Buslinie in Vaterstetten:Auto statt Bus

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Nach Beschwerden über die geänderten Linien 451 und 452 in Vaterstetten könnte nun ein Fahrdienst von Seniorenbeirat und Autoteilern zumindest ein wenig Abhilfe schaffen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die jüngste Fahrplanumstellung hat in Vaterstetten zu viel Ärger geführt. Denn durch Einsparungen an der Buslinie 452 und die geänderte Route der Linie 451 werden mehrere Haltestellen gar nicht mehr, andere nur noch in Form einer Ringlinie bedient, was längere Fahrzeiten mit sich bringt. Besonders ältere Vaterstettener hatten sich im Rathaus über die geänderten Buslinien beschwert, dort will man die Folgen der Fahrplanänderung nun ein wenig abmildern und überlegt, zusammen mit Autoteilern und Seniorenbeirat einen Fahrdienst einzurichten.

Dass die Vaterstettener höchst unzufrieden sind mit der neuen Führung der beiden Buslinien, bemerkt man im Rathaus deutlich. Dort seien seit der Umstellung der Fahrpläne zum 13. Dezember zahlreiche Beschwerden telefonisch oder als Briefe eingegangen, bestätigt Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) und leitet daraus einen klaren Auftrag ab: "Das ist ein Thema, bei dem wir nacharbeiten müssen."

Die Linie hat bisher das Möbelhaus finanziert

Ursache des Problems ist, dass die seit 1998 bestehende Buslinie 452 von Baldham über Vaterstetten und Parsdorf nach Grub deutlich eingeschränkt werden musste. Die Linie war damals eingerichtet worden, weil der regionale Planungsverband eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zur Bedingung für die Ansiedlung des Möbelhauses Segmüller in Parsdorf gemacht hatte.

In den folgenden Jahren wurde die Buslinie daher auch vom Möbelunternehmen mit rund einer Viertelmillion Euro pro Jahr finanziert - allerdings nur bis zur Eröffnung des neuen Gewerbegebietes in Parsdorf. Nachdem sich dort immer mehr andere Firmen ansiedelten, die ebenfalls von der Buslinie profitierten, kündigte Segmüller an, sein Engagement zurückzufahren, so dass lediglich eine Basisverbindung zwischen Parsdorf und den S-Bahnhöfen übrig bliebe. Dies konnte zwar verhindert werden, indem die Gemeinde andere Gewerbetreibende für eine finanzielle Beteiligung an der Buslinie überzeugte.

Autoteiler könnten eine Alternative sein

Trotzdem ist das Budget für die Buslinie zumindest für die kommenden beiden Jahre niedriger als bisher, so dass Einsparungen nötig wurden. Daher verkehrt der 452-Bus nicht mehr zwischen Baldham und Vaterstetten, diese Tour übernimmt stattdessen die Linie 451 - aber eben nicht komplett und nur in eine Richtung. So müssen Passagiere unter Umständen lange Umwege in Kauf nehmen. Außerdem entfällt unter anderem die Haltestelle Allauchplatz, die von vielen Besuchern und Bewohnern des Altenheims St. Korbinian genutzt wurde, weshalb es viele Beschwerden gab. "Dass man da gerne etwas hätte, ist klar", sagt der Bürgermeister, aber: "Der Allauchplatz war bei der letzten Zählung eine der am wenigsten genutzte Haltestellen." Trotzdem wolle man versuchen, den Verlust des Haltepunktes irgendwie auszugleichen, verspricht Reitsberger.

Helfen sollen dabei die Autoteiler. Reitsberger hält es für möglich, dass diese zusammen mit dem Seniorenbeirat der Gemeinde einen Fahrdienst organisieren. Bei den Autoteilern ist man dazu grundsätzlich bereit, erklärt Vorsitzender Klaus Breindl, macht aber auch klar: "Eine Buslinie können wir nicht betreiben - und dürfen es auch gar nicht." Diese müsste nämlich ausgeschrieben werden. Was sich Breindl allerdings vorstellen kann, ist ein Modell, wie es die Autoteiler aus Königsbrunn bei Augsburg seit einiger Zeit praktizieren. Dort kann man sich nicht nur ein Auto leihen, sondern die ehrenamtlich tätigen Fahrer gleich dazu.

Vor allem für Senioren sei so ein Service gedacht, sagt Breindl, man habe bei den Autoteilern auch schon seit längerem über ein solches Fahrdienst-Modell nachgedacht. Mit dem neuen Busfahrplan gebe es nun einen zusätzlichen Ansporn, das Projekt auch bald umzusetzen. Breindl macht aber auch klar, dass die Autoteiler selbst keinen Fahrerpool aufbauen könnten: "Wir können nur einen Baustein stellen, nämlich die Autos."

Organisieren könnte den Fahrdienst der Seniorenbeirat

Die Fahrer organisieren könnte der Vaterstettener Seniorenbeirat. Dessen Vorsitzender, der frühere Zweite Bürgermeister Günther Koch, hält ein Modell wie in Königsbrunn auch in Vaterstetten theoretisch für möglich, wenn auch nicht von heute auf morgen umsetzbar. "Wir fangen aber gerade erst an, es zu planen", bis dieser Dienst die Arbeit aufnehmen könne, kann es laut Koch noch ein wenig dauern. Besonders Versicherungs- und Haftungsfragen müssten noch rechtssicher geklärt werden: "Wir hoffen, dass im Laufe des Jahres 2016 so weit sein wird." Aber auch, wenn das mit dem Fahrdienst bald klappt, "das ist kein Ersatz für eine Buslinie."

Darin ist er mit Bürgermeister Reitsberger einer Meinung. Er schließt allerdings aus, dass die Gemeinde selbst wieder, wie in früheren Jahren, eine Buslinie betreiben wird, dies gebe die Haushaltslage einfach nicht her. Besser wäre es, wenn in Vaterstetten Sammeltaxis zur Verfügung stünden. Leider sei es bisher nicht gelungen, Unternehmen zu finden, die so etwas anbieten wollten, "es hieß immer, das sei wirtschaftlich nicht tragbar", bedauert der Bürgermeister.

© SZ vom 28.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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