jubiläum der Gemeindebücherei Forstinning gefeiert wurde.

Die Stimmung war bestens und das Café zum Bersten gefüllt. In dem kleinen, gemütlichen Raum, der eher an ein privates Wohnzimmer als an einen öffentlichen Ort erinnert, saßen die Leute an mehreren großen Tischen verteilt. Es wurde sich angeregt über die Tische hinweg unterhalten, etwas getrunken und vereinzelt auch das ein oder andere Schnittlauchbrot gegessen - ähnlich, wie bei einer Familienfeier in großer Runde. Doch sobald Kober das Wort ergriff wurde es still, keiner der Gäste konnte sich seiner Erzählungen entziehen. Mit seiner beruhigenden, tiefen Stimme, der lebhaften Darstellung aller Charaktere, sowie der bildhaften Erzählsprache, die wie aus einem Märchenbuch entsprungen wirkt, ist er wirklich eine Koryphäe auf seinem Gebiet.

Er faszinierte das Publikum mit Märchen oder Lehrstücken, wie dem von dem Tonkrug und dem Messingtopf, welches uns lehrt, dass der Weg mit einem Partner, der aus demselben Material besteht, wie man selbst, meist gefahrloser ist. Des Öfteren wurden die Zuhörer jedoch auch miteingebunden, mussten immer wieder eine Abfolge von scheinbar unzusammenhängenden Wörtern wiederholen um Kober dabei zu helfen die Geschichte einer kleinen Fee, mit ernsthafter Fußverletzung, nämlich "SchneeSeeKleeRehFeeDrehZehWeh", zu erzählen.

So unterschiedlich die Geschichten auch sind, hatten sie trotzdem einen gemeinsamen Nenner. "Jede Geschichte des heutigen Abends stammt von einem Autor, den Sie auch in der Bücherei finden können", verkündet Kober zu Beginn. Denn er sei gebeten worden, doch bitte Geschichten zu erzählen, die wieder mehr Menschen in die Bücherei locken würden. Ob dies schlussendlich gelungen ist wird sich erst noch zeigen, eines jedoch ist klar: Durch die Geschichten, die der Doktor der Erzählkunst vortrug, entführte er das Publikum nicht nur in eine Welt der Wunder und Mythen, sondern wurde selbst immer mehr ein Teil von ihr, so dass die Ähnlichkeit zu einem gewissen Doktor, der mit seiner Tardis Leben rettet, immer mehr zu Tage trat.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: