Vaterstetten:Und wieder grüßt der Bürgersaal

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Schon oft haben sich Planer Gedanken über ein neues Rathaus samt Bürgersaal gemacht. Diese Idee mit verschwenkter Straße stammt aus 2004. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Planungen für eine Neugestaltung der Vaterstettener Ortsmitte werden zum dritten Mal aufgenommen. Die Gemeinde will sich dabei an Entwürfen aus dem Jahr 2013 orientieren

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Aller guten Dinge sind drei, nach dieser Devise verfährt man in Vaterstetten bei der Umgestaltung der Ortsmitte. Zwei Versuche, dem Areal rund ums Rathaus ein neues Gesicht zu geben sind im vergangenen Jahrzehnt gescheitert, derzeit laufen bereits die Planungen für einen dritten Anlauf. Noch im Herbst sollen dem Gemeinderat konkrete Entwürfe für eine neue Mitte an der Wendelsteinstraße vorgelegt werden. Eines ist jetzt schon klar: Das Zentrum soll stückweise gebaut werden.

Es war nur ein kurzer Satz von Bauamtsleiterin Brigitte Littke auf der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Dort wurde der aktuelle Stand bei der Bearbeitung des Gemeindeentwicklungsprogramms vorgestellt, darunter auch der Punkt "Vaterstetten Zentrum". Hier, so die Bauamtschefin, laufen derzeit Voruntersuchungen zu einer Umgestaltung ; im Oktober werde der Gemeinderat die Ergebnisse bewerten. Den Wiedereinstieg in die Zentrumsplanung habe der Gemeinderat bereits im Januar in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, so Littke auf Nachfrage. Grund für die Nichtöffentlichkeit sei gewesen, dass man überlegt habe, einige Entwürfe aus der Konkursmasse des vor vier Jahren gescheiterten Zentrumsumbaus zu erwerben.

Dieses war über die Planungsphase nicht hinaus gekommen, weil der favorisierte Investor, mit dem zusammen die Gemeinde ihre neue Mitte entwickeln wollte, Mitte 2013 in Konkurs gegangen war. Ursprünglich war im Rahmen eines sogenannten Wettbewerblichen Dialogverfahrens vorgesehen, dass der Investor der Gemeinde ein neues Zentrum samt Bücherei, Rathaus und Bürgersaal baut und dafür im Gegenzug Flächen erhält, die er selbst bewirtschaften kann, etwa indem er Wohnungen und Gewerbeflächen ansiedelt. Grund für das neuartige Verfahren waren die schlechten Erfahrungen aus einem Zentrumsprojekt, das die Gemeinde alleine stemmen wollte. Seit Ende der 1990er Jahre liefen die Planungen für eine Umgestaltung der Wendelsteinstraße um den neuen Bürgersaal. 2010 wurden diese aufgegeben, die Kosten waren derart gestiegen, dass das Projekt als nicht finanzierbar zu den Akten gelegt wurde.

Dennoch hatte die Planung ihren Preis. Etwa eine Million Euro hatte der erste Anlauf gekostet, als die Gemeinde sogar einen Architektenwettbewerb organisiert hatte. 300 000 Euro kostete der zweite Versuch. Beide Fehlplanungen wurden vor drei Jahren sogar vom Bund der Steuerzahler bemängelt. In einer Antwort erklärte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), er sehe die Investitionen ins Ortszentrum durchaus nicht als Totalverlust an. Einiges sei weiter verwendbar, zumindest aus dem zweiten Verfahren. Die Gemeinde könne die Pläne kaufen, "nach eigenen Vorstellungen überarbeiten und ohne Beteiligung eines Dritten ganz oder wenigstens in Teilen selbst umsetzen", so Reitsberger damals.

Und genau dies sei nun auch der Ansatz der neuen Planung, sagt Littke, "wir haben einiges aus dem Wettbewerbsentwurf retten können." So etwa die Planungen für das neue Rathaus - das wegen der Enge und der zunehmenden Baufälligkeit des bestehenden ohnehin in den nächsten Jahren kommen muss.

Der Siegerentwurf damals sah getrennte Baukörper für Rathaus und Bürgersaal vor, ähnlich könnte man sich das neue Konzept vorstellen. Denn dieses, so Littke, soll zwar in einem Zug geplant, aber danach schrittweise umgesetzt werden. Die Bausteine für das neue Zentrum sind dabei in etwa die gleichen, wie beim Entwurf aus dem Jahr 2013. Neben Rathaus und Bürgersaal könnte auch die Gemeindebücherei wie damals geplant an die Wendelsteinstraße umziehen. Einen Platz für den Wochenmarkt soll es weiterhin geben. Auch Gewerbe- und Wohngebäude sollen entstehen, allerdings in kleinerem Umfang, als es der Investor vorgesehen hatte. Während dieser noch mit rund 5000 Quadratmeter Einzelhandel plante, sind es im neuen Entwurf etwa 2000 Quadratmeter. Auch der Bürgersaal soll gegenüber früheren Konzepten etwas kleiner werden, aktuell sehe der Entwurf 400 Sitzplätze vor, in früheren Planungen waren es bis zu 600.

In welcher Reihenfolge die Bausteine gesetzt werden, wann es losgeht und was welcher Teil genau kosten wird, steht laut Littke aber noch nicht fest. Genauso wie der künftige Verlauf der Möschenfelder Straße. Hier gebe es zwei Varianten, entweder die Gemeinde bebaut ihr Grundstück auf der Ostseite der Straße, oder diese wird verschwenkt, was mehr Platz vor dem Rathaus bedeutet. Wie die Vaterstettener Mitte aussehen soll, wird der Gemeinderat zu entscheiden haben; voraussichtlich kommt das Thema im Oktober oder November auf die Tagesordnung.

© SZ vom 29.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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