Vaterstetten:Auf die Größe kommt es an

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Der Aldi-Supermarkt an der Baldhamer Straße darf größer werden. Dies beschloss nun der Vaterstettener Bauausschuss. (Foto: peter Hinz-Rosin)

Zwei Discounter in Vaterstetten wollen ihre Verkaufsflächen erweitern, die Gemeinde stimmt aber nur einem der Anträge zu. Der zweite Supermarkt darf zwar anbauen - nur eben erst später

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Großpackungen sind das Geschäftsmodell der Discounter - und auch diese selbst werden immer größer. In Vaterstetten haben nun gleich zwei Billigsupermärkte beantragt, ihre Ladenflächen zu erweitern, ein dritter hat laut Bauamt ebenfalls Interesse an mehr Platz fürs Geschäft. Stattgegeben wurde nur einem der Anträge - so richtig abgelehnt wurde allerdings auch der zweite nicht. Zwar kam der Bauausschuss zu dem Schluss, dass eine Erweiterung derzeit nicht möglich sei, dies könne sich aber bald ändern.

Antragsteller waren der Aldi- und der Norma-Markt in der Baldhamer und in der Johann-Sebastian-Bach-Straße. Aldi möchte seinen Kassenbereich etwas vergrößern. Dazu soll der Unterstand für die Einkaufswagen, der sich derzeit noch direkt an der Eingangstür unter dem Vordach befindet, auf den Parkplatz verlegt werden. Dadurch, so der Antragsteller, würde die Verkaufsfläche um rund 42 Quadratmeter auf dann 1068 Quadratmeter wachsen. Gleich bleiben würde die Gesamtfläche des Gebäudes, da der Einkaufswagen-Unterstand ein Teil davon ist. Etwas mehr vergrößern würde sich gerne der Norma-Supermarkt nebenan. Hier wünschen sich die Betreiber einen knapp fünf Meter tiefen Anbau entlang der gesamten Nordseite des Gebäudes. Dieses erhielte dadurch 256 Quadratmeter mehr Verkaufsfläche, die dann auf 1196 Quadratmeter wachsen würde.

Der Vergrößerung des Aldi-Marktes könne der Ausschuss auf jeden Fall zustimmen, empfahl Vaterstettens Bauamtsleiterin Brigitte Littke. Denn zum einen sei dies nur "eine geringfügige Erweiterung". Zum anderen liege der Markt laut Bebauungsplan in einem Sondergebiet, dort sind laut Landesentwicklungsprogramm Nahversorger mit bis zu 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche zulässig. Einschränkungen gebe es nur, wenn zu befürchten sei, dass dadurch schädliche Auswirkungen auf die Umgebung - wie etwa Lärm oder Verkehr - entstehen. Was hier, auch aufgrund des sehr geringen Zuwachses, nicht zu erwarten sei. Auch der Wegfall von vier Parkplätzen durch die Verlegung des Einkaufswagenstandes sei kein Problem. Laut Stellplatzverordnung bräuchte der Supermarkt mindestens 27 Parkplätze, derzeit sind es sogar 140. Einzige Auflage für die Erweiterung ist die Pflanzung von zwei weiteren Bäumen auf dem Gelände, da der Bebauungsplan eine entsprechende Eingrünung vorsieht.

Die Ausschussmitglieder folgten dem Verwaltungsvorschlag ohne Gegenstimmen, schlugen aber noch weitere Auflagen vor. So bemängelte Stefan Ruoff (Grüne), dass die bereits auf dem Gelände vorhandenen Bäume "teilweise in sehr schlechtem Zustand" seien. Man soll darum vom Supermarktbetreiber fordern, diese besser zu pflegen. Maria Wirnitzer (SPD) regte bessere Fahrradständer an, "wo man auch ein Rad mit Einkaufskorb abstellen kann." Beides werde man prüfen, so Littke.

Keine Chance sieht die Verwaltung und die Mehrheit der Ausschussmitglieder dagegen für den Anbau-Plan bei Norma. Das Problem dabei sei, erklärte Littke, dass der Supermarkt in einem Gewerbegebiet liege. Im Gegensatz zum Sondergebiet sind dort keine Einzelhandelsbetriebe mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern zulässig. Bereits jetzt werde diese Grenze überschritten, so Littke, eine weitere Vergrößerung sei darum nicht möglich - zumindest noch nicht.

Denn wie die Bauamtsleiterin erläuterte, sei vorgesehen, das Areal "Vaterstetten Ost" neu zu überplanen. Im gesamten derzeit unbebauten Bereich nördlich des Norma-Marktes, entlang der Philipp-Maas-Weges, soll einmal Gewerbe angesiedelt werden. Dazu würde der aktuelle Bebauungsplan geändert oder aufgehoben werden, dann könnte auch der Supermarkt erweitert werden. Davon betroffen wäre auch der Penny-Markt, dieser sei ebenfalls an einer Vergrößerung interessiert.

Einen konkreten Zeitplan nannte Littke zwar noch nicht, etwas Geduld wird man bei den Discountern aber wohl noch aufbringen müssen. Aktuell gehört der Gemeinde lediglich ein Teil des künftigen Gewerbegebietes, der aber bis 2019 an den Landkreis verpachtet ist. Dieser will dort eine Container-Unterkunft für bis zu 150 Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge errichten.

So lange solle man nicht warten, sagte Wolfgang Schermann (FW), der als Vertreter seines Fraktionskollegen Herbert Uhl an der Sitzung teilnahm und ein von diesem verfasstes Statement verlas. Demnach sei die Gemeinde immer "zu großzügig beim Wohnungsbau, aber zu restriktiv bei Gewerbe". Gerade beim Einzelhandel gebe es im schnell wachsenden Vaterstetten viel Bedarf, darum solle man dem Norma die Erweiterung gestatten und nicht "wegen ein paar Quadratmetern herumstreiten". Die Mehrheit im Ausschuss sah dies jedoch anders, gegen die Stimme Schermanns wurde beschlossen, den Antrag des Discounters abzulehnen.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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