Überfahren in Ebersberg:Armer weißer Kater

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Familie findet Kadaver - und bekommt Probleme

Anja Blum

Wenn ein Tier überfahren wird, ist das einerseits ein schlimmer Anblick, andererseits ein Entsorgungsproblem. Eine Ebersberger Familie fand am vergangenen Sonntag auf der Straße vor ihrem Haus eine tote weiße Katze und wollte nun alles richtig machen - also den Besitzer über den Tod des Tieres informieren und den Kadaver auf pietätvolle Weise entsorgen. "Aber wir sind überall nur mit unbefriedigenden Antworten abgefertigt worden", berichtet die Tochter. Weder Polizei noch Stadt hätten sich zuständig gefühlt. Man solle die Katze doch einfach in die Restmülltonne werfen, habe es geheißen, und: "Hätten Sie sie halt liegen gelassen."

Die ablehnende Haltung beruht indes nicht auf Kaltschnäuzigkeit, sondern auf einem akuten Problem: Für die Entsorgung von Tierkadavern auf Gemeindestraßen ist eigentlich die Stadt zuständig, doch sie kann diese Aufgabe nicht erfüllen. Bis vor zwei Monaten haben die Mitarbeiter des Bauhofs sich um tote Tiere gekümmert. Die Kadaver wurden zum Metzger gebracht und mit dessen Schlachtabfällen nach Oberding transportiert. Dort befindet sich die so genannte Tierkörperverwertungsanstalt, die Berndt GmbH. Sie ist zuständig für die Entsorgung von Kadavern, eine öffentlich-rechtliche Aufgabe. "Da geht es um die Seuchenhygiene", erklärt Konrad Meier von Berndt, "und die ist sehr wichtig". Kadaver und Schlachtabfälle dürften deshalb gar nicht zusammen transportiert werden. Das musste auch der Metzger erfahren, weshalb er tote Tiere von den Bauhofmitarbeitern nicht mehr annahm.

Deren Chef Thomas Hirsch erfuhr zudem, dass die Kadaver nur mit spezieller Schutzausrüstung eingesammelt werden dürfen. "Seitdem haben wir damit ein großes Problem, denn solche Anzüge haben wir nicht." Das bedeutet, dass private Finder von toten Tieren sich derzeit selbst um die Entsorgung kümmern und eventuell die Kosten von knapp 40 Euro übernehmen müssen. Ansonsten bleibt nur die Restmülltonne, deren Inhalt später verbrannt wird, oder der eigene Garten. "Im Landkreis darf man Haustiere vergraben", sagt Birgitt Huber vom Veterinäramt.

Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer versprach auf Nachfrage der SZ, sich um eine Lösung zu kümmern. "Wir übernehmen das - wie auch immer." Dazu ist die Stadt auch verpflichtet, zumindest bei Kadavern auf Gemeindestraßen. "Der Straßenbaulastträger bezahlt", heißt es bei der Berndt GmbH. Die tote Katze vom Sonntag soll nun vergraben werden: Über eine Tierärztin konnten die Besitzer ermittelt werden. "Jetzt ist sie wieder da, wo sie hingehört", freuen sich die Finder.

© SZ vom 18.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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