Umstrittenes Gewerbegebiet:Taglaching-Süd soll kommen - basta!

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Bruck kommt den Gegnern des geplanten Gewerbegebiets in einigen Punkten zwar entgegen. Doch einen Anschluss an das Areal in Grafing lehnt der Gemeinderat in seiner Sitzung endgültig ab

Von Thorsten Rienth

Bruck25 Besucher bei einer Brucker Gemeinderatssitzung. In der Relation zur Bevölkerungsgröße ist das ungefähr so, als würden in Ebersberg oder Grafing 250 in den Sitzungssaal strömen. Der Andrang am Dienstag sagte also viel aus über den Stellenwert, den die Brucker dem geplanten Gewerbegebiet in Taglaching beimessen - im Positiven wie im Negativen. Obwohl das Gremium mit seinen Stellungnahmen zu den Einwänden den Kritikern teilweise entgegenkommt, bleibt es in der Sache hart: Einen Anschluss an das Grafinger Gewerbegebiet im nahegelegenen Schammach schließen die Gemeinderäte aus.

"Es wird jetzt keine Diskussion mehr geben", stellte Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) gleich zur Sitzungsbeginn klar. Man werde jede Stellungnahme zu den Gewerbegebietsplanungen von Behörden, Verbänden und Anwohnern vorlesen, selbiges dann mit den Brucker Antworten darauf machen und diese einzeln abstimmen. Vier Stunden sei das Gremium tags zuvor jeden Satz durchgegangen. "Bei jedem einzelnen haben wir uns Gedanken gemacht. Das ist kein Schnellschuss. Wir haben wirklich versucht, das Gewerbegebiet so verträglich wie nur irgendwie möglich zu gestalten", versicherte Schwäbl. 31 gedruckte Seiten ist der Schriftsatz lang.

Tatsächlich kommt die Gemeinde den Kritikern in einigen Punkten entgegen, beispielsweise beim Lärmschutz. So sollte das Lärmemissionskontingent tagsüber ursprünglich 68 Dezibel pro Quadratmeter betragen dürfen. Nun will man bereits bei 65 Dezibel die Grenze ziehen. Darüber hinaus sollen etwa Ausgleichsflächen besser markiert, Eingrünungen erweitert und eine streulichtarme Beleuchtung vorgeschrieben werden.

Beim Kern des Vorhabens bleibt der Gemeinderat jedoch kompromisslos. Das bekommt allen voran die Regierung von Oberbayern zu spüren, die als Höhere Landesplanungsbehörde an der Planung beteiligt ist. Ihre Frage: Sind die Brucker Pläne mit dem bayerischen Landesentwicklungsprogramm (LEP) überhaupt vereinbar? Konkret geht es der Planungsbehörde um den Punkt 3.3 der LEP-Ziele. Demnach "sollen eine Zersiedelung der Landschaft und eine ungegliederte (...) Siedlungsstruktur verhindert werden". Stattdessen "sind neue Siedlungsflächen möglichst in Anbindung an geeignete Siedlungseinheiten auszuweisen". Die Regierung zweifelt, ob die Brucker Pläne dem entsprechen. Alternativ schlägt sie einen Anschluss an das nahe gelegene Grafinger Gewerbegebiet vor. Die Planung für dessen Erweiterung - gen Westen in Richtung Bruck - laufen bereits.

Mit ihrer Antwort vom Dienstag schließt Bruck das erstmals offiziell aus. Grundsätzlich wäre man zwar zu einer Kooperation bereit, "leider sind aber allein die zeitlichen Vorgaben der Nachbargemeinde mit den Vorstellungen der Gemeinde Bruck für eine gemeinsame Umsetzung nicht in Einklang zu bringen". Grafing habe schließlich noch nicht einmal die für die Erweiterung nötigen Grundstücksverkäufe abgeschlossen. In Bruck ist das schon längst über die Bühne gegangen.

Was die Zersiedelung angeht: Ungefähr die Hälfte des Gemeinde liege in Schutzgebieten. An Waldrändern sei ein Gewerbegebiet indiskutabel und die übrigen Flächen wegen deren Hanglage für solche Vorhaben ungeeignet. Heißt: Der Bauplatz "Taglaching-Süd" sei alternativlos.

Wirklich verhindern kann die Regierung die Pläne nicht. Genehmigungsbehörde des neuen Gewerbegebiets ist das Ebersberger Landratsamt. Das Amt prüft aber lediglich, ob die Gemeinde Bruck Einwände wie die der Regierung von Oberbayern ausreichend gewürdigt hat. Dessen ist sich freilich auch der Brucker Gemeinderat bewusst. Es wundert also wenig, dass die Gegenrede zu den Einwänden der Regierung vorsichtshalber die umfangreichste auf all den 31 Seiten ist.

Obwohl sämtliche der 25 Einzelbeschlüsse vom Gemeinderat einstimmig gebilligt wurden, wollen die Kritiker des Vorhabens nicht resignieren. "Das ist jetzt ja erst einmal nur Vorbereitung gewesen und ein Abarbeiten der Vorschriften", sagte Manfred Gaibinger, einer der Wortführer der Gewerbegebietsgegner. "Richtig los geht es erst mit den nächsten Schritten." Der nächste ist der Billigungs- und Auslegungsbeschluss zum Bebauungsplan "Gewerbegebiet Taglaching-Süd", eine Zwischenstation auf dem langen Weg zur Baugenehmigung. Erst gegen sie könnte am Ende geklagt werden. Die Gegner des Gebiets machen nicht gerade den Eindruck, als würden sie es unversucht lassen wollen.

© SZ vom 10.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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