Vaterstetten:Wohnungen statt Geld

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Auch bei einem Treffen mit den Eltern, die für Kita-Personal in Vaterstetten eine Ballungsraumzulage fordern, gibt es keine Einigung. Die Gemeinde will stattdessen günstige Apartments zur Verfügung stellen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Bei der Frage, wie man dem Personalmangel in Vaterstettener Kitas beikommen soll, gibt es weiterhin sehr unterschiedliche Ansichten. Auch ein Gespräch zwischen Vertretern der Eltern und der Gemeinde brachte keine Lösung. Während die Elternvertreter weiterhin von der Gemeinde mehr finanzielle Unterstützung für die Kitas fordern, hält man dies im Rathaus wegen der knappen Kassen für unmöglich. Zumindest will die Gemeinde nun aber Erzieherinnen mit günstigem Wohnraum locken, acht Wohnungen in Baldham will man unter Marktpreis an Kitapersonal vermieten.

Großer Streitpunkt zwischen Eltern und Gemeinde ist die sogenannte Ballungsraumzulage. Dieser Zuschuss, der etwa im Nachbarlandkreis München bereits bezahlt wird, soll Erzieherinnen dazu bewegen, einen Job in der Hochpreisregion anzunehmen. Auch Vaterstetten solle die Zulage einführen, forderten Eltern verschiedener Kitas im Sommer in einem offenen Brief. Anlass waren wegen Personalmangels eingeschränkte Öffnungszeiten sowie die Tatsache, dass aus dem gleichen Grund bereits erteilte Zusagen für Betreuungsplätze wieder zurückgezogen wurden.

Auf dem Gelände der Brennereigenossenschaft in Baldham-Dorf soll eine neue Kita entstehen. Auch günstiger Wohnraum für Personal soll hier entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei der Gemeinde regte sich aber von Anfang an Widerstand gegen diese Idee. Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen verwiesen auf die hohen Kosten - geschätzt 400 000 Euro pro Jahr - und bezweifelten den Nutzen einer solchen Zulage. Schließlich hätten auch Kommunen, welche die Zulage zahlten, Probleme, genug Personal für die Kitas zu finden.

Ähnlich äußert sich nun Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) nach dem Gespräch mit den Eltern. Falls Vaterstetten eine Ballungsraumzulage einführen wolle, müsste man dazu die Grundsteuer erhöhen - etwas, wofür kaum eine Mehrheit im Gemeinderat zu finden wäre. Zudem schaffe man durch die Zulage "ein Ungleichgewicht", da Vaterstetten damit die einzige Landkreisgemeinde sei, die den Zuschuss bezahle. Nicht zuletzt bedeute die Verteilung an die verschiedenen Träger auch einen enormen bürokratischen Aufwand. Ohnehin unterstütze man die Kitas bereits seit Jahren, sagt der Bürgermeister, nämlich durch mietfreie Räume. Die Gebäude für Krippen, Kindergärten und Horte werden in Vaterstetten nämlich entweder von der Gemeinde selbst gebaut oder gekauft und dann den Trägern kostenlos überlassen, oder Vaterstetten kommt für die Miete auf.

Jüngstes Beispiel ist das neue Gebäude der Brennereigenossenschaft in Baldham. Dessen Erd- und Untergeschoss wird die Gemeinde demnächst zu einer viergruppigen Einrichtung umbauen, auch einen Träger gibt es bereits, das Kinderland wird die Kita übernehmen. Den Umbau der ursprünglich als Lager und Garagen geplanten Räume, etwa den Einbau großer Fenster, einer Küche und eines Essraums, lässt sich die Gemeinde 1,6 Millionen Euro kosten. Im gleichen Gebäude sollen auch die ersten Dienstwohnungen für Erzieherinnen in der Gemeinde entstehen. Dazu, so erläutert Reitsberger, werde die Gemeinde die Wohnungen von der Genossenschaft an- und unter dem Marktwert an die Träger für deren Personal weitervermieten. Acht vergünstigte Wohnungen könnten so geschaffen werden.

"Das ist ja nett gedacht, aber damit kommt man nicht weit", kommentiert dies Petra Köppel, Elternbeiratsmitglied am Kinderhaus am JUZ der AWO. Sie hat ebenfalls an dem Gespräch mit dem Bürgermeister teilgenommen, das Ergebnis ist für sie "leider äußerst deprimierend". Derzeit, so Köppel, fehlten 30 Erzieherinnen in den Einrichtungen in Vaterstetten, drei Gruppen konnten bisher nicht den Betrieb aufnehmen, da seien acht Wohnungen "ein Tropfen auf den heißen Stein". Sie hätte es daher begrüßt, dass die Gemeinde die Ballungsraumzulage bezahlt, "doch das wurde kategorisch abgelehnt." Trotzdem will Köppel nicht aufgeben. Bei einigen Eltern denke man inzwischen darüber nach, eine Initiative zu gründen, mit dem Ziel, dass die Gemeinde die Zulage doch noch einführt.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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