Vaterstetten:Neuer Kurs bei Vaterstettener VHS

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Zurück im Amt nach 20 Jahren: Helmut Wörner soll Vorsitzender der neuen Trägervereine für Vaterstettens VHS und Musikschule werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Bildungseinrichtung wird umstrukturiert. Künftig soll es einen Verein für Erwachsenenbildung und einen für die Musikschule geben. Doch bei der Übergabe sind noch viele Fragen offen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wenn es Frühling wird, soll es auch bei der Vaterstettener Volkshochschule einen Neubeginn geben. Wie die Bürgermeister der an der Bildungseinrichtung beteiligten Gemeinden am Montagnachmittag bekannt gaben, soll die Traditionseinrichtung eine komplett neue Trägerstruktur erhalten. Statt wie bisher einen Verein gibt es künftig zwei, je einen für den Bereich Erwachsenenbildung und für die Musikschule. Die neuen Vereine sollen zum 1. April die Trägerschaften vom bestehenden Verein übernehmen - falls alles so klappt, wie geplant. Denn noch ist der Winter des Missvergnügens nicht vorbei.

Begonnen hatte dieser Ende 2015, als der Vaterstettener Gemeinderat beschloss, die Zuschussvereinbarung mit der VHS zu kündigen. Diese sah vor, dass die sechs an der Bildungseinrichtung beteiligten Gemeinden - neben Vaterstetten sind dies Poing, Zorneding, Grasbrunn, Pliening und Anzing - 90 Prozent der Verwaltungs- und Personalkosten übernehmen. Bei einem Haushaltsvolumen von zuletzt 3,5 Millionen Euro keine kleine Summe.

Die man aber nicht plane, zusammenzukürzen, wie Vaterstettens Bürgermeister und Sprecher des Verwaltungsrates, Georg Reitsberger, nun betonte. Es gehe ausschließlich darum, dass die Gemeinden mehr Einflussmöglichkeiten bekämen. Diese wären durch die neue Vereinsstruktur auf jeden Fall gegeben. Denn statt eines Vereins, der allen offen steht, die Mitgliedsbeitrag zahlen, sind die neuen Konstrukte deutlich exklusiver, erläuterte Reitsbergers Büroleiter Georg Kast: Mitglied werden können nur die sechs Gemeinden, dementsprechend werden auch alle Vorstände von den jeweiligen Gemeinderäten bestimmt. Welche Kommune wie viele Vorstände stellen darf, regelt sich nach den gezahlten Beiträgen. So stellt Vaterstetten sieben der 18 Vorstände im Verein für Erwachsenenbildung, vier kommen aus Poing, drei aus Zorneding, zwei aus Grasbrunn und je einer aus Anzing und Pliening. Im Musikschulverein ist die Vaterstettener Dominanz mit sieben von 13 Vorständen noch deutlicher, Grasbrunn, Zorneding und Poing stellen je zwei.

Erster Vorsitzender beider neuer Vereine soll Helmut Wörner werden, der bereits von 1981 bis 1991 Vorsitzender des VHS-Vereins war - und vor gut zehn Jahren Protagonist in einem handfesten Skandal um die Bildungseinrichtung. Bereits damals stritt die größte Trägergemeinde mit dem Verein um mehr Einfluss: Wörner galt als Kandidat des Gemeinderates, namentlich der CSU-Fraktion, scheiterte dann aber bei der Vorstandswahl. In den Wochen davor waren überraschend viele Neumitglieder bei der VHS zu verzeichnen - damals gab es den Verdacht, dass altgediente VHS-Mitglieder und Mitarbeiter gezielt Neue Mitglieder angeworben hätten, um den in seiner Amtszeit nicht unumstrittenen Wörner zu verhindern.

Und möglicherweise hat der designierte Vorsitzende noch vor der Gründung seines Vereins - die ist für den 5. Dezember geplant - gleich den nächsten Streit an der Hand. Denn bei der Übergabe vom alten an den neuen Träger scheint noch nicht alles in trockenen Tüchern, sagt zumindest die Vorsitzende des bisherigen VHS-Vereins, Zornedings Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder. Ihr Vorwurf: "Die Bürgermeister haben sich das viel einfacher vorgestellt, als es ist." Zumindest habe sie diesen Eindruck nach einem ersten Gespräch mit Kast und Wörner. Das im Übrigen das einzige gewesen sei, auf weitere Gesprächsangebote habe man seitens der Gemeinden nicht reagiert.

Was für den alten Verein und dessen Mitglieder durchaus ein Problem sei, so Poschenrieder. Denn für eine Übergabe der Trägerschaft müssten die Mitglieder zustimmen - und derzeit gebe es leider nichts, was man ihnen zur Abstimmung vorlegen könne. "Ein Übergabevertrag ist ein komplexes juristisches Werk", sagt Poschenrieder, die sich mittlerweile Unterstützung von einem Arbeitsrechtsanwalt geholt hat, denn besonders die Übertragung der Arbeitsverhältnisse an den neuen Träger sei nicht unkompliziert.

Dessen sei man sich auch beim designierten neuen Träger bewusst, sagt Wörner: "Man muss auf alle Details achten", vieles davon habe man bereits am Montagvormittag bei einer Infoveranstaltung mit den VHS-Mitarbeitern besprochen. Diese seien sehr aufgeschlossen gewesen, besonders bei den Musikschul-Mitarbeitern habe es Zustimmung zur neuen Struktur gegeben, da sich einige davon mehr Unabhängigkeit versprächen: "Alles unter einem Dach, das war von Nachteil", sagt Wörner.

Man werde sich möglichst bald mit dem Vorstand des bestehenden Vereins "an einen Tisch setzen", so Kast. Ziel sei, dass "keiner Seite negative Auswirkungen entstehen", weder den Kunden, noch den Mitarbeitern oder Vertragspartnern der Bildungseinrichtung. Die Gemeinden, so Reitsberger, seien sich des "hohen Stellenwertes" der VHS und der Musikschule bewusst und wollten diese daher in gewohntem Umfang erhalten.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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