Vaterstetten:Die letzte Gartenstadt

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Vaterstetten will eine zu große Nachverdichtung am Zeisigweg durch einen Bebauungsplan verhindern. Dennoch werden in dem Gebiet wohl einige neue Häuser entstehen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Große Gärten, alte Bäume, lockere Bebauung. So sah es vor einigen Jahrzehnten überall in Vaterstetten und Baldham aus, mittlerweile sind die Gartenstadtelemente aber eher zu Inseln geworden. Eine der letzten befindet sich am Vaterstettener Bahnhof zwischen Zaunkönigweg und Zeisigstraße - noch. Denn einige Grundstückseigentümer haben bereits bei der Gemeinde angefragt, ob man nicht dichter bauen dürfe. Damit das nicht zu dicht wird, wurde nun ein Bebauungsplan für das Gebiet auf den Weg gebracht.

Keinesfalls soll es eine Entwicklung geben, wie sie auf der nordwestlichen Seite der Zeisigstraße stattfand. Dort sah es bis in die 1960er Jahre ähnlich aus, wie heute noch auf der anderen Straßenseite. Dann setzte eine Entwicklung ein, die man in Vaterstetten heute gut beobachten kann: die Nachverdichtung. "Damals wurde sogar noch flächensparender gebaut als heute", sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), entstanden sind kompakte Reihenhaussiedlungen. Möglich war dies, weil die Gemeinde für das Areal keinen Bebauungsplan aufgestellt hatte, was man im Nachhinein durchaus problematisch finden könne, so Littke, "das war ein Fehler."

Viel grün und schmale Wege säumen die üppigen Grundstücke zwischen Zeisigstraße und Zaunkönigweg in Vaterstetten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Diesmal will man bei der Gemeinde aber alles richtig machen, und die verbliebene Gartenstadt-Insel mit einem Bebauungsplan erhalten. Grund dafür sind Wünsche einiger Anlieger nach mehr Häusern. Eine konkrete Anfrage in Form eines Vorbescheids liegt bereits vor, entstehen könnte entweder ein Mehrfamilienhaus oder fünf Einfamilienhäuser. Außerdem gebe es einige unverbindliche Anfragen von Anliegern, die zwar noch keine Planungen eingereicht, dafür aber Interesse an einer Nachverdichtung ihrer Grundstücke bekundet hätten.

Ein Anliegen, das man durchaus nachvollziehen könne, so Littke, schließlich sei das Baugebiet durch seine Nähe zur Bahn sehr gut an den Verkehr angebunden und liege außerdem in unmittelbarer Nähe zu Einkaufsmärkten und anderen Dienstleistern. Ohnehin sei eine Konservierung des Gebietes auf den heutigen Stand rechtlich unmöglich, erklärte Littke auf Nachfrage von Herbert Uhl (FW) - es sei denn, man entschädige die Anlieger finanziell. Darum könne es bei dem neuen Bebauungsplan auch nur darum gehen, das Wachstum in geregelte Bahnen zu lenken, konkret: "den Gebietscharakter des inselartigen, kleinteiligen reinen Wohngebietes zu sichern."

Eng aneinander stehen die Neubauten bereits am Zaunkönigweg, ein Beispiel, wie noch luftig grüne Areal mal aussehen könnte. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine Idee, die im Ausschuss auf einhellige Zustimmung traf. Ohne die Überplanung werde sich "die Sogwirkung der Nachverdichtung" auch auf dieses letzte, locker bebaute Gebiet der Gegend auswirken, sagte Stefan Huber (CSU). Ähnlich äußerten sich Stefan Ruoff (Grüne) und Maria Wirnitzer (SPD). Diese stellte aber die Frage, ob das Bauamt genug Kapazitäten habe, für einen weiteren Bebauungsplan. Tatsächlich werde dessen Erstellung wohl einige Zeit dauern, so Littke, weshalb man auch keine Veränderungssperre in den Beschluss geschrieben habe. Damit müsste nämlich binnen eines Jahres ein Bebauungsplan erstellt werden. Man behalte sich aber vor, eine solche zu erlassen, falls es konkrete Anträge gebe, die den Zielen des künftigen Bebauungsplanes zuwiederlaufen.

Bei diesen Zielen solle man "nicht zu zaghaft sein", forderte Manfred Schmidt (FBU/AfD), was rechtlich möglich sei, solle man auch fordern. Dazu gehört für Schmidt eine Beteiligung der Anlieger an den Planungskosten. Dies sei eigentlich nur möglich, wenn die Anlieger durch den Bebauungsplan profitierten - also mehr bauen dürften als zuvor, was man ja gerade vermeiden will, sagte Littke. Man werde es aber prüfen. Auch einer weiteren Anfrage Schmidts will das Bauamt nachgehen: Warum sich die Anwohner beim Ausbau der Zeisigstraße nie finanziell beteiligen mussten, inzwischen sind die Ansprüche der Gemeinde verjährt.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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