Vaterstetten:Auf ein Neues

Lesezeit: 2 min

Seit zwei Jahren ist die Alte Post in Parsdorf schon geschlossen. Nun könnte es für das Traditionswirtshaus neue Hoffnung geben. (Foto: Christian Endt)

Die Alte Post in Parsdorf soll nun doch verkauft werden - vielleicht an die Gemeinde

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Neue Einnahmequellen zu erschließen ist gerade bei knapper Haushaltslage eigentlich eine gute Idee. In Vaterstetten, wo die Haushaltslage irgendwie immer knapp ist, könnte sich nun eine solche Quelle ergeben: die Gemeinde steigt ins Gastronomiegeschäft ein. Gerade hat die Kuratie Neufarn angekündigt, die seit Jahren leer stehende Gaststätte Alte Post nun doch verkaufen zu wollen. Ein möglicher Käufer wäre die Gemeinde.

Zumindest hatte dies Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) in der Vergangenheit nie ausschließen wollen, auch wenn er stets betonte, alleine könne die Gemeinde den Kauf nicht stemmen. Anfang des Jahres hatte er darum eine Genossenschaftslösung ins Gespräch gebracht. Parsdorfer Bürger könnten Anteile an ihrer Wirtschaft erwerben, so die Idee des Bürgermeisters, und auch die Gemeinde werde einsteigen. Dadurch könnte man auch den Veranstaltungssaal mit 200 Plätzen erhalten, im mit Sälen nicht gerade verwöhnten Vaterstetten keine schlechte Idee.

Doch ein Problem blieb dabei ungelöst: Das Gasthaus, das die Genossen hätten kaufen sollen, stand nicht zum Verkauf. Die Kirche war nämlich bislang lediglich an einem sogenannten Erbpachtverfahren interessiert. Darunter versteht man eine Sonderform der Pacht, wobei lediglich das Nutzungsrecht für ein Grundstück, nicht aber dieses selbst veräußert wird, meist für einen relativ langen Zeitraum. Ein Erbpächter hätte theoretisch auch die Möglichkeit gehabt, das Gasthaus abzureißen und durch profitablere Gebäude zu ersetzen, etwa Wohnhäuser.

Im Sommer vergangenen Jahres wurde das Bieterverfahren gestartet, das Mindestgebot lag bei 368 000 Euro, die jährliche Pacht für das Grundstück bei 32 583 Euro - die Zahl der Interessenten bei Null. Obwohl das Verfahren sogar bis Jahresende verlängert wurde, gelang es nicht, einen Pächter aufzutreiben. Nächster Versuch war dann, die Post gegen ein anderes Grundstück einzutauschen, bevorzugter Tauschpartner war die Gemeinde. Doch, wie Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU) erklärt, kamen Kommune und Kirche nicht ins Geschäft.

In dieser Woche hat die Kirche der Gemeinde nun mitgeteilt, dass sie an einem Tauschgrundstück nicht mehr interessiert sei, und die Gaststätte lieber verkaufen wolle. Sicher auch an die Gemeinde, wo man diese Transaktion allerdings eher für unwahrscheinlich hält. Dies liegt zum einen am nicht unerheblichen Kaufpreis - dieser soll bei knapp einer Million Euro liegen. Vor allem aber an den noch erheblicheren Folgekosten, die ein neuer Eigentümer schultern müsste: Das Gebäude weist zahlreiche Mängel auf, etwa im Bereich Brandschutz. Aber auch Haustechnik, Wärmedämmung und Sanitäranlagen entsprechen nicht mehr dem Standard. Laut einer Schätzung, welche die Kuratie selbst im vergangenen Jahr veröffentlichte, sei in den kommenden 15 Jahren mit einem Investitionsbedarf von 30 000 bis 70 000 Euro zu rechnen - jedes Jahr. Dem stehen laut Wirtschaftlichkeitsanalyse aber lediglich jährliche Pachteinnahmen von maximal 90 000 Euro gegenüber. Jede unvorhergesehene Reparaturmaßnahme, für die der Verpächter aufkommen müsste, könnte also ein Verlustgeschäft bedeuten.

Um diese unsicheren Aussichten weiß man auch bei der Gemeinde, weshalb Wagner einen Kauf der Wirtschaft durch die Gemeinde und die Verpachtung etwa an die Genossenschaft skeptisch sieht. Trotzdem könnte in der Post bald wieder Leben einkehren. Wie Wagner weiß, gebe es in Parsdorf und Umgebung mindestens zwei Interessenten für das Wirtshaus. Diese hätten es von Anfang an kaufen, aber eben nicht pachten wollen. Ob sich Vaterstetten als Gastronom oder Verpächter betätigen wird, muss zwar letztlich der Gemeinderat entscheiden. Dass man sich angesichts knapper Kassen und unklarer Kosten aber ein Gasthaus zulegen wird, gilt aber als eher unwahrscheinlich. Oder wie es Wagner formuliert: "Der Betrieb einer Wirtschaft ist keine kommunale Pflichtaufgabe."

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: