Vaterstetten:Einkauf à la carte

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Damit es in Vaterstetten nicht noch mehr Leerstände gibt, wie im Rossinizentrum, wollen die Grünen eine Rabattkarte für die Gemeinde einführen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vaterstettens Grüne wollen mit einer Rabattkarte örtliche Händler stärken - die Geschäftsleute sind eher skeptisch

Von Carolin Schneider, Vaterstetten

Mal schnell im Internet Schuhe shoppen, Bücher bestellen, oder sich neuerdings sogar Lebensmittel liefern lassen. Das ist bequem, schadet allerdings den Händlern am Ort. Vaterstettens Grüne wollen diesem Trend eine "Vaterstetten-Karte" entgegensetzen. Der Gedanke: Wenn Bürger mit der Karte Rabatte in den örtlichen Läden erhalten, kaufen sie dort wieder verstärkt ein. Dass das funktioniert, daran glaubt so mancher Einzelhändler aber nicht.

"Das wird doch nichts bringen", so Mario Holzbauer, Geschäftsführer beim Fahrradgeschäft "Rad und Tat". "Die meisten Menschen vergessen doch ganz schnell wieder, dass sie so eine Karte haben." Ähnlich sieht es Elke Hummel, die bei "Uli Koch Mode" arbeitet. Sie glaubt, dass die Karte nicht angenommen wird. "Das ist ja dann noch mal eine Karte, die man im Geldbeutel rumtragen muss." Um zu beweisen, dass man aus Vaterstetten komme, reiche doch eigentlich auch der Personalausweis. "Natürlich freuen wir uns, dass etwas getan wird, aber ich glaube, das ist ein Schuss ins Leere", so Hummel weiter.

Auch Christa Lanzl von der Papeterie Löntz findet es wichtig, den Einzelhandel zu unterstützen. Eine "Vaterstetten-Karte" findet sie gut. "Das bringt bestimmt mehr Menschen ins Zentrum." Und genau das soll die Karte erreichen: Die Menschen dazu zu bringen, in Vaterstetten einzukaufen, anstatt online zu bestellen. Und somit auch den Ortskern lebendig zu halten.

"Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen, wenn die Kaufkraft in der Gemeinde bleibt", sagt Beate Huber, Geschäftsführerin des Dekogeschäftes "Art und Deco". Ob eine Rabattkarte dafür das Richtige ist - da ist sie sich nicht sicher. Rabattaktionen seien oft versteckte Preiserhöhungen, deshalb würde sie in ihrem Laden darauf verzichten. Sie gibt guten Kunden ein kleines Geschenk zum Einkauf dazu. Das ist Hubers Meinung nach die bessere Variante.

Auch Martin Seidl hält nicht viel von Rabattaktionen. Das Café Seidl habe genug Stammkunden, da sei eine Karte nicht nötig. "Unsere Stammkunden kommen wegen unserer guten Qualität, nicht, weil es Rabatte gibt", so Seidl. Für den Laden für Keramik- und Töpferbedarf komme eine "Vaterstetten"-Karte ebenso nicht infrage. "Unsere Kunden kommen von überall her, weil wir ein spezialisiertes Geschäft sind", sagt Geschäftsführer Sergio Hölbl. "Die wenigsten unserer Kunden kommen aus Vaterstetten."

Viele Einzelhändler in Vaterstetten sind sich also einig: Eine Karte, mit der die Bürger Vergünstigungen in teilnehmenden Geschäften bekommen, hilft dem Einzelhandel auch nicht. Aber was kann dann getan werden, um die Gemeinden mit Leben zu füllen? Beate Huber hat eine ganz andere Idee, um den örtlichen Handel zu unterstützen: In manchen Gemeinden im Landkreis gebe es bereits Taler oder eine Karte, die die Bürger am örtlichen Geldinstitut erwerben können. Mit diesen können sie in teilnehmenden Geschäften bezahlen. Der Einzelhändler hole sich sein Bargeld dann wieder bei der Bank ab. So bleibt das Geld in der Gemeinde und wird nicht anderswo ausgegeben.

Dem Onlinehandel entgegen zu wirken, sei sehr schwierig, findet Sergio Hölbl. Er ist der Meinung, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas ändern müsse. Dass die Menschen denken: Das hol ich mir mal kurz im Ort. Anstatt: Das bestell ich einfach kurz online.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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