Vaterstetten:Kleine Meeresbewohner auf großer Bühne

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Die Kinder- und Jugendchöre der Vaterstettener Pfarrei führen das Musical "Jonas im Walfischbauch" auf

Von Franca Wittenbrink, Vaterstetten

Leere Kirchenbänke seien ein zunehmendes Problem, heißt es oft. In Vaterstetten war am Donnerstagabend von diesem Phänomen nichts zu erkennen: Bis auf den letzten Platz war die Pfarrkirche gefüllt, trotz mehrerer Extra-Stühle mussten sich einige Besucher mit Stehplätzen zufrieden geben. Grund für den großen Andrang war die mit Spannung und Vorfreude erwartete Premiere des Kindermusicals "Jonas im Walfischbauch", das Kirchenmusikerin Beatrice Menz-Hermann gemeinsam mit ihrem Mann Alexander Hermann komponiert hat. Aufgeführt wurde es nun von den Kinder- und Jugendchören des Pfarrverbandes Vaterstetten und den Jugendlichen der Münchner Tanzschule von Bettina Hermann.

Das Stück der schwedischen Kinderbuchautorin Christl Nyström erzählt die biblische Geschichte von Jonas, der sich dem Befehl Jahwes verweigert, die Bürger von Ninive zu bekehren. Auf der Flucht wird er von einem Walfisch verschluckt und erst in Ninive wieder ausgespuckt, wo er sich seinem Schicksal zu ergibt.

Die exzellente Band aus Klavier, Saxofon, Didgeridoo, Flöten, Klarinette, Schlagzeug und Kontrabass eröffnete den Abend, dann betrat Jonas, gespielt von Corinna Lehr, die Bühne, und erwartete seine zum Essen geladenen Freunde. Anstelle derer tanzte jedoch bald ein ungeladener Gast mit Zylinder und Gehstock, gespielt von Amelie Göpfrich, herbei, um sich als "Schöpfer des Himmels und der Erde" vorzustellen und Jonas zur Fahrt nach Ninive aufzufordern. Für Jonas das Zeichen: "Ich setz mich ab, und zwar schleunigst!"

Freche Matrosen begeistern das Publikum des Kindermusicals "Jonas im Walfischbauch" in der Vaterstettener Pfarrkirche. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Windeseile wurde der eben noch schwarze Bühnenhintergrund zur Hafenkulisse umgebaut - dank einer geschickten Konstruktion aus 20 bemalten Pappkisten, die je nach Formation unterschiedliche Bilder ergeben, ein Kinderspiel.

An Bord sorgten vor allem ein Haufen frecher, Pfeife rauchender Matrosen und ein Platt sprechender Kapitän für Erheiterung beim Publikum, nach Jonas' dramatischem Sturz ins Meer schließlich folgte der große Auftritt vieler bunter Meeresbewohner: In fröhlichem Singsang erschienen zwei kleine Seepferdchen auf der Bühne, die befreundeten Schleierfische diskutierten über Modetrends und nach dem Vorbeischweben tanzender Quallen gab ein Tintenfisch-Paar ein entzückendes Liebeslied zum Besten. Auf die langsamen Schnecken folgten ein Fisch-Schwarm aus dem Nordmeer, der sich versehentlich "verschwommen" hatte, zwei tanzende Seesterne und hungrige Haifische mit Sonnenbrillen.

Dann ging es zurück zum verzweifelten Jonas im Körper des riesigen Wals, der in Form einer gigantischen, glänzenden Pappkonstruktion mit beweglichem Kopf auf der Bühne prangte. "Jahwe, ich flehe dich an", sang der kleine Jonas aus dem Bauch des großen Tieres, um wenig später von Gott erhört und in Ninive wieder ausgespuckt zu werden. Nach der Bekehrung der dortigen Bewohner schließlich das glückliche Abschlusslied der Chöre: "Wir sind erhört und nicht zerstört."

Das Stück der schwedischen Kinderbuchautorin Christl Nyström erzählt die biblische Geschichte von Jonas, der sich dem Befehl Jahwes verweigert, die Bürger von Ninive zu bekehren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

So großen Beifall spendete das Publikum aus stolzen Eltern, Geschwistern und Freunden nach der berührenden Vorstellung, dass die Kleinen sogar noch für eine Zugabe auf die Bühne zurückkehrten. Über ein Jahr lang hat Leiterin Menz-Hermann mit den 70 Kindern und Jugendlichen, den Musikern der Band und vielen freiwilligen Helfern gemeinsam an dem Stück gearbeitet. Dass sich der enorme Aufwand gelohnt hat, zeigten am Donnerstag nicht nur die Begeisterungsstürme der Zuschauer, sondern auch die zufrieden strahlenden Kindergesichter auf der Bühne.

An diesem Samstag, 14. Oktober, um 18 Uhr wird das Kindermusical "Jonas im Walfischbauch" noch ein Mal in der Pfarrkirche "Zum kostbaren Blut Christi" in Vaterstetten aufgeführt. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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