Vaterstetten:Atempause für die VHS

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Zornedings Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder ist neue Vorsitzende der Vaterstettener VHS. (Foto: Wieland Bögel)

Um eine Änderung der Rechtsform zum Semesterwechsel umsetzen zu können, verlängern die Mitgliedsgemeinden den Zuschussvertrag um drei Monate. Möglich sind eine GmbH oder ein neuer Trägerverein

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die VHS Vaterstetten soll eine neue Rechtsform bekommen. Wie die aber aussehen soll, ist auch bei der Mitgliederversammlung am Mittwochabend nicht klar geworden. Immerhin haben die Trägergemeinden beschlossen, der Volkshochschule für ihre Neuordnung etwas mehr Zeit zu lassen und den eigentlich zum Jahresende auslaufenden Zuschussvertrag um drei Monate verlängert. Vor einem Jahr war die Gemeinde Vaterstetten aus dem Finanzierungsvertrag ausgestiegen und hatte mehr Mitsprache gefordert. Dem Ausstieg Vaterstettens folgten satzungsgemäß die anderen Trägergemeinden Anzing, Grasbrunn, Poing, Pliening und Zorneding. Die Verhandlungen über die Neustrukturierung wird auf VHS-Seite nun Zornedings Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder führen. Sie wurde mit großer Mehrheit zur Nachfolgerin der im Februar zurückgetretenen Vorsitzenden Karin Kölln-Höllrigl gewählt.

Im Lauf der Versammlung wurden einige Verstimmungen spürbar: VHS-Vorstände und Bürgermeister gaben sich geschäftsmäßig, lobten die VHS, betonten, wie sehr sie an ihrem Erhalt interessiert seien - und bemühten sich dabei, so wenig Konkretes wie möglich zur künftigen Struktur zu sagen. Darüber aber gab es seitens der Mitglieder und Angestellten einige Unmutsbekundungen. So kritisierte Anton Stephan, langjähriger Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Alem Katema, dass nun über ein Jahr ohne Ergebnis verhandelt werde. Es sei nicht so einfach, "alle unter einen Hut zu bekommen", sagte Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger. "Es ist kein böser Wille", ergänzte sein Amtskollege aus Pliening, Roland Frick. Trotzdem sei man auf einem "guten Weg". Zweifel äußerte der frühere Musikschulleiter Kurt Schneeweis. Es sei ja gut für die VHS, dass die Zuschüsse bis Ende des Wintersemesters weiterlaufen, in der Musikschule aber plane man in Schuljahren. "Soll man alle zum Halbjahr heimschicken?" Bis März habe man eine neue Rechtsform gefunden, versicherte Frick, und auch der Versammlungsleiter, der Zweite VHS-Vorsitzende Jens Tischer, erklärte, er sei "zuversichtlich", dass man bald eine Lösung finden werde.

Diese unkonkreten Aussagen seien "sehr unangenehm", beklagte Gabi Koller von der VHS-Verwaltung. Seit einem Jahr sei die Zukunft unklar, hingen die Mitarbeiter in der Luft, "wir wissen gar nichts". Zumindest hier hatte die neue Vorsitzende eine konkrete Ansage parat: Egal wie die neue Rechtsform aussehe, "die Arbeitsverträge müssen geschützt werden", sagte Bianca Poschenrieder und sicherte den Mitarbeitern künftig mehr Informationen zu.

Gleichzeitig gab es einen kleinen Seitenhieb in Richtung Vaterstetten. Die Entscheidung, den Zuschussvertrag ohne Konsultation der anderen Mitgliedsgemeinden zu kündigen, zeuge nicht von vertrauensvollem Umgang miteinander. Die Kritik teilte Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder. Es sei zwar sinnvoll, sich nach 45 Jahren Gedanken über eine neue Rechtsform zu machen - "aber wir hätten uns die Gedanken lieber vorher gemacht und dann den Vertrag gekündigt". Manch einer bezweifelte, ob eine neue Rechtsform überhaupt nötig sei. So sagte VHS-Geschäftsführer Jürgen Will, er verstehe durchaus den Wunsch der Gemeinden nach Einfluss, den hätten sie aber bereits. "Eine gemeinnützige GmbH würde da nicht viel ändern." Deutlicher wurde Holger Oesterling, Leiter mehrerer VHS-Fachbereiche: "Warum müssen wir etwas ändern, das mehr als 40 Jahre gut funktioniert hat." Weil eben mehr als 40 Jahre vergangen und die VHS stark gewachsen sei, entgegnete Korneder. So sei es fraglich, ob "ein Verein, in dem der Vorstand persönlich haftet" noch sinnvoll sei, angesichts eines jährlichen Haushaltsvolumens von 3,5 Millionen Euro.

Wie es weitergeht, soll sich noch vor den Sommerferien entscheiden, erklärte Georg Reitsberger auf Nachfrage. Aktuell sind zwei Modelle in der engeren Wahl: Die Gründung einer gemeinnützigen GmbH oder eines neuen Trägervereins, in dem die Gemeinden mehr Mitsprache hätten. Offenbar wird letzter Option von den Kommunen wegen des geringeren Verwaltungsaufwands favorisiert.

Der neue VHS-Vorstand: 1. Vorsitzende: Bianka Poschenrieder; 2. Vorsitzender: Jens Tischer; Schatzmeister: Werner Weickert; Schriftführerin: Birgit Piprek; Beisitzer: Stefanie Ederer, Margit Fischer, Dagmar Heid, Melanie Kirchlechner, Klaus Röser, Sybille Schubert; Kassenprüfer: Monika Gnahn, Stephan Raabe.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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