Vaterstetten:Zelte als Ultima Ratio

Lesezeit: 1 min

Landrat informiert über Flüchtlinge auf der Bürgerversammlung

Von Karin Kampwerth, Vaterstetten

"Eigentlich gehe ich nicht auf Bürgerversammlungen", hatte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) kurz zuvor in der Vaterstettener Turnhalle gesagt. In diesem Fall mache er eine Ausnahme - nicht nur, weil er in Vaterstetten wohnt, sondern weil er annimmt, dass die Notunterkunft für Flüchtlinge am Humboldt-Gymnasium Thema sein könnte. "Dann kann ich die Fragen gleich selber beantworten." Recht sollte der Landrat behalten. Nach einigen Hinweisen auf seine Anwesenheit im Pfarrsaal, wo es zunächst um Verkehrsprobleme auf Kreisstraßen ging, kam die Flüchtlingsfrage.

"Deshalb bin ich hergekommen", sagte Niedergesäß und schilderte den Ablauf eines turbulenten Tages, der mit einer Ahnung am Vormittag begonnen hatte, mit der E-Mail der Regierung von Oberbayern am Mittag eine klare Anweisung nach sich zog und mit dem Krisengespräch am Nachmittag in der Schule und mit den Helfern von BRK und THW schloss. Die Helfer waren umgehend zur Stelle, um die Turnhalle für 200 Flüchtlinge herzurichten.

"Aus dem Winternotfallplan wurde das Wort Winter gestrichen", erklärte Niedergesäß den zirka 50 Anwesenden, warum die Turnhalle des Gymnasiums nun doch als Notfallquartier herhalten muss. Wer aber in den vergangenen Tagen Nachrichten gehört habe, müsse kein Prophet gewesen sein, um dieses vorauszusehen - auch wenn er als Landrat bei den zuständigen Ministerien um Aufschub gebeten habe, damit am 26. Juni in der Halle die Abiturzeugnisse verliehen werden können. Sonst habe man in Vaterstetten bedauerlicherweise keinen Platz für 700 Leute. Niedergesäß wies aber darauf hin, dass proportional gesehen Vaterstetten bei der Unterbringung von Asylbewerbern die geringste Last im Landkreis trage und auch in anderen Orten wie Poing und Ebersberg Schulturnhallen mit Flüchtlingen belegt seien.

Über das mögliche Notquartier in der Turnhalle habe er Schule und Eltern bereits im Herbst informiert. Die Stimmung auf der Veranstaltung sei positiv gewesen. "Aber ich weiß auch, dass andere Töne herrschen, sobald die Mikros aus sind", sagte Niedergesäß. Ein wenig in diese Kategorie gehörte wohl der Vorschlag aus dem Publikum, das Zelt vom Vaterstettener Volksfest länger stehen zu lassen, um die Flüchtlinge dort unterzubringen. Tatsächlich habe man über Zelte diskutiert, allerdings als Ultima Ratio. "Und ob das dann menschenwürdig ist?", stellte der Landrat außerdem leise infrage.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: