Eigentlich gäbe es heuer Grund zu feiern auf dem Wollmarkt am Reitsbergerhof. Denn dieser öffnete im Oktober 1991 zum ersten Mal, hätte also in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag. Doch nach Feiern sieht es derzeit nicht aus, ganz im Gegenteil. Denn ob es auf dem Hof des Vaterstettener Bürgermeisters Georg Reitsberger überhaupt einen 25. Wollmarkt geben wird, ist derzeit unklar. Eine Feier wurde bereits abgesagt, das Wein- und Weißbierfest des Vaterstettener Burschenvereins. Dieses sollte eigentlich am übernächsten Wochenende in der Maschinenhalle stattfinden, nun hat der Verein auf seiner Facebook-Seite mitgeteilt, dass das Fest ausfallen muss, weil es keine Genehmigung für eine Veranstaltung gibt.
Grund sind Brandschutzmängel in den beiden großen Hallen auf dem Reitsbergerhof, wo in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Veranstaltungen stattgefunden haben, unter anderem eben auch das Fest der Burschen und der Wollmarkt. Doch bei einer Begehung durch das Bauamt im vergangenen Jahr wurden auf dem Hof einige nicht genehmigte Nutzungen entdeckt. Die meisten dieser "Schwarzbauten", etwa Übungsräume für Musiker in der Tiefgarage sowie Werkstätten oder die Tribüne in der Reithalle, wurden in den vergangenen Monaten nachgenehmigt.
Schwieriger stellt sich dies aber bei den Veranstaltungen in der Reit- und in der Maschinenhalle dar. Denn die beiden Hallen sind nicht als Veranstaltungsstätten genehmigt und erfüllen auch nicht die dafür geltenden Vorschriften, erklärt Vaterstettens Zweiter Bürgermeister Martin Wagner. So fehle in der Maschinenhalle etwa ein geeigneter Blitzableiter und auch die Türen entsprächen nicht den Brandschutzvorgaben.
Bevor die Gemeinde eine Genehmigung als Versammlungsstätte für die Halle erteilen könne, müsse unbedingt nachgerüstet werden. Auch ein Brandschutzkonzept, also etwa welche Fluchtwege es gebe und wie man zusammen mit der Feuerwehr eine Veranstaltung absichern könne, liege bislang nicht vor. Dies habe man seitens der Verwaltung dem Bürgermeister auch schon mehrmals mitgeteilt. "Wir liegen ihm seit letztem Jahr damit in den Ohren", sagt Wagner, allerdings bislang mit wenig Erfolg, weshalb man nun die Feier der Burschen eben nicht genehmigen konnte.
Ein Grund für das strenge Vorgehen der Gemeinde ist die Haftungsfrage. Genehmige man eine Veranstaltung in einer ungeeigneten Versammlungsstätte und es kommen bei einem Brand Personen zu Schaden, sei die Gemeinde verantwortlich. Ein weiterer Grund sind laut Wagner Forderungen der Regierung von Oberbayern. Diese habe, als sie im vergangenen Jahr von den ungenehmigten Nutzungen auf dem Hof erfahren hatte, einen ausführlichen Bericht von der Gemeinde gefordert. Außerdem "hat uns die Regierung unmissverständlich angewiesen, keine Ausnahme mehr zu machen", so Wagner. Dank einer solchen, laut bayerischer Versammlungsstättenverordnung auch erlaubten Ausnahme, konnten im Vorjahr Wollmarkt und Burschenfest noch einmal genehmigt werden. Doch heuer sei das eben nicht mehr so einfach möglich, sagt Wagner. Denn da in der Maschinenhalle zwischen 2009 und 2014 bereits mehr als 40 Veranstaltungen stattfanden, ist das Pensum an Ausnahmen erschöpft.
Möglich wäre allenfalls noch die Nutzung der Reithalle, wo ohnehin immer der Hauptteil des Wollmarktes stattgefunden hat. Da es dort in den vergangenen Jahren sonst keine Großveranstaltungen gab, könnte man den Markt in der Reithalle grundsätzlich abhalten, er wäre eine zulässige Ausnahme. Allerdings unter einer Bedingung, sagt Wagner, "auch hier müsste ein Brandschutzkonzept eingereicht werden", und zwar so bald als möglich. Wenn dies bis Mitte September aber nicht passiert, könne der Wollmarkt auf dem Hof nicht stattfinden.
Bürgermeister Reitsberger ist zur Zeit im Urlaub und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.