Vaterstetten/Poing:Bilanz mit Hindernissen

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Im April wurden die Vaterstettener VHS und Musikschule neu organisiert - einen Haushalt gibt es bis heute nicht

Von Wieland Bögel, Vaterstetten/Poing

Die Umstrukturierung von VHS und Musikschule Vaterstetten gestaltet sich offenbar aufwendiger, als gedacht. Zumindest legt dies ein nun im Poinger Gemeinderat behandelter Antrag zur Bezuschussung der Bildungseinrichtungen nahe. Demnach gibt es bis heute keinen gültigen Haushalt für VHS und Musikschule für das laufende Jahr.

Im Gremium ging es um die Auszahlung der letzten Tranche der Zuschüsse. 20 Prozent davon - das sind 19 459 Euro für die Musikschule und 20 039 für die VHS - hatte die Gemeinde bislang einbehalten, mit Verweis auf den noch nicht offiziell verabschiedeten Haushalt der beiden Organisationen. Diese hatten nun gebeten, "aus Liquiditätsgründen" die noch ausstehenden Gelder auszuzahlen - auch wenn es immer noch keinen gültigen Haushalt gibt, wie die Verwaltung in ihrer Stellungnahme dazu schreibt. Poings Gemeinderäte folgten der Bitte von VHS und Musikschule, die Zuschüsse werden vollständig ausbezahlt.

Als Grund für das Fehlen eines gültigen Haushaltes nennt die Verwaltung die "schwierige Übergangssituation" bei VHS und Musikschule. Diese sind seit April dieses Jahres in einer neuen Vereinsstruktur organisiert. Gab es zuvor einen gemeinsamen Trägerverein für beide Bildungseinrichtungen, werden sie nun jeweils von einem eigenen Verein getragen. Ebenfalls geändert wurde die Mitgliederstruktur: In den neuen Vereinen können nur die zuschussgebenden Gemeinden - Anzing, Grasbrunn, Pliening, Poing, Vaterstetten und Zorneding - Mitglied werden. Diesen obliegt es auch, einen Haushalt offiziell zu verabschieden, was, wie die Poinger Verwaltung weiter in ihrer Stellungnahme schreibt, aber noch nicht geschehen konnte - eben wegen der Schwierigkeiten bei der Umstrukturierung.

Interessanterweise waren es unter anderem strukturelle Schwierigkeiten, welche zu der Neuorganisation von VHS und Musikschule geführt hatten. Zwar war der Auslöser die Kündigung der Zuschussvereinbarung durch die Gemeinde Vaterstetten - dort forderte man mehr Mitspracherecht und mehr Transparenz. Dass deren Fehlen auch eine Folge der überkommenen Strukturen war, wurde einige Monate später auf einer Mitgliederversammlung des VHS-Vereins deutlich. Diese musste nämlich mehrmals verschoben werden, weil die Kassenprüfer des Vereins die Bilanzen nicht rechtzeitig und nur mit externer Hilfe bewältigen konnten. Was nicht verwundert, angesichts der mit rund drei Millionen Euro Jahresumsatz doch sehr umfangreichen Aufgabe.

Eine solche hatte nun aber auch die neue Geschäftsführung der beiden Vereine zu bewältigen, sagt Georg Kast. Der Leiter der Zentralabteilung im Vaterstettener Rathaus war im vergangenen Jahr viel mit dem Umbau der VHS beschäftigt. Schon damals sei auffällig gewesen, dass die Strukturen nicht mit dem Wachstum der Bildungseinrichtung Schritt gehalten hätten. Die VHS - "eigentlich ein Millionenunternehmen" - sei noch immer aufgebaut gewesen wie ein kleiner Verein. Was im ungünstigsten Fall für die Vorstände schlimme Folgen hätte haben können, denn diese wären nach Vereinsrecht persönlich für finanzielle Unregelmäßigkeiten haftbar gewesen. Solche Unregelmäßigkeiten habe man in den Bilanzen von VHS und Musikschule keine gefunden, versichert Kast - dafür aber andere Schwierigkeiten. "Es ist eine komplexe Aufgabe, die Dinge zu entwirren", so Kast, also zum einen die beiden Vereine auseinander zu dividieren, aber auch die Umstellung der Finanzen von einem im Wesentlichen seit 1971 bestehenden System, das den Bedürfnissen eines überschaubaren Vereins genügt, auf ein modernes Rechnungswesen.

Darum konnte auch noch kein Haushalt offiziell verabschiedet werden, genutzt - etwa bei der Zuschussberechnung - wird darum ein vorläufiges Zahlenwerk, das noch von den Vorgängervereinen übernommen wurde. Die Umstellung werde aber demnächst abgeschlossen sein, so Kast weiter, in der kommenden Woche soll die Bilanz der Bildungseinrichtungen im Vaterstettener Gemeinderat vorgestellt werden. "Ich gehe davon aus, dass wir dann auch bald einen geordneten Haushalt haben werden."

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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