Vaterstetten:Dann kann es ja losgehen

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Gemeinde Vaterstetten bringt Bebauungsplan für neues Wohngebiet Nord und Nordwest auf den Weg. Einige Fragen bleiben aber noch offen, etwa wie es mit dem Einheimischenbauland weiter gehen soll

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Großgemeinde kann noch größer werden, dies hat nun der Bauausschuss beschlossen. Mit großer Mehrheit wurde der Entwurf des Bebauungsplans für das Areal West und Nordwest verabschiedet, wo von diesem Herbst an ein Wohn- und ein Gewerbegebiet entstehen sollen. Auch geplant sind Sozialwohnungen, ein Einheimischenbaugebiet, ein Alten- und Pflegeheim sowie ein Kindergarten.

Es ist eines der größten Projekte in Vaterstetten in den vergangenen Jahrzehnten. Bis zu 1500 Neubürger sollen zwischen Dorfstraße und Eulenweg in den kommenden beiden Jahren einziehen, das entspricht einem Bevölkerungszuwachs von mehr als sechs Prozent. Auch die Fläche, auf der die Wohn- und Gewerbeflächen samt Erschließungsstraßen entstehen werden, ist riesig: Ganze 15,3 Hektar habe man überplant, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke nun im Ausschuss. Zum Vergleich: Aktuell sind in Vaterstetten insgesamt rund 870 Hektar Fläche mit Straßen und Gebäuden bebaut.

Von einem "großen Wurf" sprach Stellvertretender Bürgermeister Martin Wagner (CSU), der die Sitzung leitete: "Wir haben ein schönes Gebiet entwickelt - und brauchen es auch." Zum einen aus finanziellen Gründen. Wagner erinnerte daran, dass man bald die neue Grund- und Mittelschule bauen müsse - für "40 Millionen plus X". Dafür sei der Verkauf der Gemeindegrundstücke im Norden Vaterstetten unbedingt nötig.

Außerdem benötige die Region dringend mehr Wohnraum, ergänzte Renate Will (FDP), gerade der Geschosswohnungsbau, wie er in dem Gebiet hauptsächlich geplant ist, sei sehr nachgefragt. Vorgesehen ist, dass nördlich des Birkenwegs vier und zwischen Birken- und Eulenweg fünf Reihen von mehrstöckigen Gebäuden entstehen. Ganz im Süden sind noch zehn weitere Mehrfamilienhäuser geplant, jeweils fünf sind um einen Hof angeordnet. Insgesamt sei das Baugebiet eine "maßvolle Planung", so Will. Maria Wirnitzer (SPD) lobte, dass auch sozialer Wohnungsbau vorgesehen ist. Laut Bebauungsplan könnte ein dreistöckiges Haus an der Dorfstraße mit 20 bis 25 sozial geförderten Wohnungen entstehen, etwa im Rahmen eines Genossenschaftsmodells. "Das wird bei weitem nicht den Bedarf decken", so Wirnitzer, "aber es ist ein Anfang." Ebenfalls gut gefielen ihr die ins Wohngebiet integrierten sozialen Einrichtungen wie Pflegeheim und Kindergarten. Dieser soll nun sogar direkt im Erdgeschoss eines der Wohnhäuser entstehen, statt, wie ursprünglich geplant, neben oder im Pflegeheim im Süden des Areals. Außerdem positiv seien die großen Grünflächen, vorgesehen sind achsenartig angeordnete Parkanlagen zwischen den Wohnblocks sowie eine möglichst naturnahe Eingrünung am Rand des Gebietes.

Weniger Lob kam dagegen von den Grünen. Grundsätzlich sehe man die Bebauung des Gebietes "durchaus positiv", so Grünen-Gemeinderat Stefan Ruoff, auch die nun vorgestellte Planung, an der seine Fraktion im übrigen "konstruktiv mitgearbeitet" habe, sei im Prinzip gut. Dass die Grünen dennoch gegen den Bebauungsplan stimmten, begründete Ruoff mit zwei "grundsätzlichen Problemen" des Projekts. Zum einen stünden die Häuser viel zu dicht, zum anderen "hätten wir es lieber schrittweise entwickelt", so Ruoff. "Und die Schule dann Klassenzimmer für Klassenzimmer gebaut", entgegnete Wagner.

Gar keine positiven Seiten konnte Manfred Schmidt (FBU/AfD) der Planung abgewinnen. Diese sei "ein Hochamt für den Flächenfraß", ein Beschluss für den Bebauungsplan bedeute "einen rabenschwarzen Tag für Natur und Umwelt". Dass man dieses Projekt überhaupt benötige, sei ein "Fiasko der Haushaltspolitik", wetterte Schmidt, trotz hoher Steuereinnahmen gelinge der Haushaltsausgleich nur durch eine "Siedlungsexplosion auf Kosten landwirtschaftlicher Flächen und Naherholungsgebiete". Gegen die Stimmen der Grünen und Schmidts wurde der Entwurf beschlossen. Wenn der Gemeinderat kommende Woche ebenfalls zustimmt, und sobald die städtebaulichen Verträge mit den Bauträgern abgeschlossen sind, wird der Plan öffentlich ausgelegt.

Interessante Neuigkeiten gibt es vom geplanten Einheimischenbaugebiet westlich der Dorfstraße. Im Oktober hatte der Gemeinderat beschlossen, dass ein Bauträger 31 Reihen- und sechs Doppelhäuser sowie eine Tiefgarage errichten soll. Davon weicht der nun beschlossene Bebauungsplan aber ab - oder lässt zumindest eine Abweichung zu. Statt sich auf die Bauträger-Lösung festzulegen, nennt der Entwurf andere Möglichkeiten: So könnte die Tiefgarage auch im Auftrag der Gemeinde selbst errichtet und stückweise zusammen mit den unbebauten Grundstücken an der Oberfläche vergeben werden. Diese könnten dann in Eigenleistung von den neuen Eigentümern bebaut werden.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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