Vaterstetten:Stillstand bei Windrädern

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Wie Anzing entscheidet nun auch Vaterstetten erst nach der Sommerpause über das Großprojekt

Lars Brunckhorst

Die Proteste von Bürgern gegen einen Windpark im Ebersberger Forst zeigen Wirkung: Nach Anzing verschiebt nun auch Vaterstetten seine Entscheidung auf Herbst. Wie Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) am Mittwoch im Umweltausschuss des Kreistags mitteilte, wird der Vaterstettener Gemeinderat kommende Woche "keinen Beschluss pro oder kontra Windpark" fassen. Das Gremium werde vielmehr nur das "Procedere und die Zeitschiene zur Entscheidungsfindung" festlegen.

"Wir beugen uns keinem Druck, aber nehmen die Sorgen ernst", verspricht Bürgermeister Robert Niedergesäß. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Damit kommt das Projekt am Westrand des Forsts nicht so schnell voran, wie noch vor einigen Wochen von der Politik im Landkreis erwartet: Nachdem der Ebersberger Kreistag im Mai dem Vorhaben der Münchner Firma Green City Energy grundsätzlich zugestimmt hatte, gingen die Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden zunächst davon aus, dass es kaum Widerstände geben werde gegen die geplanten sechs Windräder im Forst - immerhin stand man unter dem Eindruck von Fukushima, und der Atomausstieg war plötzlich allgemeines Ziel. Der Optimismus war jedoch voreilig, wie die Bürgerversammlungen in Anzing und Purfing zeigten.

Man müsse die Sorgen der Anwohner ernst nehmen und die Diskussion sorgfältig führen, begründet Vaterstettens Bürgermeister, warum die Entscheidung vertagt wird. Zugleich versichert er jedoch, er werde vor den Protesten nicht einknicken: "Ich lasse mich nicht unter Druck setzen." Auch betont Niedergesäß, dass er "rein optische Gründe" gegen die Windräder nicht akzeptieren werde. "Wenn wir die Energiewende wollen, wird sich unser Landschaftsbild ändern." Zornedings Alt-Bürgermeister Franz Pfluger (CSU) warb im Kreisumweltausschuss ebenfalls um Verständnis für die Kritiker des Windparks. Man dürfe deren Bedenken nicht "in Bausch und Bogen" abwerten. Pfluger empfahl, die Windräder tiefer im Forst zu errichten. Bisher sind sie am Rand geplant, etwa tausend Meter von Anzing, Purfing und Wolfesing entfernt.

Aus den Äußerungen zu schließen, die Kreispolitik rücke von dem Projekt Windpark ab, wäre allerdings falsch. So erhielt Grünen-Kreisrat Max Maier im Ausschuss Applaus insbesondere aus den Reihen der CSU, als er die Hoffnung aussprach, die Gemeinderäte von Anzing, Vaterstetten und Zorneding mögen sich nicht dem öffentlichen Druck beugen und "kluge Entscheidungen" treffen. Maier, der Leiter der Projektgruppe Windenergie im Landkreis ist, zeigte sich zugleich "sehr unglücklich" über den bisherigen Verlauf der öffentlichen Diskussion. Vor allem die Argumentation der Windpark-Kritiker in Purfing sei "manipulativ und skandalös", fand Maier.

Um die Anwohner des Forsts von der Windenergie zu überzeugen, werden der Kreis und die Gemeinden Anzing, Vaterstetten und Zorneding nach der Sommerpause eine Fahrt zu mehreren Windkraftanlagen organisieren. So hatten es die Grünen im Kreistag beantragt und ist es laut Norbert Neugebauer, dem Büroleiter von Landrat Gottlieb Fauth (CSU), ohnehin geplant gewesen. Je nachdem, wie groß das öffentliche Interesse an dem Ausflug ist, werde man auch mit "zwei oder drei Bussen fahren", verspricht Fauth. Von dem Erfolg der Informationsfahrt hängt viel ab: Schließlich haben die bayerischen Staatsforsten erklärt, sie würden die Verträge mit Green City Energy nur abschließen, wenn die angrenzenden Gemeinden nichts gegen das Projekt hätten. (Seite 3)

© SZ vom 22.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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