Theater in Wasserburg:Gastspiel in der alten Heimat

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Jörg Herweghs Tourneetheater spielt "Der verschmähte Liebhaber oder Die Schlacht von Kraglfing" am Stoa in Edling

Von Theresa Parstorfer, Wasserburg

Ein Theater ohne Bühne - das klingt nach einem interessanten Unterfangen. Was die "Bairische Komödie Wasserburg" angeht, funktioniert das allerdings recht gut, findet ihr Leiter, Jörg Herwegh. Es ist ein sonniger Nachmittag und er sitzt am Stoa in Edling, am oberen Rand des Amphitheaters, mit Blick auf den Findling. Sein Theater ist ein Tourneetheater. Herwegh hat es gegründet, nachdem er 13 Jahre lang den Narrenkeller, die einzige Kleinkunst- und Kabarettbühne in Wasserburg in der ausschließlich Amateurschauspielern auftraten, geleitet hatte. "Doch irgendwann war Zeit für etwas Neues", sagt er.

Deshalb zieht dieses Projekt des "Theaterbüros Herwegh", wie er sein Unternehmen nennt, seit vier Jahren von Bühne zu Bühne. Manchmal bis weit nach oben in den Norden Deutschlands, manchmal "nur" bis Niederbayern, und am 1. Juni nach langer Zeit zum ersten Mal wieder an den Stoa in Edling. Dort werden auch Profis spielen. Zu den Besonderheiten an Herweghs Wanderbühne zählt, dass immer wieder Fernsehstars zum Ensemble stoßen. Ganz am Anfang war das etwa Christine Neubauer. Beim nächsten schon in Produktion befindlichen Stück wird es Erol Sander sein. Das aktuelle Stück jedoch kommt ohne "Promis" aus und trägt den Titel: Der verschmähte Liebhaber oder Die Schlacht von Kraglfing.

Angelehnt ist die Geschichte, wie viele aus Herweghs Feder an das Königlich bayerische Amtsgericht. "Ein bisschen aktueller, ein bisschen peppiger" schreibe er seine Texte allerdings, damit das heutige Theaterpublikum ebenso viel mit dem Stoff anfangen kann, wie die Fans mit der Fernsehserie aus den siebziger Jahren. Die Schlacht von Kraglfing wurzelt in einer Gerichtsverhandlung, bei der eine Dame, die sich bei einer Tanzveranstaltung den Knöchel gebrochen hat, behauptet, ein verschmähter Liebhaber habe ihr zwar nicht das Bein, aber den Gehstock gestellt. Was aussieht wie ein Bagatellfall, ufert zum politischen Dorfkonflikt aus, als sich herausstellt, dass da irgendwie der Kraglfinger Bürgermeister mit drin steckt.

Auch von anderen klassisch bayerischen Autoren holt Herwegh sich Inspirationen. So ist Kraglfing ein fiktiver Ort aus Amtsgerichtssatiren von Ludwig Thoma, "den ich sehr bewundere", erzählt der Autor. Dabei hatte der 56-Jährige vor 30 Jahren niemals gedacht, selbst einmal bairisches Volkstheater zu machen, geschweige denn, überhaupt Theater. Denn eigentlich wollte er an die Filmhochschule. Das klappte nicht, dafür lag jedoch schnell ein Angebot eines Theaters in Rosenheim vor. "Das war natürlich alles nichts Großes", sagt er und blinzelt ein bisschen gegen die Mittagssonne. Aber gelernt habe er viel, in Sprech- und Schauspielkursen, aber auch durchs Selbermachen. Bühnenbilder baute er, spielte selber und wurde dann auch immer wieder gebeten, der zu sein, der anderen sagt, was gespielt werden sollte.

Wasserburg war wichtig in diesem Prozess. Mit dem Belacqua, "damals noch im Grainbräu", erzählt Herwegh, damit hat vieles erst so richtig angefangen. Mit Gerry Mierbeth und Uwe Bertram war er einer der ersten Gestalter dort. Übernahm das Jugendtheater, inszenierte auch mal ein Erwachsenenstück, stand aber meistens selbst auf der Bühne. 1999 beispielsweise, im Stück "Peer Gynt". "Die Inszenierung war ein wichtiger Durchbruch für das Theater damals" sagt Herwegh, bestimmt auch für ihn persönlich. Und auch wenn seine Belacqua-Zeit schon lange vorbei ist, freut er sich, nun wieder hier am Stoa zu sein, einem für ihn magischen Ort, an dem bis zum 1. Juni durch geprobt werden soll, wie er erzählt.

Aber noch mal ganz auf Anfang: Wo probt eine Theatergruppe, wenn sie keine feste Bühne hat und wenn sie erst am Abend der Aufführung an den jeweiligen Ort kommt? "Da sind wir tatsächlich oft auf der Suche", antwortet Herwegh. In Edling ermöglichen ihm gute Verbindungen zur Landwirtschaft, mit seinem Ensemble im dortigen Saal zu üben. Geprobt wird aber auch in der Mehrzweckhalle in Steinhöring. Gut und wichtig ist es allerdings für die Freiluftbühne am Stoa, bereits jetzt vor Ort proben zu können, die besondere Akustik austesten. Aber Theatermann Herwegh ist zuversichtlich, dass seine Schauspieler das packen. Das einzige, was in diesem Setting deshalb noch zu tun ist, ist auf zahlreiches Publikum zu hoffen, und wie immer am Stoa: auf gutes Wetter.

Zu sehen ist das Stück der Komödie Wasserburg am Stoa am 1., 2., 3., 8., 9., und 10 Juni; freitags und samstags jeweils um 20 Uhr, sonntags bereits um 18 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf in der Buchhandlung Fabula in Wasserburg oder unter info@herwegh.info oder 0174 / 979 61 91.

© SZ vom 30.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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