Wegen Beschwerden:Grafing feuert Stadthallen-Koch

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Die Stadthalle ist der größte Veranstaltungsort in Grafing, doch viel verdienen lasse sich hier nicht, sagt der Pächter. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Weil es zu viele Beschwerden über Küche und Service gab, kündigt das Rathaus dem Wirt. Sein Nachfolger steht wohl bereits fest.

Von Thorsten Rienth, Grafing

GrafingSeit zwölf Jahren betreibt er die Küche der Grafinger Stadthalle. Jetzt hat die Stadt dem Pächter gekündigt. Auslöser sollen Beschwerden bei der Hegeschau der Jäger Mitte des Monats gewesen sein. Im Spätsommer oder Herbst soll der Wirt des Grafinger "Sirtl" übernehmen. Offenbar ist die Nachfolge bereits beschlossene Sache.

Wenn es bei den Veranstaltungen in der Grafinger Stadthalle um die Bewertung von Küche und Service geht, liegen die Meinungen auseinander: Da sind die einen, die über lauwarmes Essen und lange Wartezeiten klagen. Die anderen entgegnen, die Stadthalle sei ja kein Sternerestaurant.

Unumstritten ist der Küchenpächter also nicht. Dass seine Stelle aber zur Disposition stand, war zumindest öffentlich bislang nicht bekannt. Im Rathaus und im Stadtrat muss sich allerdings einiges an Frust angestaut haben. Bei der diesjährigen Hegeschau habe es trotz eigens vorbestellter Speisekarte zu wenig Essen gegeben, heißt es.

Daraufhin zog die Stadt die Reißleine und verschickte die Kündigung, wie Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) auf Nachfrage der SZ bestätigte. Nun soll der Wirt des "Sirtls" übernehmen, berichten Stadträte.

Die Details - und auch der Vertragsstatus mit dem neuen Pächter - sind unklar. Der vergangene Woche tagende Finanzausschuss hatte das Thema lediglich im nicht öffentlichen Teil behandelt.

Dass es bisweilen Beschwerden gab, bestreitet der Pächter nicht grundsätzlich, sagt aber, dass "das ein Herauspicken von Kleinigkeiten ist. Es gibt auch viele, die zufrieden sind." Ein paar hundert Personen gleichzeitig zu bedienen, sei eben nicht einfach. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass das jemand anderes besser hinbekommt." Er sei kein Amateur, sondern seit 40 Jahren in der Gastronomie tätig.

Der Wirt selbst sagt, er sei "fast erleichtert"

Über die Kündigung sei er "fast erleichtert". Der Betrieb sei zusehends ein Minusgeschäft geworden. Einer der Gründe sei sicherlich der Ebersberger Stadtsaal. Seit es den gibt, "sind die Veranstaltungen, bei denen ich das Catering übernehme, zurückgegangen", so der Wirt. "Und wenn sich in der Stadthalle ein Verein von 200 Leuten trifft und die dann 700 Euro Umsatz bringen, dann lohnt sich das alles nicht mehr." Zudem fänden praktisch von Mitte Mai bis Mitte September keine Veranstaltungen mit Catering statt. Er habe deshalb bereits vor einiger Zeit kündigen wollen, dann aber von der Stadt die Pacht reduziert bekommen. "Es kann ja nicht sein, dass ich das ständig über meine anderen Betriebe ausgleiche."

Gleichwohl der Finanzausschuss das Vorgehen der Stadt mehrheitlich gebilligt haben soll, bestehen im Stadtrat Bedenken. Warum man sich für die neue Besetzung nicht zusätzliche Angebote von weiteren Grafinger Gastronomen eingeholt hätte, fragte etwa ein Mitglied des Gremiums? Dann hätte man vergleichen können. Verpflichtet zu einem solchen Vergleich ist die Stadt allerdings nicht.

Zumindest ein Teil der örtlichen Gastronomen sehe die Entscheidung aus dem Rathaus kritisch, berichtete jemand, der sich in der Grafinger Gastroszene auskennt. "Da haben auch noch andere Interesse gehabt." Gleichzeitig bestätigt er den gekündigten Pächter: "Mit der Stadthallenküche lässt sich halt leider nur schwer Gewinn erwirtschaften", fürchtet er und schiebt nach: "Zumindest mit der derzeitigen Veranstaltungsstruktur."

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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