"Ausverkauft" prangt in großen Filzstift-Buchstaben auf einem Blatt Papier, das an dem kleinen Eingangszelt befestigt ist. Das bedeutet, dass sich mittlerweile rund 1000 Besucher auf dem Gelände des Freilichttheaters am Stoa in Edling tummeln. Es ist erst 20 Uhr. Recht früh für einen Festivaltag, der laut Programm noch bis vier Uhr morgens dauern wird. Das Kuahgartn Open Air ist seit den Mittagsstunden in vollem Gange.
Einen schmalen gewundenen Schotterweg bergauf, vorbei an verschiedenen Essens- und Getränkeständen, an kleinen Läden, die allerlei Krimskrams zum Verkauf anbieten, um eine letzte Biegung und man steht inmitten des Festivalgeländes. Viele Besucher haben es sich mit Decken auf dem Hang gegenüber der Haupt- und der Stoa-Bühne gemütlich gemacht. Mit einem kühlen Bier genießen sie die letzten Sonnenstrahlen zum Volksmusik-Pop der Österreicher Attwenger, die auf der Stoa-Bühne in der Mitte des kleinen Amphitheaters mächtig für Stimmung sorgen. Viele der Besucher hält es da nicht mehr auf den Steinstufen - die Tanzfläche direkt vor der Bühne, dunkelgelb beleuchtet von der Abendsonne, ist mehr als nur gut gefüllt.
Der Wasserburger Fabian Geiger ist bereits seit 14 Uhr auf dem Kuahgartn. Gelockt von den heißen Temperaturen des vergangenen Samstags hat er zusammen mit Freunden beschlossen, her zu kommen. Ihm gefällt es hier. "Alle sind so aufgeschlossen und nicht so introvertiert, wie man es sonst von den Bayern gewohnt ist", beschreibt er seine bisherigen Eindrücke.
Spontan gekommen ist auch Erika Dumler. Das Veranstaltungsteam um den Club Leonhard kennt sie von früheren Konzerten. Grund genug für sie, das Kuahgartn Open Air auszuprobieren. "Man kann auf Verdacht herfahren, auch wenn einem die Bands unbekannt sind, und wird nicht enttäuscht", berichtet sie begeistert.
Während die letzten Töne von Attwenger verklingen, stehen auf der Hauptbühne die deutschsprachigen Rocker der Band Trümmer schon bereit. Bei blauem Licht und Nebelschwaden legen die vier Hamburger los. Und das nicht zu knapp. Tanzen zunächst nur die Besucher in direkter Bühnennähe zu dem harten E-Gitarren-Sound, greift der Bewegungsdrang schon bald bis in die letzten Reihen über. Und trotzdem: "Die Jugend tanzt ganz schön steif", kritisiert Peter Arnold seine jüngeren Mitbesucher. Eine lange Anfahrt haben sie hinter sich, erzählt Sänger und Gitarrist Paul Pötsch. Aber es hat sich offenbar gelohnt: "Dankeschön Kuhgarten", ruft der Hamburger Pötsch der jubelnden Menge entgegen. Gefolgt von einem schüchternen "ähm. . . Kuahgartn natürlich". So viel Zeit muss sein! In den hinteren Reihen unterstützt ein Mann um die 40 den Sänger mit vollen Kräften, indem er jede Liedzeile lauthals mitsingt. Er ist nicht der einzige. Klar, dass sich Trümmer da nicht lange bitten lässt und mit einer Zugabe den letzten Rest an Energiereserven aufbraucht.
Ohne Pause geht es weiter auf der Stoa-Bühne und der Band The Merry Poppins. Mit eingängigen Klängen, von Roots Reggae über Jazz hin zu bluesigem Sound heizen sie dem Publikum ordentlich ein. Zwischendurch wird von der Bar ein Tablett auf die Bühne gereicht. Ein bisschen "Schnapseln" und den fünf Männern geht die Musik noch leichter von der Hand.
Am späten Abend spielt Jesper Munk, einer der bekannteren lokalen Namen, auf der Hauptbühne. Mit schwarzem Tanktop und Gitarre steht er da. Anders als die übrigen Musiker an diesem Abend beginnt er sein Set mit eher langsamen Rhythmen. Seine Gitarre ist laut und dynamisch. Seine Stimme - da kann man nur staunend und voller Begeisterung zuhören! Die Emotionen beruhen wohl auf Gegenseitigkeit. "Kuahgartn, es ist mega entspannt bei euch", schwärmt Munk am Ende.