Streit über Bundesstraße 15:Atteltal bleibt von neuer Trasse verschont

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Bayern will die Streckenführung nahe Emmering und Frauenneuharting nicht zum Bundesverkehrswegeplan anmelden. Stattdessen soll die alte Bundesstraße ausgebaut werden.

Von Wieland Bögel

Richtungsweisende Entscheidung des Freistaats: Die "drei glücklichsten CSU-Politiker" Andreas Lenz (von links), Robert Niedergesäß und Thomas Huber zeigen eine Landkarte mit der neuen Trassenführung der B 15. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die umstrittene Trasse der B 15 durch das Atteltal ist vom Tisch. Wie am Montag bekannt wurde, wird der Freistaat Bayern die als "B 15 neu" heiß diskutierte und nicht nur im Süden des Landkreises vehement abgelehnte Streckenführung nicht zum Bundesverkehrswegeplan anmelden. Stattdessen soll die neue Trasse der B 15 weitgehend entlang der bestehenden Straße verlaufen.

Zur Verkündung dieser Nachricht hatten Landrat Robert Niedergesäß, Landtagsabgeordneter Thomas Huber und Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz (alle drei CSU) ins Atteltal eingeladen. Auf der Brücke über das Flüsschen zwischen Bruckhof und Schalldorf, mit der trotz dauergrauen Wetters malerischen Landschaft im Hintergrund, präsentieren die laut Huber "drei glücklichsten CSU-Politiker" eine Landkarte. Diese zeigt zwei Trassen für den Ausbau der B 15. Eine davon ist mit roten Kreuzen versehen, es ist die umstrittene Streckenführung durchs Atteltal. "Die ist definitiv tot, sie wird nie wieder untersucht", versichert der Landrat.

Grund dafür ist ein Schreiben aus dem Bayerischen Innenministerium. Darin teilt der zuständige Staatssekretär Gerhard Eck mit, dass der Freistaat die umstrittene Trasse nicht für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes, der im kommenden Jahr aufgestellt wird, anmelden werde. Er sei sehr erleichtert, dass damit "ein Thema, das mich seit frühester Jugend begleitet", zu einem guten Ende komme, meint Lenz. Der Bundestagsabgeordnete stammt aus der Gemeinde Frauenneuharting, die ebenfalls von der B 15-Trasse durchs Atteltal betroffen worden wäre.

Lenz ist es wichtig zu betonen, dass die jetzt weiter im Süden vorgesehene Trasse "nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip" geplant werde. Man habe sich mit den Nachbarn im Landkreis Rosenheim abgestimmt. Das bekräftigen auch Niedergesäß und Huber. Sie hätten bereits seit dem Sommer Gespräche mit ihren jeweiligen Amtskollegen, dem Rosenheimer Landrat Josef Neiderhell und dem Landtagsabgeordneten aus dem Nachbarlandkreis Otto Lederer geführt. Auch diese hätten sich für eine weitgehende Ertüchtigung der bestehenden B 15 ausgesprochen. Denn dies werde dazu führen, dass es auch im Landkreis Rosenheim zu "weniger Naturverbrauch" komme, sagte Lenz.

Und möglicherweise steigen dadurch auch die Chancen auf eine Realisierung des Projekts. Denn wie Lenz erklärte, werden für die von den Ländern beim Bund eingereichten Verkehrsprojekte Prioritäten festgelegt, dabei spielt auch eine Kosten-Nutzen-Analyse eine Rolle. Insgesamt rechnet man im Bundesverkehrsministerium für den Ausbau der B 15 zwischen der A 93 bei Regensburg und der A 8 bei Rosenheim mit Kosten von etwa 1,2 Milliarden Euro. Was das Teilstück der neuen B 15, das bisher durch das Atteltal verlaufen sollte, einmal kosten solle, dazu gebe es noch keine verlässlichen Schätzungen, sagt Huber. Trotzdem sei zu erwarten, dass die neue Trasse billiger ausfallen werde, wenn man, wie jetzt geplant, Teile der bestehenden Straße nutzen könne.

Alle drei CSU-Politiker erklärten, wie wichtig ihnen der Schutz des Atteltals sei. Zwar habe man die Petition der B 15-Gegner nicht unterstützt, sagt Huber, aber dies liege daran, dass man nicht gegen den Ausbau der Bundesstraße sei, sondern dagegen, dass diese durch das Atteltal verlaufe. Dieses zu schützen "habe ich als politischen Auftrag verstanden", sagte Huber. Auch der Landrat verwies auf seine Gegnerschaft zu einer Straße durch das Atteltal. Wie seine Amtsvorgänger habe er immer klar gemacht, "dass sich der Landkreis mit aller Kraft gegen dieses Projekt stemmen wird". Niedergesäß räumte auch ein, dass viele Bürger im südlichen Landkreis trotzdem "sehr skeptisch" waren, ob es gelingen würde, das Atteltal zu retten: "Doch nun haben wir Gewissheit, dass die Trasse hier nicht durchführt."

Damit könnte eine mehr als 30 Jahre dauernde Debatte ein Ende finden. Bereits in den 1980er Jahren, als die Trasse erstmals vorgestellt wurde, gab es massiven Protest. Dieser war in den vergangenen Jahren etwas abgeflaut, weil das Projekt wegen der zu erwartenden hohen Kosten in der Dringlichkeitsliste herabgestuft wurde.

Wieder akut wurde der Ärger um die B 15 dann im vergangenen Sommer. Der damalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) deutete an, dass für die Trasse durchs Atteltal ein erhöhter Bedarf geltend gemacht werden könnte. Damit würden die Chancen auf eine höhere Priorität im Bundesverkehrswegeplan steigen. Daraufhin organisierte sich im Süden des Landkreises erneut Widerstand. Es gab eine Petition gegen die Trasse und die betroffenen Gemeinden reichten Einwände bei der Obersten Baubehörde im Bayerischen Innenministerium ein.

© SZ vom 21.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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