Tourismus:Auf gepackten Koffern

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Laut Statistik sind die Ebersberger besonders reisefreudig

Reiselust steht hoch im Kurs: Insgesamt geben die Menschen aus dem Kreis Ebersberg nahezu 558 Millionen Euro pro Jahr für den Tourismus aus - von der Landpartie bis zur Pauschalreise und von der Radtour bis zum Städtetrip. Das geht aus einer regionalen Tourismus-Datenanalyse hervor, die das Pestel-Institut jetzt erstmals für die Initiative "Auf Zukunft gebucht" der Tourismuswirtschaft gemacht hat. Diese wollte wissen, wie viel das touristische Erleben den Menschen in der Region wert ist.

Vom Kind bis zum Senior im Kreis Ebersberg: Die Pro-Kopf-Ausgaben für den Tourismus betragen demnach 4100 Euro im Jahr. "Egal, ob es der Flug zur Ferieninsel oder das Essen am Urlaubsort ist: Rund 21 Prozent von dem Geld, das die Landkreisbürger ausgeben, fließt in den Tourismus. Zum Vergleich: neun Prozent sind es für Nahrungsmittel. Ähnlich wie im Kreis Ebersberg liegt die Ausgabe hier bundesweit bei durchschnittlich 1800 Euro pro Kopf und Jahr", sagt Matthias Günther. Für den Leiter des Pestel-Instituts ist der Tourismus damit "ein starker Wirtschaftsfaktor - auch deshalb, weil drei Viertel der Ausgaben in Deutschland bleiben". Das zeige, dass das "Reiseziel Deutschland" nach wie vor hoch im Kurs stehe.

Dabei wäre die Attraktivität des Tourismus sogar noch zu steigern. Er könnte Urlaubern aus dem Kreis Ebersberg nämlich noch mehr fürs Geld bieten, sagt der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) als Koordinator der Initiative "Auf Zukunft gebucht". Dies fange bereits bei der unterschiedlich hohen Besteuerung von Speisen an: "Es ist nicht einzusehen, warum frisch zubereitetes Essen in Restaurants nicht geringer besteuert wird - nämlich mit sieben statt der bislang fälligen 19 Prozent Mehrwertsteuer. Dies ist schließlich bei fertigen Produkten aus dem Supermarktregal oder von der Ladentheke in Bäckereien und Metzgereien, die 'auf die Hand' verkauft werden, völlig normal", sagt BTW-Generalsekretär Michael Rabe. "Hier wird mit zweierlei 'Steuermaß' gemessen - das ist eine Farce."

Die Tourismuswirtschaft kritisiert, dass der Staat kräftig an der Preisspirale beim Reisen drehe. Allen voran durch die Luftverkehrssteuer, die Deutschland im Alleingang erhebe. Sie werde immer dann fällig, wenn ein Flugzeug von einem deutschen Flughafen abhebe und mache das Reisen so jährlich um gut eine Milliarde Euro teurer. Auch die Luftsicherheitsgebühren wälze der Staat - anders als beispielsweise in Spanien, Italien oder in den USA - auf die Reisenden und Unternehmen ab. "Hier geht es um Passagier- und Gepäckkontrollen - und um bundesweit immerhin fast 700 Millionen Euro allein in diesem Jahr. Dabei ist Terrorismusbekämpfung und Gefahrenabwehr eine staatliche Aufgabe", sagt Rabe.

Die Branche appelliert daher jetzt in einem "Tourismus-Brief" an die Bundestagsabgeordneten, sich politisch für ein "günstigeres Reiseklima" einzusetzen. "Es wird Zeit, die Stellschraube staatlicher Kostentreiber im Tourismus zurückzudrehen. Denn es trifft den Großteil der Bevölkerung im Landkreis Ebersberg, wenn der Staat weiterhin einen starken 'Steuer- und Gebühren-Aderlass' beim Tourismus betreibt", so Rabe. Die Tourismusbranche spricht sich in dem Parlamentarierbrief zudem für ein bezahlbares Bahnfahren aus. Hier dürfe der Staat das Augenmaß nicht verlieren.

© SZ vom 09.01.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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