Offenes Haus der AWO:Noch einmal mit Musik

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Die Einrichtung des Spielzimmers, in dem die Gemeinderäte hier Probe sitzen, gleicht dem Set eines Edgar-Wallace-Films. (Foto: Wieland Bögel)

Die Vaterstettener Gemeinderäte besichtigen das renovierte ehemalige Jugendzentrum und probieren dabei auch selbst die Angebote aus

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Mit einem beschwingten Ausflug in die Vergangenheit beginnt die jüngste Sitzung des Vaterstettener Kulturausschusses. Denn die Gemeinderäte dürfen vor ihrem Rundgang durch das frischrenovierte OHA - das ehemalige Jugendzentrum, das nun "Offenes Haus der Awo" heißt - ein Einrichtungsteil ausprobieren. Und was für ein Teil: eine waschechte Wurlitzer-Jukebox, Dauerleihgabe der Leiterin des Hauses, Edith Fuchs. Für jede der gut 100 Original-Schallplatten reicht die Zeit zwar nicht, aber eine kleine Auswahl gibt es zu hören. "Wenn doch unsere Sitzungen immer so anfangen würden", eröffnet Bürgermeister Georg Reitsberger schließlich den offiziellen Teil der Sitzung, eben den Rundgang durch das OHA.

Die größte Veränderung zum alten Jugendzentrum (JUZ) ist auf den ersten Blick zu erkennen: Das früher in der Mitte abgesenkte Erdgeschoss ist zu einem ebenerdigen Veranstaltungsraum umgebaut worden. Dies war eine der ersten Maßnahmen der 2013 begonnenen Sanierung, erklärte Fuchs, die seit zwei Jahren die neue Einrichtung im alten JUZ leitet. Ziel des Umbaus war zum einen, dass das OHA behindertengerecht wird, da mit der Umstrukturierung auch Angebote etwa für Senioren eingezogen sind; beispielsweise Veranstaltungen die zuvor im Mehrgenerationenhaus stattfanden. Auch "viele andere Veranstaltungen wurden so möglich", sagt Fuchs, etwa Trainingsstunden der Taekwondo-Sportler und natürlich Konzerte. Und auch mit der Bestuhlung bei Veranstaltungen ist es durch den flachen Boden einfacher; bis zu 130 Sitzplätze könne man nun bereitstellen, so Fuchs.

Ebenfalls neu im Erdgeschoss ist der Café-Bereich. Das gemütliche Bistro mit Holzmöbeln, Grünpflanzen und Nippes werde sehr gut angenommen und zwar bei Jüngeren und Älteren: "Die Leute kommen zum Kaffeetrinken und Zeitunglesen." Wer will, kann sich seinen Lesestoff gleich vor Ort aus dem Bücher-Tauschregal besorgen. Fuchs nennt es "ein niederschwelliges Bildungsangebot". Die Bücher kann man entweder gleich im OHA lesen oder auch mit nach Hause nehmen. Umgekehrt sind auch ausgelesene Bücher als Spende nicht unerwünscht.

Gespendet ist übrigens auch der größte Teil der Einrichtung, etwa die Bücherregale oder die Tische und Stühle im Vortragsraum. Dieser kann an diesem Abend allerdings nur kurz besichtigt werden, weil dort der Kroatisch-Kurs des Partnerschaftsvereins stattfindet - den offenbar einige der Gemeinderäte bereits besucht haben. Immerhin können sie die Kursteilnehmer mit einem freundlichen "Dobar dan" begrüßen, bevor die Tour weitergeht.

Eine Kombination aus Alt und Neu stellt der erste Stock dar. Dort gab es früher eine offene Galerie. Aus Brandschutzgründen musste diese aber eingehaust werden: "Wir haben ein Haus im Haus gebaut", sagt Fuchs. Und ein bisschen sieht es auch so aus: Ein langer Gang führt zu mehreren - ebenfalls mit gespendeten Möbeln eingerichteten - Zimmern. Etwa ein Spielzimmer wie aus einem Edgar Wallace Film mit tiefen grünen Sesseln samt Pokertisch und Vitrinen voller klassizistischer Vasen. Nebenan geht es eher rustikal zu, ein Stüberl scheint auf Schafkopfspieler zu warten. Der Nachbarraum dagegen, mit Konferenztisch und großer Pinnwand, erwartet eher seriöse Gesprächsrunden. Noch in Betrieb an diesem Abend ist der Billard- und Kicker-Raum, einige junge Asylbewerber haben sich zu einer Partie Pool eingefunden.

Gerade nicht in Benutzung ist der Töpferraum, tagsüber sei dieser aber eine der Hauptattraktionen des Hauses, sagt Fuchs. Zu sehen ist dies an den zahlreichen Ton-Objekten, die dort auf jeder freien Fläche zum Trocknen aufgestellt sind: Klassische Tassen und Schüsseln sowie mehr oder weniger perfekt geformte Figuren von Pferden und Vögeln bis zu R2D2-Nachbildungen aus den Starwars-Filmen. Die Nutzung der Töpferwerkstatt sei unkompliziert, erklärt Fuchs. Jeder dürfe jederzeit mittöpfern; wer kann, spendet 20 Cent pro 100 Gramm Ton. "Die Leute kommen, weil es Spaß macht."

Ein wenig Ernst muss aber auch noch sein in dieser Sitzung: Ralf Schloemilch vom Bauamt informiert über anstehende Sanierungen im OHA. Die hölzerne Fassade und die alten Fensterrahmen seien morsch und teilweise undicht, was die Hausherrin bestätigen kann. "Im Sommer hat man die Molche ein- und ausgehen gesehen." Gut 350 000 Euro würde die Sanierung nach einer ersten Schätzung kosten, so Schloemilch. Dritter Bürgermeister Günter Lenz (SPD) zeigt sich aber zuversichtlich, dass der Ausschuss ein einer künftigen Sitzung der Sanierung zustimmen werde: "Damit es hier weiter so lebendig bleibt, investieren wir es gerne."

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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