Windpark-Projekt:Verwehte Hoffnung

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Die kritische Stellungnahme der Flugsicherung zum geplanten Windpark im Forst beunruhigt Landkreis, Forstamt und Anliegergemeinden. Eine Prognose darüber, ob das Projekt noch zu retten ist, wagt niemand.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Landkreis wachsen die Sorgen um den geplanten Windpark im Forst. Ob dieser trotz der negativen Stellungnahme der Flugsicherung möglich ist, wird sich wohl erst in einigen Wochen zeigen. Doch bereits jetzt mehren sich die besorgten Stimmen, die ein Ende des Projektes nicht mehr ausschließen. Denn ob die Planerfirma Green City am Ende gegen die Stellungnahme erfolgreich vorgehen kann, ist völlig unklar.

"Wir sind nicht glücklich über diese Stellungnahme", sagt der Klimaschutzmanager des Landkreises Hans Gröbmayr. Wie diese einzuschätzen ist - als lediglich eine weitere kleine Verzögerung oder gleich das Aus für die Rotoren im Forst - "wir wissen es nicht", so Gröbmayr. In der Vergangenheit habe die Flugsicherung bei ähnlichen Vorhaben ähnlich kritische Stellungnahmen abgegeben, mit sehr unterschiedlichem Ausgang. In einigen Fällen sei die Stellungnahme zurückgezogen worden, in anderen hätten aber auch Windräder nicht gebaut werden können.

Dass dies möglicherweise auch dem Ebersberger Windpark drohen könnte, will Heinz Utschig, Leiter der für den Ebersberger Forst zuständigen Staatsforsten Wasserburg, nicht ausschließen. "Die Flugsicherung hat schon ein gewichtiges Wort mitzureden, ob man da drüber kommt, muss sich erst zeigen." Wie die Sache aber am Ende ausgeht, darüber wagt Utschig noch keine Prognose. "Man muss jetzt schauen, ob man eine Lösung finden kann - wenn es eine gibt."

Geben wird es auf jeden Fall eine längere Verzögerung, erwartet Piet Mayr, Bürgermeister von Zorneding. Wie Utschig ist er der Meinung, dass die Stellungnahme der Flugsicherung durchaus Gewicht hat und wohl auch nicht einfach zu entkräften sein dürfte. Trotzdem hätten die Planer bereits einiges investiert, zu viel, um das Projekt jetzt einfach aufzugeben. "Am Ende werden das wohl die Juristen klären", vermutet Mayr, entweder indem sich beide Seiten auf einen Kompromiss einigen oder im Rahmen eines Gerichtsprozesses.

Einen solchen kann sich auch Georg Kast, Wirtschaftsförderer im Vaterstettener Rathaus, gut vorstellen. Er geht davon aus, dass die Planer die Stellungnahme zunächst juristisch prüfen lassen und dann eventuell vor Gericht dagegen vorgehen. Den möglichen Ausgang könne er aber nicht beurteilen, so Kast, teilt aber die Ansicht Mayrs, dass die Stellungnahme eine erhebliche Verzögerung bedeutet.

Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Planerfirma daran wohl keine Schuld trifft. Dass Green City die Stellungnahme der Flugsicherung nicht viel früher eingeholt habe, liege einfach daran, dass man zuerst die Wirtschaftlichkeit geklärt habe, so Kast. Dies sei das übliche Vorgehen bei solchen Projekten, "niemand konnte damit rechnen, dass so ein Hammer kommt", sagt Kast. Auch für Gröbmayr war Veto der Flugsicherung beim Start der Planungen von niemandem abzusehen. "Bisher gab es nie Probleme, wenn ein Abstand von 3,5 Kilometern eingehalten wurde", sagt Gröbmayr. Erst seit ein oder zwei Jahren bestehe man dort auf 15 Kilometern Abstand zwischen Radaranlage und Windrad, eine Auffassung, die laut Gröbmayr sogar von einigen Flugsicherheitsexperten als zu extrem bewertet werde. "Die Leute von Green City sind fleißig und machen ihre Aufgaben gut", lobt auch Utschig, "aber in den vergangenen Jahren hat sich hier viel Verwirrendes getan."

Noch deutlicher wird Kast, er vermutet politische Motive hinter der neuen Linie der Flugsicherung. Hielte sie daran fest, sei dies "eine katastrophale Entwicklung" für die Windkraft im Landkreis. Denn zusammen mit der kürzlich vom Landtag beschlossenen 10H-Regelung, wonach der Abstand zwischen Wohnhäusern und Windrädern mindestens das Zehnfache deren Höhe betragen muss, blieben dann kaum noch Flächen übrig, auf denen Windräder gebaut werden könnten.

© SZ vom 20.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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