Vaterstetten:70 Jahre Treue

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Zur Gnadenhochzeit von Erich und Anneliese Brandmayr gratulierten Landrat Robert Niedergesäß (li.) und Bürgermeister Georg Reitsberger (re.). (Foto: Christian Endt)

Das Ehepaar Brandmayr feiert in Baldham Gnadenhochzeit

Von Alina Schimansky, Baldham

Für immer und ewig - am 4. Februar vor 70 Jahren haben sich Erich und Anneliese Brandmayr dieses Versprechen gegeben. 70 Jahre später sitzen sie mit ihrer Tochter Elisabeth Sellmeier im Wohnzimmer ihres Hauses in Baldham, mit dem sich das Paar einst einen Herzenswunsch erfüllte, und blicken auf die gemeinsame Zeit zurück.

Sie haben es sich auf ihrer Couch bequem gemacht und stoßen mit ihrer Tochter, Bürgermeister Georg Reitsberger und Landrat Robert Niedergesäß an. Die Gläser klirren, das Paar schaut sich in die Augen. Sein Vater habe ihm damals einen Rat mit auf dem Weg gegeben, sagt Erich Brandmayr. "Bleib bei deiner Oid'n - es kommt nix besseres nach", lautete die väterliche Empfehlung. Was auf bayerisch recht rustikal klingt, war damals lieb gemeint, kurz nachdem Erich seine Anneliese 1946 geheiratet hatte.

Kennen lernte sich das Paar durch Annelieses Bruder. "Er war damals sehr aktiv im Schwimmverein, genau wie Erich", erzählt Anneliese Brandmayr. Im Alter von 16 Jahren verliebte sich Anneliese aber nicht nur in den Schwimmsport, sondern vor allem in Erich. Bis vor einem halben Jahr, erzählt Anneliese Brandmayr, habe man noch regelmäßig gemeinsam das Müller'sche Volksbad in München besucht. "Ich liebe den Schwimmsport, aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man aufhören muss", sagt Erich Brandmayr, mittlerweile 94. Im Alter sei es einfach nicht mehr möglich, den langen Weg bis nach München zurückzulegen. Sehr schade sei, das, gerade weil das Paar gebürtig aus München stammt und noch heute von den alten Zeiten schwärmt.

"Wir wollen an nichts mehr arbeiten, das haben wir bereits getan. Jetzt genießen wir nur noch unsere Zweisamkeit", sagt die 90-jährige Jubilarin. Natürlich habe es auch schwere Zeiten in ihrer Beziehung gegeben. Noch vor der Hochzeit habe Erich Brandmayr vier Jahre lang in Russland an der Front gekämpft. Als er wiederkam, machte er seiner Anneliese einen Antrag. "Unsere jeweiligen Familien haben sofort zugestimmt", sagt sie heute.

Über die Jahre hat das Paar, das jetzt friedlich nebeneinander sitzt, unzählige Stunden miteinander verbracht. "Heutzutage wollen die Menschen nicht mehr so stark voneinander abhängig sein, dadurch fällt es ihnen natürlich leichter, ihren Partner zu ersetzten", sagt Anneliese Brandmayr.

Nicht nur privat sind die beiden, wie sie finden, ein unschlagbares Team gewesen, auch beruflich haben sie die Hürden des Alltags gemeistert. Beide stammen aus einer Metzgerfamilie, nahe des Viktualienmarktes in München arbeiteten sie in der Metzgerei von Erich Brandmayrs Vater. "Wir haben das Geschäft meines Vaters übernommen, welches bereits durch drei Generationen geprägt wurde", erzählt der gebürtige Münchner.

Im Alter von 50 Jahren verkaufte Erich Brandmayr die familieneigene Metzgerei aber schließlich. "Mir war es wichtig, nicht mein ganzes Leben lang zu schuften, daher haben wir vorher viel gearbeitet, um uns diesen Wunsch erfüllen zu können", erzählt der 94-Jährige. "Man kann immer mehr haben", sagt er. "Aber wenn man nur daran denkt, verpasst man zu viele schöne Momente im gemeinsamen Leben", sagt Erich Brandmayr. So schön kann Liebe sein.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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