Vaterstetten:Sonntagsmusik

Lesezeit: 2 min

Premiere im Vaterstettener Rathaussaal: Das Wendelstein-Trio mit (von links) Lara Birkenmeier, Patrick Goppold und Benedikt Breinl. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Premiere des Wendelstein-Trios der Musikschule

Von Peter Kees, Vaterstetten

Nach dem markanten Wendelstein ist nicht nur die Straße benannt, in der das Vaterstettener Rathaus steht, sondern neuerdings auch ein Klaviertrio, das sich vergangenen Sonntag in diesem Rathaus erstmals öffentlich präsentierte. Lara Birkenmeier, Violine, Benedikt Breinl, Violoncello und Patrick Goppold, Klavier, sind allesamt Lehrer an der Musikschule Vaterstetten.

Bei ihrer Matinée brachten sie mit Mozart und Haydn zunächst Musik der Wiener Klassik zu Gehör, ehe sie nach der Pause in die beginnende Epoche der Romantik wanderten. Dabei wurde das Trio um eine Bratsche erweitert. Man spielte Mendelssohns Klavierquartett Nummer eins in c-Moll, op. 1. Der Bratschist war Gerhard Breinl, Solobratscher beim Bayerischen Staatsorchester und Mitglied des Leopolder-Quartetts München, das auch schon in Vaterstetten aufgetreten ist.

Ob Mozart jemals auf dem Wendelstein war, ist fraglich, gesehen haben muss er diesen Berg aber allemal. Das Konzert also mit Mozart zu eröffnen, mit seinem in Salzburg entstandenen Divertimento in B-Dur für Klavier, Violine und Violoncello, KV 254, war für das junge Wendelstein-Klaviertrio keine schlechte Wahl. Das schmissige Tempo, mit dem die Musiker dieses italienische Vergnügen begannen, bereitete auch den Zuhörern sichtlich Vergnügen. Ein perlendes Klavier wurde begleitet von einer zarten, stellenweise vielleicht etwas zu grell klingenden Violine und einem eher zurückhaltenden Cello. "Begleitet" trifft es tatsächlich, denn dieses Trio gilt als eine Art "Klaviersonate mit Streicherbegleitung". Vom ersten Takt an überzeugte das Trio mit sicheren Tempi und einer klaren und geradlinigen Gestaltung. Brillant übrigens Patrick Goppold am Klavier. Den musikalischen Spaß allerdings, der vor allem im dritten Satz, dem Rondo, Tempo di Menuetto, so herrlich angelegt ist, hätte man vielleicht noch deutlicher und spielerischer herausarbeiten können. Dennoch: Die Drei haben ordentlich gespielt, vielleicht einfach ein wenig zu brav.

Ähnlich war das auch bei Joseph Haydns Trio G-Dur, Hob. XV: 25. Auch hier hätte man sich gerade im dritten Satz - wieder ein Rondo - die Interpretation des ungarischen Motivs etwas eindringlicher gewünscht. Haydns Klaviertrio, 1794/95 komponiert, verdankt dem Schlusssatz, der mit "all Òngarese", also "auf ungarische Art" überschrieben ist, den Beinamen "Zigeunertrio". Doch jenes ungarische Feuer, das Haydn wohl bei seiner Begegnung mit ungarischen Musikern aufgeschnappt haben muss, hätte temperamentvoller und wilder sein dürfen, feuriger. Doch auch hier musizierten die Drei mit stimmigen Tempi, ausgewogener Dynamik und klarer Architektur.

Nun hat man nicht nur in der Familie Mozart gemeinsam musiziert, auch im Hause Mendelssohn veranstaltete man kleine Hauskonzerte, so genannte "Sonntagsmusiken", bei denen auch der junge Mendelssohn mitwirkte. Und so passte eben Mendelssohns Opus 1 nach der Pause ganz hervorragend in die sonntägliche Matinée. Bemerkenswert, dass dieses Quartett von einem 13-Jährigen komponiert wurde. Hier war Musik zu hören, die Großes verspricht und auch einlöst. Die vier Musiker interpretierten es sehr einfühlsam, mit warmer Tongebung und großen musikalischen Bögen.

Im Lichthof des Rathauses mag es dann fast ein wenig wie im Hause Mendelssohn oder Mozart gewesen sein, denn an Bratsche und am Cello saßen Vater und Sohn. Nur hießen die eben nicht Leopold und Wolfgang Amadeus, sondern Gerhard und Benedikt Breinl. Und weil das Publikum so wohlwollend applaudierte, gab es als Zugabe noch ein "Ständchen" von Richard Strauss für Klavierquartett. Diesmal hatte kein Dreizehnjähriger komponiert, sondern ein Neunzehnjähriger.

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: