Verzicht:Nachricht vom Pfarrer

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Seit September 2016 ist David Scherf, 29, Vikar in der Poinger Christuskirche. Der gebürtige Hamburger, der in Salzburg Abitur machte, studierte nach einem Intermezzo als Hafenarbeiter Theologie an der LMU in München. (Foto: Christian Endt)

Vikar David Scherf initiiert für die Poinger Christuskirche eine digitale Fastenaktion. Per Smartphone verschickt er dazu Impulse

Interview Von Christoph Jänsch, Poing

Vikar David Scherf bringt eine jahrzehntelange Tradition der Evangelischen Kirche Deutschland zum ersten Mal in die evangelische Kirchengemeinde Poing. Mit der Fastenaktion "Zeig dich!", die am 14. Februar begonnen hat, möchte er Menschen zum Perspektivwechsel bewegen - mit digitaler Hilfe. Sein Anliegen: Kirche 2.0. Was dahinter steckt, was ihn dazu bewogen hat und wer mitmachen kann, verrät er im Interview mit der SZ.

Wie funktioniert die Fastenaktion?

David Scherf: Seit Aschermittwoch sende ich sieben Wochen lang täglich eine Nachricht zu einem bestimmten Thema. Diese Nachrichten sollen als Impuls für den Tag dienen. Die Themen wechseln dabei jede Woche. In der zweiten Woche, so viel kann ich schon einmal verraten, heißt das Motto beispielsweise "Zeig dein Mitgefühl!" Damit interessierte Personen meine Nachrichten erhalten können, muss ich sie in einen anonymen Verteiler aufnehmen. Hierfür benötige ich vom dem- oder derjenigen eine Nachricht mit dem Inhalt "Fasten" an die Mobilnummer (0170) 457 84 01. Es kann bei der Aktion übrigens jederzeit zwischendurch ein- oder ausgestiegen werden. Eine kurze Nachricht genügt vollkommen. Nach dem 1. April werden dann ohnehin alle Nummern wieder gelöscht.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Die Fastenaktion "7 Wochen ohne" der Evangelischen Kirche Deutschland gibt es bereits seit 1983. Sie steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. In diesem Jahr lautet das Motto "Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen". Im vergangenen Jahr habe ich mit drei befreundeten Vikaren aus anderen Gemeinden Bayerns beschlossen, das Projekt auch in unsere Gemeinden zu tragen. Zuvor hat die evangelische Kirchengemeinde Poing daran nicht teilgenommen.

Warum führen Sie "Zeig dich!" mithilfe von Messengerdiensten wie Whatsapp und Telegram durch?

Wir wollen die Kirche mehr in den digitalen Raum rücken. Anfangen können wir damit vor Ort, im Kleinen. Wir möchten mit der Aktion so viele Menschen wie möglich erreichen. Und wir möchten sie vor allem dort erreichen, wo sie sind. Und das ist unterwegs, digital. Außerdem wird die Aktion dadurch lebendiger, wir können ansprechendere Medien wie Bilder und Videos verwenden.

Und wenn Menschen in der Fastenzeit auf diese Dienste verzichten möchten?

Ich finde es nachvollziehbar, wenn jemand diese Entscheidung für sich trifft - ich selbst verzichte darauf beispielsweise im Urlaub. Aber ich finde es nicht mehr zeitgemäß, den Leuten vorzuschreiben, auf solche komfortablen Dienste zum Beispiel während der Fastenzeit zu verzichten. Ich fände es sogar abschreckend.

Wer kann alles mitmachen?

Es ist ausdrücklich jeder eingeladen teilzunehmen. Die Aktion ist völlig unabhängig von Glauben oder Gemeindezugehörigkeit. Ich bin aus dieser Gemeinde einfach das Gesicht für die Aktion.

Wo werben Sie überall für diese Aktion?

Flyer mit allen Informationen liegen an vielen Stellen in Poing aus: Selbstverständlich in der Kirche, in der Krippe und digital auf meinen persönlichen Facebook- und Instagram Seiten. Weitere Informationen gibt es außerdem unter www.christuskirche-poing.de.

Was ist das Besondere an dieser Fastenaktion? Und was ist der Sinn und Zweck?

Das Besondere ist, dass es keine Fastenaktion in dem Sinne ist, wie man es gewöhnlich kennt. Es geht nicht um den klassischen Verzicht auf etwas, sondern darum, einmal die Perspektive zu wechseln. Aus Fassaden auszubrechen und sich nicht zu verstellen. So zu sein, wie man ist. Die täglichen Impulse sollen dabei helfen.

Wie groß ist der Aufwand für diese Aktion?

Natürlich ist das ein zusätzlicher Aufwand, den ich normalerweise nicht hätte. Die Aktion muss vorbereitet werden, es müssen Bilder gemacht und Videos geschnitten werden. Zudem kann die Aktion zum Dialog anregen, was bedeutet, dass ich sicher auch Rückmeldungen von den Abonnenten bekomme. Und ich nehme mir die Zeit, auf jede Einzelne zu antworten. Dennoch freue ich mich sehr auf die sieben Wochen.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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