Vaterstetten:Was das Herz bewegt

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Emotional: Peter John Farrowski, Bassist Peter Cudek und Mundharmonikaspieler René Giessen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Peter John Farrowski und Band gehen in Vaterstetten auf Zeitreise

Von Rita Baedeker, Vaterstetten

Erinnerungen, Höhen und Tiefen des Lebens, sind nicht nur mit bestimmten Daten, sondern oft auch mit Musikstücken verknüpft. Die erste Liebe, der Abiturball, das Jahr in der Ferne, der unwiderrufliche Abschied. Wann immer diese Lieder erklingen, taucht man ein in weit abgelegene Gegenden des Herzens und durchlebt Vergangenes noch einmal.

Das Konzert des Vaterstettener Musikers Peter John Farrowski mit Band am Freitag im GSD-Seniorenwohnpark trug den Titel "I remember - Jazz and beyond" und war so etwas wie eine persönliche Zeitreise. In den nur zur Hälfte besetzten Festsaal waren viele Freunde und Angehörige gekommen, manche haben Farrowsky, der eigentlich Peter Musser heißt, schon gekannt, als er noch ein kleiner Bub war. Er spielte mit beim ersten Vaterstettener Rathauskonzert, damals als Oboist; er hatte Engagements am Gärtnerplatztheater und beim Mozarteum-Orchester Salzburg. Den zweiten Namen habe er angenommen, als es mit dem Jazz losging, erzählt er.

Jazzgesang war einer seiner Herzenswünsche. Das neue Programm ist nun die Essenz aus mehr als 20 Jahren musikalischer Tätigkeit, darunter Swing- und Jazzklassiker, Filmmusik, Evergreens und Songs, die, wie es heißt, "sein Herz berührt und nie mehr losgelassen haben." Das alles in eigenen Arrangements und mit so noblen Könnern wie dem Pianisten Walter Lang, dem Schlagzeuger Gerwin Eisenhauer, dem Bassisten Peter Cudek sowie dem Meister der Mundharmonika, René Giessen, dessen Motiv aus dem Film "Spiel mir das Lied vom Tod" unvergessen ist.

Die Besucher durften nicht nur bei Klassikern von Michel Legrand und Stephen Sondheim dahinschmelzen, sie begaben sich mit Farrowski auch zu dessen musikalischen Stationen, etwa 1990 in New York City. Den Abschiedsschmerz, als er die Stadt wieder verließ, drückte er in Songs wie "Haunted" von Kim Sanders oder "I will wait for you" von Michel Legrand aus.

Farrowski, im glitzernden Stardust-Jackett, verehrt Frank Sinatra. Der hatte viel Schmalz, aber auch kühle Routine. Farrowskis Stimme ist farbenreicher, zuweilen brüchig aufgeraut, emotional, bluesig weich. Er wechselt Tonhöhe und Lautstärke wie nebenbei, als singe er einfach so für sich. Wie Samt klingen Songs wie "The summer knows" von Legrand. Ein Höhepunkt auch die ideenreiche Interpretation von "Summertime". René Giessen bezeichnet ihn als eine Mischung aus Pink Panter, Frank Sinatra und Mutter Teresa. "Er ist einer der letzten Edlen".

Der Begriff edel trifft den Ton dieses Abends gut. Die alten Klassiker wurden voller Respekt für das Original arrangiert. Die Musiker spielen mit lässiger Nonchalance, Bassist Peter Cudek wirkt so entspannt, als bestehe sein Bass aus Gummi, Pianist Walter Lang gelingt das Meisterstück, sich zurückzunehmen und dennoch zu führen. Und Eisenhauer legt bei aller Elegie Bewegung und Temperament vor. Auch Stargast Giessen und seine magische Mundharmonika werden jubelnd gefeiert, vor allem als er den Mackie Messer spielt. Ein Abend, der Träume weckt. Man wünschte sich für solche Musik nur einen anderen Rahmen. Neben einem Bürgerhaus stünde Vaterstetten auch eine Bar für Livemusik gut an. Träume eben. . .

Am 1. Juli, ist Peter John Farrowski mit Band im Jazzclub Unterfahrt in München, Beginn ist um 21 Uhr. Kartentelefon (089) 448 27 94, die Abendkasse öffnet um 19.30 Uhr.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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