Wegen Autobahnausbau:Überholte Straßenführung

Lesezeit: 2 min

Der Grünen-Politiker Günter Glier fordert bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung den Planungsstopp für die Umfahrung von Weißenfeld und Parsdorf

Von Karin Kampwerth, Vaterstetten

17 von einem Teerband durchschnittene Äcker, 8,5 Hektar weniger landwirtschaftliche Flächen und kilometerlange Umwege, die die Vaterstettener künftig in Kauf nehmen müssten, um die verschiedenen Ortsteile zu erreichen - für Günter Glier ist die vom Gemeinderat beschlossene und im Planfeststellungsverfahren befindliche Umfahrung von Parsdorf und Weißenfeld ein zweifelhaftes Unterfangen. Der Grünen-Politiker, der ausdrücklich betont, seinen Protest gegen das Projekt nicht im Namen seiner Partei, sondern als einfacher Bürger kundzutun, will das verhindern. "Ich stehe hier und kann nicht anders", zitierte der 72-Jährige Luther als Motivation, am Dienstagabend in den Pfarrsaal "Zum kostbaren Blut Christi" eingeladen zu haben.

Glier, der von 2008 bis 2014 für die Grünen im Gemeinderat saß, sucht Unterstützer, um die beschlossene Trasse doch noch zu verhindern. Dazu hat er eine Bürgerinitiative mit dem Namen "Verkehr der kurzen Wege" (BI-VkW) ins Leben gerufen. Deren Ziel ist ein Bürgerbegehren, das zu einem Bürgerentscheid gegen die aktuelle Planung führen soll, falls der Gemeinderat an in seiner Sitzung an diesem Donnerstag daran festhalten sollte. Nach Gliers Ansicht ist die Trasse nicht mehr zeitgemäß, weil sich die Bedingungen durch den angekündigten Aus- und Umbau der A 99 und A 94 sowie des Autobahnkreuzes geändert hätten. Der kurzfristigen Einladung zur Informationsveranstaltung waren 40 Vaterstettener nachgekommen.

Die meisten der Gäste äußerten ihre Überraschung zu den Ausmaßen der Umfahrung immer wieder mit Kopfschütteln. Zum Beispiel, als Glier seine Vermutungen zu den künftigen Verkehrsflüssen erklärte. Demnach würde die Spange, die weiträumig nördlich um Weißenfeld herum verlaufen soll und zwischen dem Autobahnkreuz und Parsdorf entlang der A 94 ins Gewerbegebiet führt, Pendlern zwar entgegenkommen. Die Vaterstettener und Baldhamer allerdings würden weiter wie bisher nach Parsdorf fahren. Und das, davon ist Glier überzeugt, trotz verkehrsberuhigender Maßnahmen in Weißenfeld, Hergolding und Parsdorf. Diese sollten die Autofahrer eigentlich zwingen, die Umfahrung anzunehmen. "Die verkehrsberuhigten Strecken sind aber nur kurz und können ausgesessen werden", sagte Glier.

Mit Rechenbeispielen unterstrich er auch seinen Verdacht, wonach die Vaterstettener weiterhin wie bisher durch Weißenfeld auf die A 94 nach München fahren würden, statt die Umfahrung zu nutzen. Das seien täglich 2,8 Kilometer weniger. Bei durchschnittlich 200 Arbeitstagen im Jahr mache das 280 Kilometer weniger auf dem Tacho aus, hinzu kämen die eingesparten Spritkosten. Doch nicht nur das Geld, das in den Tank fließen würde, verärgert Glier. Auch die Kosten für die Umfahrung seien viel zu hoch.

Neun Millionen Euro sind als Gemeindeanteil kalkuliert, hinzu kommen 2,5 Millionen vom Kreis und 4,5 Millionen Euro, die der Investor des Parsdorfer Gewerbegebietes zuschießen würde - wenn die Umfahrung bis 2023 für den Verkehr freigegeben wird. Für den 72-Jährigen eine Milchmädchenrechnung. "Wenn ich neun Millionen zahle, um 4,5 Millionen zu gewinnen, ist das ein eigenartiges Spiel", sagte Glier.

Seine Empfehlung für eine kurze Südspange um Weißenfeld herum mit einer Anschlussstelle auf die A 99 ist freilich nicht neu. "Diese Strecke entspricht auch den Vorstellungen des Bürgermeisters", sagte Glier. Aufgrund der Ausbau-Ankündigung der Autobahndirektion Südbayern hatte Georg Reitsberger (FW) dem Gemeinderat in dessen Januarsitzung überraschend angekündigt, die südliche Umfahrung Weißenfelds nochmals prüfen zu lassen. Von dort aus könnte entlang der Autobahnen eine Umfahrung für Parsdorf angeschlossen werden.

"Das ist unsere Variante", sagte Glier, "kurze Wege, preiswert, effektiv. Mehr ist unnötig." Darüber hinaus führte er an, dass sich die Landwirte, die ihre Äcker für die Umfahrung hergeben sollen, zusammen an einen Anwalt gewandt hätten. "Die werden sich sehr, sehr wehren", sagte Glier, der nun auf die Einsicht des Gemeinderates hofft.

"Die Aussicht, dass sich unsere Gemeinde neun Millionen Euro sparen könnte, sollte diese Gedanken fördern", sagte Glier zum Abschluss der Veranstaltung unter großem Applaus.

Die öffentliche Sitzung des Gemeinderates beginnt an diesem Donnerstag, 8. Februar, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Die Umfahrung für Parsdorf und Weißenfeld ist der fünfte Tagesordnungspunkt.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: