Vaterstetten:Schluss mit umsonst

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Die Gemeinde Vaterstetten führt Gebühren für ihr Parkhaus am Bahnhof ein. Um die hohen Unterhaltskosten zu senken und Dauerparker abzuschrecken, muss von diesem Sommer an jeder Nutzer einen Euro pro Tag zahlen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wer rund um den Vaterstettener Bahnhof sein Auto abstellen will, für den ist die Situation sehr bequem. Im Parkhaus stehen mehr als 120 Stellplätze kostenfrei zur Verfügung. Doch damit soll nun Schluss sein. Der Gemeinderat hat beschlossen, Parker künftig zur Kasse zu bitten. Wohl vom Juli dieses Jahres an wird man einen Euro pro Tag fürs Parken zahlen müssen.

Für die Einführung der Gebühren gebe es mehrere Gründe, erläuterte Kämmerer Markus Porombka: Zum einen seien da die hohen Unterhaltskosten für die Garage, derzeit rund 96 850 Euro pro Jahr. Diese seien eindeutig eine freiwillige Leistung der Gemeinde, und solche Ausgaben wolle man eigentlich reduzieren. Die Arbeitsgruppe des Gemeinderats, die sich mit der Begrenzung der freiwilligen Leistungen befasst, habe sich für eine Einführung von Parkgebühren ausgesprochen. Nicht zuletzt deshalb, weil auch S-Bahn-Pendler aus anderen Gemeinden das Parkhaus nutzten, Vaterstetten derzeit also einen kostenlosen Service für die Bürger der Nachbarkommunen anbiete. Auch den Nutzern wolle man mit der Gebühreneinführung helfen. Denn an manchen Tagen sei das Parkhaus schon am frühen Morgen komplett überfüllt, so Porombka, und bei weitem nicht alle abgestellten Autos gehörten Bahnpendlern. Es gebe besonders in den Wintermonaten Beschwerden über Dauerparker, offenbar werde die Garage dann von manchen Autobesitzern, die keinen überdachten Stellplatz haben, zur Einlagerung ihrer Autos genutzt. Durch die Einführung einer Gebühr könnten solche Dauerparker abgeschreckt werden.

Noch stehen die 120 Parkplätze am Bahnhof in Vaterstetten gratis zur Verfügung. Das führt dazu, dass oft schon morgens alle Stellplätze belegt sind. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gebühren eintreiben soll die Park und Ride GmbH, eine Tochtergesellschaft der Stadt München, die dort und in der Region zahlreiche Parkhäuser und -plätze betreut. Diese hatte der Gemeinde zwei Varianten vorgeschlagen, entweder den Einbau einer Schrankenanlage für 71 700 Euro oder das Aufstellen von Parkscheinautomaten zum Preis von 11 700 Euro. Allerdings sind die laufenden Kosten beim Parkscheinmodell mit 15 400 Euro pro Jahr um 5800 Euro teurer als die Schranken-Lösung. Seitens der Verwaltung befürwortet man aber die Parkscheinlösung, auch der Gemeinderat stimmte dem zu.

Die höheren Unterhaltskosten liegen vor allem an den Kontrollen, wie Park & Ride-Geschäftsführer Wolfgang Großmann im Gemeinderat erläuterte. Diese sollen drei Mal pro Woche für je eine Stunde stattfinden, an anderen Standorten habe man damit gute Erfahrungen gemacht. So liege die Zahl der nicht zahlenden Parker etwa in Grafing Bahnhof bei nur zwei Prozent, im Münchner Stadtgebiet seien es im Schnitt drei Prozent. Wer das erste Mal ohne Parkschein erwischt wird, erhält eine kostenlose Verwarnung, für Wiederholungstäter kostet es dann 30 Euro. Der reguläre Tarif beträgt einen Euro pro 24 Stunden, eine Zehnerkarte kostet acht, ein Monatsticket 9,50 und eine Jahreskarte 95 Euro. Damit sich die Nutzer auf die Einführung der Parkgebühren vorbereiten können, wollen Park und Ride und die Gemeinde zwei Monate davor umfassend informieren, etwa durch das Verteilen von Flyern im Parkhaus und die Einrichtung einer Hotline. Daher kommen die Gebühren frühestens im Juli.

Im Gemeinderat gab es überwiegend Zustimmung für die Einführung von Parkgebühren. "Die Kosten überfordern niemanden", sagte Axel Weingärtner (Grüne), außerdem dürften die Unterhaltskosten des 2007 eröffneten Parkhauses immer teurer werden: "Die großen Sanierungen kommen noch." Auch Sepp Mittermeier (SPD) sprach sich für die Gebühren aus: Ein Euro pro Tag fürs Parken sei wirklich nicht zu viel. Eher zu wenig, befand Manfred Schmidt (FBU/AfD), eigentlich müsse man mindestens das Doppelte verlangen. Auch, dass die neuen Gebühren vielleicht auf manche abschreckend wirken könnten "ist doch eher ein Vorteil", sagte Christl Mitterer (CSU), dann gebe es endlich genügend Parkplätze. Peter Reitsberger (FW) war gegen die Gebühren, die erwarteten Einnahmen von 36 200 Euro pro Jahr seien angesichts der Betriebskosten viel zu gering. Auch Wolfgang Will (FDP) sprach sich vehement gegen die Gebühren aus, damit setze man ein falsches Signal. Denn eigentlich habe man das Parkhaus damals doch gebaut, um Pendler zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen. Diesen Verhaltenswechsel könnte man nach Meinung von Weingärtner und Jo Neunert (SPD) besser erreichen, indem man mehr Fahrradstellplätze am Bahnhof einrichtet. Gegen die Stimmen von Reitsberger, Will, Herbert Uhl (FW) und Karl Köstler (FBU/AfD) wurde die Einführung der Gebühren beschlossen.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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