Vaterstetten:Gefühl in den Fingerspitzen

Lesezeit: 2 min

Jonas Haiber und Silvia Schmidbaur überzeugen in Vaterstetten mit Bachs "Doppelkonzert". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Streicher der Musikschule präsentieren ihr Können

Von Claus Regnault, Vaterstetten

Unter dem witzigen Titel "Frisch gestrichen" stand das Jahreskonzert des Fachbereichs Streichinstrumente der Musikschule Vaterstetten im Festsaal des Seniorenwohnparks. Frisch gestrichen war das Konzert dank der jugendlichen Musiker auf jeden Fall, ein bildliches Vergnügen, welches die 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zum Schlussapplaus auf dem Podium vereinte.

Kinder und Musik - das ist für Pädagogen eine wunderbare Aufgabe, wenn sich auch wohl nicht verleugnen lässt, dass manches Kind damit dem Ehrgeiz der Eltern oder einer musikalischen Familientradition folgen muss. Streichinstrumente haben naturgemäß das Problem der richtigen Intonation. Für diese ist das korrigierende Gehör, aber vor allem das "Fingerspitzengefühl" der Griffhand zuständig. Und da zeigte sich, dass es offensichtlich erheblich schwerer ist, ein Streichinstrument intonationsrein zum Klingen zu bringen, als dies etwa beim Klavier der Fall ist, wo die Töne sozusagen schon vortemperiert mechanisch befestigt sind. Da kann ein Schüler nur noch auf die falsche Taste drücken, aber wenn er die richtige trifft, ist der Ton rein und wohltemperiert. Nicht so indes bei den Streichern, und so lernte man im Lauf des Vormittags verschiedene Stadien der Bewältigung kennen. Wenn man so will, war dies auch ein Ausflug aus der Harmonie in die gelegentliche Dissonanz.

Los ging's vehement mit der Gruppe der Celli: ein Ensemble aus sage und schreibe neun Instrumenten, von dem Musiklehrer Benedikt Breinl angeführt, welches dank seiner Vielzahl den Vorteil hatte, dass die sauber intonierten Instrumente die weniger genau tönenden überstrahlten. Hinzu kam die Erinnerung, so dass trotz eines sehr langsamen Tempos der gebrachte Piazzolla-Titel "Oblivion" wiederzuerkennen war.

In der Folge kamen die Violinen ins Spiel, wobei unter der Mehrzahl vor allem Cosima Ries in einem "Schüler-Konzert" des historischen Pädagogen Friedrich Seitz durch die natürliche Musikalität ihres Vortrags auffiel. Höhepunkt von den schon sehr Fortgeschrittenen war Jonas Haiber, als mit Unterstützung seiner Lehrerin Silvia Schmidbaur und der offenbar verwandten Christine Haiber am Klavier Bachs "Konzert d-Moll für zwei Violinen, Streicher und Basso Continuo", das berühmte "Doppelkonzert" mit seinem ersten Satz Allegro zur Aufführung kam. Haiber spielte seinen führenden Part schon mit erstaunlicher Reife, er ist allerdings altersmäßig wohl schon über der Grenze des rein kindlichen Spiels.

Dann trat das Streichorchester Streicherlinge unter Leitung von Schmidbaur in der fulminanten Besetzung von 18 Mitwirkenden auf und musizierte eher Leichtgewichtiges aus der Filmmusik mit erheblichem Elan. Das Schlussereignis aber, der erste Satz aus Mozarts "Divertimento" à 3 B-Dur für Klavier, Violine und Cello, wurde von einem Lehrertrio aus Lara Birkenmeier, Breinl und dem weit über die Lernstufe hinaus ins Professionelle spielenden Pianisten Patrick Gopphold, genannt Wendelstein-Klaviertrio, exekutiert. Abschließend, unter dem fortdauernden Beifall des sehr animierten Publikums, wurden Rosen an die Teilnehmer verteilt. Die Rose für Breinl fiel auf den Boden, wurde von ihm aber noch gerettet.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: