Verkehr:Es geht rund

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Kein Stillstand, weniger Unfälle: Im Straßenbau liegen Kreisverkehre im Trend - auch im Landkreis Ebersberg.

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

Monströs liegt er in der Landschaft. Er unterbricht die gerade Fahrbahn für nur wenige Meter. Außen Teer, in der Mitte begrünt, wahlweise verziert mit Blumen, Schildern oder Kunstwerken. Eine runde Sache für viele, der Kreisverkehr - nicht nur optisch, sondern auch funktional. Der Kreisverkehr ist ein straßenbauliches Trendobjekt, der als solches Lob von vielen Seiten erhält. Kein Stillstand, wenige Unfälle und eine breite Akzeptanz bei den Bürgern. Was wünscht man sich mehr?

Im Landkreis lässt sich inzwischen eine Vielzahl der geteerten Kreisel finden. Auf Kreisstraßen gibt es neun Kreisverkehre, die sich unter der Verwaltung des Staatlichen Bauamts Rosenheim befinden. Hinzu kommen viele Kreisverkehre, für die die jeweiligen Gemeinden selbst zuständig sind. Die ersten Kreisverkehre sind in den 1990er Jahren entstanden, die Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt steil nach oben. "Ein großer Vorteil ist, dass der Verkehrsfluss nicht unterbrochen wird wie bei den Ampeln", sagte Evelyn Schwaiger, die Sprecherin des Landratsamts.

So lasse sich die Zahl der schweren Unfälle drastisch reduzieren. Lediglich kleinere Blechschäden seien noch zu beobachten. Eine unbegrenzte Kapazität kann aber auch der Kreisverkehr nicht stemmen. Je nach Größe und Durchmesser, sind die Kreisel auf bis zu 25 000 Fahrzeuge pro Tag ausgelegt. Wenn der Verkehr über diese Grenze ansteigt, ist laut Verkehrsexperten die Ampelanlage leistungsfähiger - kann also mehr Fahrzeuge in kürzerer Zeit sicher über die Kreuzung lotsen.

Platz für Kreativität

Rein äußerlich ist der Kreisverkehr der Stahlkonstruktion mit ihren drei leuchtenden Farben aber weit überlegen. Denn auf der kreisrunden Fläche in der Mitte bleibt viel Freiraum für Kreativität. Ob hübsch angelegte Beete mit bunten Blümchen, kleine Wasserfontänen, grüne Büsche oder Skulpturen, die den Namen des nächsten Ortes künstlerisch preisgeben, in der Mitte der runden Fahrbahn findet sich alles.

Inzwischen hat sogar die Polizei in Poing auf die steigende Zahl der Kreisel reagiert. "Kreisverkehre sind heute gang und gäbe, da müssen wir nachziehen", erklärte Anette Della Sala, zuständig für den Bereich Verkehr. Um den Kindern "verkehrsgerechtes Fahren" näher zu bringen, sollen sie als angehende Verkehrsteilnehmer auf die Nutzung von Kreisverkehren vorbereitet werden. Deswegen will die Polizeiinspektion einen Kreisel in ihren Verkehrs-Parcours integrieren, den die Schulkinder für ihren Fahrradführerschein absolvieren müssen.

Doch nicht nur die Polizei rüstet auf, im Landkreis ist bereits wieder ein neuer Kreisverkehr in Planung. An der Seeschneider Kreuzung zwischen Nettelkofen und Grafing soll er 2017 gebaut werden. Die Kreuzung mitten im Wald birgt bisher ein erhebliches Gefahrenpotenzial. Um die Finanzierung kümmert sich der Freistaat und kommt für einen Großteil der Kosten in der Höhe von 450 000 Euro auf.

Kein Allheilmittel

Damit liegt der Preis für dieses Projekt im üblichen Rahmen, auch wenn sich dieser nur schwer abstecken lässt. 300 000 Euro bis 600 000 Euro muss man veranschlagen. "Die Ausgaben schwanken aber sehr stark und sind abhängig von vielen Faktoren", erklärt Matthias Kreuz vom Bauamt in Rosenheim. Bei der Kostenschätzung müsse nämlich nicht nur auf die Baukosten, sondern auch auf die finanziellen Aufwendungen für mögliche Grundstückskäufe und Geländeanpassungen geachtet werden. Dadurch sei ein Kreisverkehr um ein Vielfaches teurer als eine Ampel.

Der Kreisverkehr kann aber nicht nur die Kosten in die Höhe treiben, sondern beeinträchtigt in manchen Fällen auch den Verkehr. "Vor allem für überlange Schwertransporte und große Lastwagen stellen die kleinen Kreisel ein Problem dar", sagt Kreuzer. Dieses Hindernis ist besonders an der Bundesstraße 12 in Hohenlinden sichtbar.

Am dortigen Kreisel quälen sich die Laster in gefühlter Zeitlupengeschwindigkeit durch die enge Kurve und streifen des öfteren die seitliche Befestigung der Straße. "Der Kreisverkehr ist zwar sinnvoll und liegt im Trend, ein Allheilmittel ist er aber nicht", so Kreuzer.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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