Vaterstetten:Finanzierungsfrage der Vaterstettener VHS so gut wie gelöst

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Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen wollen die Beteiligten das neue Modell noch im November vorstellen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die größte Bildungseinrichtung des Landkreises steht vor einer einschneidenden Reform. Seit mehr als einem Jahr verhandeln die Trägergemeinden der Vaterstettener Volkshochschule über eine neue Rechtsform, nun scheint eine Lösung gefunden.

Wie die genau aussieht, soll erst Ende des Monats offiziell bekanntgegeben werden, wenn alle beteiligten Gemeinderäte darüber abgestimmt haben. Eines ist allerdings sicher: Den aktuellen VHS-Verein wird es nicht mehr lange geben - zumindest nicht in seiner jetzigen Form.

Es war eine Überraschung der besonders unangenehmen Art - zumindest für die VHS und fünf ihrer sechs Trägergemeinden. Im Juni des vergangenen Jahres beschloss der Gemeinderat der sechsten - und größten Trägergemeinde Vaterstetten einstimmig das Ende des Zuschussvertrages. Auslöser waren Streitigkeiten mit VHS und Musikschule über den Einfluss der Politik auf die Bildungseinrichtung.

Ende 2017 ist Schluss mit dem alten Modell

Damit mussten laut Vertrag auch die übrigen Gemeinden - Anzing, Grasbrunn, Poing, Pliening und Zorneding - aussteigen. Was für die VHS ernste Folgen hätte haben können: ohne neue Vereinbarung wäre sie zum Ende dieses Jahres ohne Finanzierung gewesen. Dieses Szenario schien noch in diesem Sommer nicht ganz unwahrscheinlich. Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen war keine Lösung gefunden, um die VHS nicht auf dem Trockenen sitzen zu lassen, verlängerten die Gemeinden die alte Zuschussvereinbarung um ein Vierteljahr.

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Ende März 2017 dürfte dann aber definitiv Schluss sein mit dem alten Zuschussmodell. Dass es keine Zukunft habe, sei schon beim Ausstieg der Vaterstettener klar gewesen, sagt die im Sommer neu gewählte VHS-Vorsitzende, Zornedings Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder. "Den alten Verein wieder aufzurichten, das geht nicht", so Poschenrieder, was auch bei den Gemeinden und deren Bürgermeistern Konsens ist.

Nicht ganz so konsensfähig war allerdings lange Zeit, was auf den alten Verein folgen soll. Was nicht zuletzt auch daran lag, dass die anderen Trägergemeinden vom Vorgehen Vaterstettens ziemlich überrumpelt waren, wie vor einigen Monaten bei der Mitgliederversammlung deutlich wurde. So stimmte Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder zwar grundsätzlich zu, dass eine Änderung der Rechtsform sinnvoll sei, "aber wir hätten uns die Gedanken lieber vorher gemacht und dann den Vertrag gekündigt".

Dies könne man für ihre Gemeinde ebenso sagen, so Poschenrieder: "Vaterstetten hat die anderen in Bedrängnis gebracht." Nun jedoch, sagt Poschenrieder, habe man eine Lösung gefunden, die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden hätten bereits Zustimmung signalisiert. Wie die VHS künftig organisiert wird, dazu hüllen sich die Beteiligten aber noch in Schweigen. Bevor man an die Öffentlichkeit gehen könne, müssten die Gemeinderäte noch zustimmen.

Dass eine Einigung erreicht wurde, gilt als sicher

Dass aber grundsätzlich eine Einigung erreicht wurde, gilt als ziemlich sicher. So rechnet man etwa in Vaterstetten noch im Laufe des kommenden Monats mit Ergebnissen, die man auch vorstellen kann. "Es steht eine Lösung im Raum", sagt Georg Kast, persönlicher Referent und Büroleiter von Bürgermeister Georg Reitsberger. Er geht davon aus, dass es voraussichtlich noch in der vorletzten Novemberwoche eine solche Vorstellung geben werde. Darüber, wie die neue Rechtsform aussehen soll, will auch Kast nichts sagen.

Theoretisch denkbar sind vier Möglichkeiten. So könnte man dem Vorbild der VHS in Grafing folgen und einen Zweckverband gründen. Ebenfalls möglich sind ein Kommunalunternehmen oder eine gemeinnützige GmbH. Als vierte Option gäbe es noch die Gründung eines neuen Trägervereins - in dem dann allerdings nur noch die Kommunen ein Mitspracherecht hätten, der alte Verein würde aufgelöst oder in einen reinen Förderverein umgewandelt. Im Sommer gab es seitens der Bürgermeister eine Präferenz zugunsten des Vereinsmodells, mit dem Argument, dieses sei vom Verwaltungsaufwand am günstigsten.

Doch egal was sich bei VHS und Musikschule ändert, für Kunden und Mitarbeiter soll das möglichst nicht zu merken sein. Bereits nach ihrer Wahl im Sommer hatte Poschenrieder versprochen, die Arbeitsverträge zu schützen, dies bekräftigte sie nun erneut. Auch Kast ist es wichtig zu betonen, dass die neue VHS mit den alten Mitarbeitern weiter macht. Zumindest mit fast allen. Denn der langjährige Geschäftsführer der VHS, Jürgen Will, wird nicht mehr dabei sein. Wie in der vergangenen Woche bekanntgegeben wurde, wechselt Will nach 21 Jahren in Vaterstetten an die VHS in Pforzheim.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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