Stadtentwicklung:Wunschkonzert an der Wendelsteinstraße

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Bürgermeister Georg Reitsberger stellt seine Pläne für das Vaterstettener Ortszentrum erstmals der Öffentlichkeit vor. Entstehen sollen eine neue Schule, ein neues Rathaus und ein Bürgersaal.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Das neue große Bauprojekt Vaterstettens heißt Wendelsteinstraße. Zumindest wenn es nach Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) geht. Auf einer Sondersitzung des Gemeinderates stellte er dieses nun vor. So würde die Wendelsteinschule am alten Platz neu gebaut, genau wie das Rathaus. Gegenüber davon könnte der seit Jahrzehnten geplante Bürgersaal entstehen. Wann, in welcher Reihenfolge und mit welchem Geld die drei Großprojekte entstehen sollen, blieb unklar (siehe Kasten). Zumindest bei den Kosten gab es aber eine erste Prognose: Zwischen 35 und 40 Millionen Euro wird die Gemeinde investieren müssen.

Agenda 2020 hieß der einzige Tagesordnungspunkt der Sondersitzung, was, wie Wirtschaftsförderer Georg Kast betonte, aber nichts über den Zeitplan aussage: "Das ist definitiv ein Zehn-Jahres-Plan." Denn die drei Vorhaben haben es in sich. Alle hängen seit Jahren in der Warteschleife, nicht zuletzt aufgrund der unklare Finanzierung, aber auch über die Vorgehensweise herrscht keine Einigkeit. So sollten beim letzten Versuch Rathaus und Bürgersaal in einem Zug entstehen, - ein Konzept, dem Reitsberger nun eine klare Absage erteilte: Alle drei Vorhaben könnten völlig unabhängig voneinander umgesetzt werden.

Da ist zunächst die Wendelsteinschule, die schon einmal geschlossen und in die neue Schule am Sportplatz integriert werden sollte. Nach Protesten von Schulleitung und Eltern wurde der Plan fallen gelassen, im Bürgermeisterwahlkampf sprachen sich sowohl Reitsberger als auch seine Gegenkandidatin, Bauamtsleiterin Brigitte Littke, für einen Erhalt aus.

Auf Littke geht auch die Idee zurück, die Reitsberger nun präsentierte: Die Schule soll nicht saniert sondern für 15 Millionen Euro auf dem jetzigen Pausenhof neu gebaut werden. So könnte der Schulbetrieb während der Bauarbeiten weitergehen. Nach dem Abriss des alten Gebäudes könne man ein knapp 2000 Quadratmeter großes Grundstück an der Wendelsteinstraße als Bauland verkaufen, schlug Reitsberger vor.

Auch im Falle des neuen Rathauses soll der Ersatzbau neben dem alten Gebäude entstehen. Und auch hier könnte letztlich ein Grundstück verkauft werden, dieses wäre sogar doppelt so groß wie jenes an der Grundschule. Reitsberger schlägt vor, das neue Rathaus in gleicher Größe aber ohne den Veranstaltungssaal zu errichten. Mit diesem rund zehn Millionen Euro teuren Projekt könnte man die "ganz massive Platznot" der Gemeindeverwaltung beenden, die bereits dazu geführt habe, dass man dringend benötigtes Personal mangels Räumen nicht einstellen könne.

Beim Bürgersaal wünscht sich Reitsberger eine Kombination aus Saal, Gastronomie und Einzelhandel, letzteres sollte von privaten Betreibern übernommen werden, genau wie ein Teil der Baukosten von insgesamt etwa zehn Millionen Euro. Standort soll das 8000 Quadratmeter große Gemeindegrundstück östlich der Möschenfelder Straße gegenüber des Rathauses sein. Auch die geplante neue Gemeindebücherei soll dort einziehen. Dem Vorschlag der SPD, die Bücherei am Baldhamer Bahnhof zu errichten, erteilte Reitsberger eine Absage. Der Zuschnitt des dortigen Grundstücks sei "zu schwierig", was zu höheren Baukosten führe.

SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier kritisierte, dass man die Pläne "von vornherein ablehnt". Auch Herbert Uhl (FW) äußerte Kritik, er forderte erneut, statt eines Bürgersaales die Aula der neuen Schule als Veranstaltungsort zu nutzen. Kast wiederholte die Auffassung der Verwaltung, dass dies große Verzögerungen und Mehrkosten, aber kaum Nutzen brächte.

Vor allem wurde die Umsetzbarkeit des Bürgersaal-Projektes innerhalb der kommenden Jahre angezweifelt. Bei den bereits geplanten Großprojekten Vaterstetten Nordwest, der neuen Schule oder der Ortsumgehung Parsdorf sei "noch keine Schaufel Erde bewegt", und schon würden drei neue Großprojekte angestoßen, so Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner.

Auf dem Feld östlich von Kirche und Rathaus könnte einmal der Veranstaltungssaal entstehen. (Foto: Endt)

Unterstützung kam von CSU-Fraktionschef Michael Niebler. Er forderte die Verwaltung auf, zu erklären, welche der neuen Projekte wann umgesetzt werden sollten. "Was bis 2020 nicht einmal geplant werden kann, hat in der Agenda nichts zu suchen." Eine Priorisierung würde er gerne dem Gemeinderat überlassen, meinte Reitsberger: "Wir sitzen gemeinsam im Boot und sollten auch gemeinsam die Zukunft planen."

Darüber, wie man die Zukunft finanzieren kann, gab es in der Sitzung nichts konkretes - zumindest nicht im öffentlichen Teil. Sicher ist nur, dass keines der Projekte aus den regulären Haushaltseinnahmen bezahlt werden kann. "Wir können nichts davon bauen, wenn wir uns nicht von anderem Gemeindeeigentum trennen", so Reitsberger, Vaterstetten also weitere Grundstücke verkauft. Welche das sein könnten, darüber könne man aus verkaufstaktischen Gründen aber nicht öffentlich reden.

Gemischt waren die Reaktionen aus dem Verein "Bürgersaal für Vaterstetten". Während die Vorsitzende Claudia Lohmann erklärte, sie freue sich "dass das Thema wieder in der öffentlichen Diskussion ist", zeigte sich Vorstandsmitglied Wilfried Gillmeister eher ernüchtert. Er sei "nicht schlauer aus dem Rathaus rausgekommen als reingegangen."

© SZ vom 06.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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