Vaterstetten:Bauen und Feiern

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Die Erweiterung und Sanierung der Realschule Vaterstetten ist nun mit einem Festakt offiziell beendet. Fast zwei Jahre lang wurde das Schulhaus für insgesamt 12,6 Millionen Euro renoviert und aufgestockt

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wiederholungen sollen ja das Lernen befördern, falls das stimmt, haben die Vaterstettener Realschüler in den vergangenen zwei Jahren eines besonders lernen können: Baustellen bieten immer einen Grund zu feiern. So beging man im Juni 2015 feierlich den ersten Spatenstich für die Schulerweiterung, kein Jahr später wurde Richtfest für die neue Turnhalle gefeiert und erst im Herbst die neue Mensa ihrer Bestimmung übergeben - natürlich im Rahmen einer kleinen Feier. Nun, nachdem als letzter Bauabschnitt die Sanierung der alten Turnhalle fertig ist, durfte am Donnerstag erneut gefeiert werden.

Auf diese vielen Feiern blickte auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) zurück - besonders jene in der Mensa war ihm sehr angenehm in Erinnerung geblieben. Der Landrat sprach auch von dem "langen Weg" seit 2009, als - noch unter seinem Amtsvorgänger Gottlieb Fauth - die ersten Entwürfe für das Projekt entstanden. Ein Weg der allerdings schneller zurückgelegt wurde als gedacht, der Bau sei sogar einige Wochen vor dem Zeitplan fertig geworden.

In den vergangenen zwei Jahren sind eine neue Mensa, vier Klassenzimmer, Fachräume für Kunst, Musik und Naturwissenschaften sowie ein neues Lehrerzimmer entstanden, außerdem eine weitere Einfachturnhalle. Die bestehende Zweifachturnhalle wurde saniert. Insgesamt 12,6 Millionen Euro habe der Zweckverband - dem die beiden Landkreise Ebersberg und München sowie die Gemeinden Haar und Grasbrunn angehören - in das Projekt investiert. Geld, das nach Meinung von Niedergesäß hervorragend angelegt ist - nicht nur wegen der in der neuen Fassade vorherrschenden Farbe schwarz, die ausdrücklich kein politisches Statement aus dem Landratsamt sei: "Es ist ein prächtiger Schulbau, es ist uns gut gelungen", so Niedergesäß' Fazit, er wünschte "allen stets guten Appetit in der Mensa, viel Spaß beim Sport, Lernen, Musizieren und Experimentieren." Und vielleicht - dank des neuen Lehrerzimmers - sogar "mit noch entspannteren Lehrern".

Mehr als entspannt zeigte sich Schulleiterin Anita Ruppelt, mit der Erweiterung sei "ein Traum in Erfüllung gegangen". So sei der chronische Platzmangel behoben, ohne bestehende Strukturen zu beeinträchtigen, indem man etwa den Pausenhof zugebaut hätte - wie es ein früher Entwurf vorgesehen hatte. "Die Realschule Vaterstetten war schon vorher schön, jetzt ist sie noch schöner", so die Direktorin, "eine echte Aufwertung" sei gelungen. Ähnlich sah dies ihr Amtsvorgänger Wilhelm Kürzeder, der inzwischen Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Oberbayern-Ost ist. Sein früherer Arbeitsplatz, zu dem er seine "Verliebtheit noch nicht abgelegt" habe, zeige, "dass auch ein Zweckbau schön sein kann". Beeindruckt zeigte sich auch Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger. Er lobte, dass bei Sanierung und Erweiterung nicht nur "den Anforderungen der Zeit entsprochen" wurde, sondern "ein echtes Schmuckstück" entstanden sei. "Ich wünsche allen einen angenehmen und erfolgreichen Aufenthalt." Wie dies in der Praxis aussieht, schilderte eine Gruppe Schüler, die etwa die hellen neuen Räume - aus deren Fenstern man außerdem "einen schönen Blick in die Natur" habe - lobten, genau wie die bessere Luft in den Klassenzimmern dank neuer Anlagen oder die neuen Stühle, "jetzt sitzen nicht nur die Lehrer bequem".

Damit die Feier nicht zu betulich wurde, gab es vor der Segnung der neuen Räume durch die beiden Pfarrer Thomas Kratochvil und Stephan Opitz noch einen Appell für den Wert der Bildung. "Wir leben in einer Zeit des Lernens", so Opitz, gelernt werde etwa, "dass man Wahrheiten einfach austauschen und Verleumdungen auf 140 Zeilen äußern kann, dass die Demokratie mit Füßen getreten wird". Gegen diese Entwicklung helfe nur Bildung, so Opitz und zitierte den Heiligen Paulus, wonach "Weisheit besser als Gold, Verstand edler als Silber" der "Mund des Narren" dagegen schrecklich sei. Dies gelte heute immer noch: "Nichts ist schlimmer und gefährlicher als Menschen, deren Horizont nur bis zu ihren Fußspitzen reicht - oder bis zu ihrem Smartphone." Gegen diese Enge des Horizontes helfe nur Bildung, die auch Entfaltungsmöglichkeiten biete, nicht bloß von Effizienz und Wirtschaftlichkeit geprägt sei, "dies kann nie das Ziel von Bildung sein, Bildung will gepflegt werden", dann ermögliche sie Freiheit.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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