Vaterstetten:600 Quadratmeter, Bestlage, Vaterstetten

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Eigentlich finden Grundstücke in der Wachstumsgemeinde reißenden Absatz. Doch dieses eine erweist sich als Ladenhüter. Grund ist die Immobilie, die darauf steht

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die alte Lärmschutzwand ist seit langem marode und wird nun von der Gemeinde abgerissen. (Foto: Christian Endt)

Manche Grundstücksdeals haben es in sich. Da wird in Vaterstetten seit mehr als einem Jahr ein 600 Quadratmeter großes Areal in bester, verkehrsgünstigster Lage angeboten und noch dazu zum Schnäppchenpreis von 2,50 Euro pro Quadratmeter - doch niemand will es haben. Möglicherweise hängt dies mit der Bebauung zusammen, einer 20 Jahre alten maroden Lärmschutzwand, die der neue Besitzer zwar geschenkt bekäme, dann aber teuer sanieren oder abreißen müsste. Letzteres wird nun auf Gemeindekosten passieren: Um Unfälle zu verhindern, wird der Bauhof demnächst die einsturzgefährdete Wand an der B 304 auf Höhe Ostring abmontieren.

Diese war vor vier Jahren gründlich untersucht worden, mit dem Ergebnis, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Prüfer kamen nämlich zu dem Schluss, dass die Standsicherheit des Bauwerks nicht mehr gewährleistet ist. Der extrem schlechte Zustand macht auch eine Sanierung schwierig bis unmöglich, die Fachleute empfahlen daher einen Neubau. Je nachdem, ob dieser aus Holz oder Aluminium erfolgen soll, würden Kosten von 68 000 beziehungsweise 71 000 Euro entstehen.

Ein Lärmschutz ist an dieser Stelle keine Pflicht

Da es sich bei der Lärmschutzwand um eine freiwillige Leistung handelt - an der Stelle der B 304 ist es nicht laut genug, dass der Bund verpflichtend einen Schallschutz aufstellen muss - würden die Kosten an der Gemeinde hängen bleiben. Denn diese hatte das Grundstück vom Bund gepachtet, ist also auch verantwortlich für alles, was sich darauf befindet. Eine Kostenteilung wie vor 20 Jahren, als sich Kommune, Tankstelle und Anwohner mit je einem Drittel an den Kosten von damals 60 000 Mark beteiligten, kam auch nicht zustande.

Daher kam man bei der Gemeinde auf eine andere Idee: Vaterstetten würde das Grundstück samt Wand vom Bund erwerben und zum Selbstkostenpreis stückweise an die Anlieger weiterverkaufen. Doch dieses Vorhaben erwies sich als weit komplizierter als gedacht: Noch im Sommer vorigen Jahres verbreitete Manfred Weber, Leiter des Vaterstettener Straßenbauamtes vorsichtigen Optimismus. Man sei mit den Anwohnern wie mit dem staatlichen Straßenbauamt im Gespräch, letzteres habe keine Einwände, das Areal an erstere zu veräußern. Doch seitens der Anwohner war die Bereitschaft zunächst gering: Im März dieses Jahres gab die Gemeinde bekannt, die Wand demnächst abzureißen, da sich das Kaufinteresse der Anlieger in engen Grenzen hielt.

Erst nein, dann ja, dann wieder nein: Die Anlieger ändern häufig ihre Meinung

Vor einigen Wochen dann die Kehrtwende: Weber vermeldete erfolgreiche Verkaufsverhandlungen. Zwar wollten nicht alle Anlieger ein Stück Wand kaufen, diejenigen, die es aber wollten, würden die fehlenden Anteile mit übernehmen. Damit wäre die Gemeinde die Verantwortung für die Lärmschutzwand ein für alle mal losgeworden. Ende Juli war es mit dem Kaufwillen der Anlieger aber schon wieder vorbei: Wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke kürzlich im Gemeinderat bekannt gab, hätten die Anwohner ihr Angebot zurückgezogen.

Damit bleibt der Gemeinde jetzt endgültig nur der Abriss der Lärmschutzwand - und ein 600 Quadratmeter großes Grundstück in Bestlage.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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