Vaterstetten:Pauken und putten

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Überraschungssiegerin: Chiara Horder bei der deutschen Lochspielmeisterschaft am Wochenende. (Foto: privat)

Chiara Horder aus Vaterstetten geht in die achte Klasse und ist bayerische Nachwuchsmeisterin im Golfen

Von Viviane Rückner, Vaterstetten

Die Schüler und Schülerinnen in Bayern dürfen aufatmen - die Sommerferien sind in Sicht und ein weiteres Schuljahr überstanden. Bekanntlich verlangt das bayrische Schulsystem den Jugendlichen mehr ab als andere Bundesländer, neben dem straffen Lehrplan noch Hobbys zu verfolgen wird also mit den Jahren immer schwerer. Unmöglich ist es allerdings nicht, wie die 14-jährige Chiara Horder aus Vaterstetten auch dieses Jahr wieder bewiesen hat.

Seit sie sechs Jahre alt ist, erzielt sie große Erfolge beim Golfen und auch dieses Jahr konnte sie ihr Talent wieder unter Beweis stellen. Vor zwei Wochen hat sie mit ihrem Kader den Mädchenländerpokal gewonnen. 2014 hatte sie sich erstmals den Titel der bayrischen Meisterin in ihrer Altersklasse gesichert. In den vergangenen beiden Jahren holte sie diesen Titel zum zweiten und dritten Mal.

Die Vaterstettenerin tritt für den GC München Eichenried an. Unterstützt wird sie von ihrer Trainerin Martina Eberl-Ellis, sie trägt zu Erfolg nicht unerheblich bei. Die internationalen Turniere dauern immer zwei bis vier Tage, zum Abschlagen und putten muss sie in aller Regel auf Golfplätze in ganz Europa. Das alles mit den schulischen Pflichten einer Achtklässlerin zu verbinden ist keine leichte Aufgabe.

Mit sechs Jahren tanzen viele Mädchen Ballett, die Jungs spielen gerne Fußball. Auf golfen kommen die wenigsten Kinder. Bei Horder lag es in der Familie. Ihre Mutter arbeitete damals auf einem Golfplatz und ihre älteren Zwillingsbrüder Nicolas und Florian waren bereits begeisterte Golfspieler, erzählte sie, da lag es vielleicht auf der Hand, dass die jüngere Schwester auch mit Golf anfängt. "Ich habe auch eine Zeit lang Tennis gespielt.", erzählt Horder, "das allerdings aus Zeitgründen zu Gunsten von golfen wieder aufgegeben."

Im Winter, wenn nicht mehr ganz so viele Turniere stattfinden, fährt sie Ski und geht auch öfter zum Fitnesstraining. Ganz einseitig ist ihre sportliche Betätigung also nicht, doch ihr Fokus liegt eindeutig auf dem Golfsport. Seit 2016 ist sie Mitglied im Spitzenförderprogramm des Bayrischen Golfverbandes. Wenn die Trainer neben sehr guten Rundenergebnissen ein besonderes Entwicklungspotenzial in den jungen Golfern sehen, können diese zu einem der Sichtungstermine für ein Förderprogramm für Leistungsgolf eingeladen werden. Sind sie in der Nachwuchsförderung aufgenommen, werden die Kaderathleten nicht nur bei Turnieren auf Landes- und Bundesebene unterstützt, sondern mit gezielten Trainingseinheiten weiter gefördert. In der Wintersaison wird streng trainiert, die Jugendlichen sollen darauf vorbereitet werden, sich in Ländervergleichsturnieren mit den besten internationalen Golfern ihrer Altersklasse zu messen.

"Wir trainieren mit dem Kader auf Lehrgängen und fahren zusammen auf Turniere. So habe ich die Möglichkeit, auch im Winter im Ausland bei besseren Wetterbedingungen als hier zu trainieren und zusammen mit meinem Bayern-Team auf internationale Wettbewerbe zu fahren", sagt Horder. Im Jahr nimmt sie an 40 bis 50 Turnieren teil - im Sommer sind es mehrere pro Monat. Diese Termine mit dem Schulkalender der achten Klasse des Humboldt-Gymnasiums in Baldham zu verbinden, ist eine Herausforderung sein. "Wegen der Kaderlehrgänge und Turniere bin ich oft vom Unterricht befreit", sagt sie. "Den verpassten Stoff und die Proben muss ich dann nachholen, was nicht immer einfach ist", sagt sie. Horder bedauert, dass es "kein Sport-Gymnasium in der Münchner Gegend" gibt, erzählte sie. Dennoch sind ihre schulischen Leistungen gut, an Ehrgeiz mangelt es Chiara Horder sicherlich nicht.

Auch in Zukunft sieht sie Golf für sich an erster Stelle stehen. "Ich will immer ganz vorne mitspielen", erklärt sie, "es macht Spaß mit Freunden zu spielen und zu trainieren." Einen Berufswunsch hat sie noch nicht. Da sie in Bayern zu den sechs besten Mädchen in der Nachwuchsförderung gehört, scheint eine Golfkarriere durchaus denkbar.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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