Wirtschaft:Sofort reagieren, schnell zahlen

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Der Landkreis will ein besserer Partner für den Mittelstand werden und sich für ein entsprechendes Gütezeichen qualifizieren. Bisher kann sich keine andere Kommune in Bayern damit schmücken

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Der Landkreis Ebersberg will ein noch besserer Partner für den Mittelstand werden: Schneller auf Anfragen reagieren, schneller Anträge bearbeiten, schneller Rechnungen zahlen - das sind einige der Bedingungen, die der Kreis erfüllen muss, um das RAL-Gütezeichen zu erwerben. Bisher darf sich noch keine Kommune in Bayern mit diesem Siegel schmücken, Ebersberg ist somit gemeinsam mit den Kreisen Landsberg am Lech und Traunstein unter den Pionieren im Freistaat. "Eine tolle Geschichte", sagt Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger.

Die Vorbereitungen im Landratsamt für den Zertifizierungsprozess laufen bereits, nach Angaben von Finanzmanagerin Brigitte Keller ist eine Probezertifizierung im Juli 2017 geplant. Im Dezember 2017 soll der Landkreis dann das Gütezeichen endgültig erwerben. Wie Keller in der jüngsten Sitzung des Kreistags erläuterte, gibt es gute Gründe, mehr für den Mittelstand zu tun: "99,6 Prozent der Unternehmen sind Mittelständler, in diesen Unternehmen arbeiten 70 Prozent der Beschäftigten, dies belegt die hohe Bedeutung des Mittelstands."

Insgesamt 14 so genannte "Serviceversprechen" muss der Landkreis erfüllen, um das Gütezeichen "Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung" zu erhalten. So muss sich der Kreis beispielsweise verpflichten, Auftragsrechnungen, die von mittelständischen Unternehmen an die Kommune gestellt werden, innerhalb von maximal 15 Arbeitstagen zu bezahlen. Schon allein das ist eine "Super-Idee", wie Martin Schmid, Obermeister der Bau-Innung Wasserburg-Ebersberg, unterstreicht: "Die Unternehmen müssen oft lange auf ihr Geld warten, 30 Tage und länger. Weil man ja für große Summen in Vorleistung geht, ist das schon problematisch." Öffentliche Auftraggeber seien da auch oft kein Vorbild: Der Zuständige sei im Urlaub, ein anderer habe keine Zeit - solche Argumente würden dann angeführt. "Da hapert's an allen Ecken und Enden!" Auch Kreishandwerksmeister und CSU-Kreisrat Johann Schwaiger sieht in der Zertifizierung einen Vorteil, nicht nur für die Unternehmer - sondern auch für den Kreis: Er werde mit Sicherheit künftig von Firmen als Auftraggeber bevorzugt, wenn er sich auf diese Weise profiliere.

Der Kreis will sich auch verpflichten, Bauanträge schnell zu beantragen und Genehmigungen zügig zu erteilen. Vor allem aber wird Wert auf gute Kommunikation gelegt. Die Behörde wird Antragsteller über den Ablauf und die voraussichtliche Bearbeitungszeit informieren und sofort Eingangsbestätigungen verschicken, die auch den Namen des zuständigen Ansprechpartners erhalten. Erste Informationen zum Verfahren soll es bereits innerhalb von sieben Arbeitstagen geben, Besprechungen sollen innerhalb von fünf Arbeitstagen ermöglicht werden. Auch auf Beschwerden soll innerhalb von maximal drei Arbeitstagen qualifiziert reagiert werden, innerhalb von maximal einem Arbeitstag sollen Unternehmer, die die Behörde anrufen oder anmailen, eine Rückmeldung erhalten. Ob das Landratsamt alle Versprechen auch einhält, wird nicht nur zu Beginn des Zertifizierungsprozesses kontrolliert; der TÜV hält auch danach ein Auge darauf.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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