Sicherheitswacht:Private auf Patrouille

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Poing entscheidet sich als erste Gemeinde im Landkreis für die Einführung einer Sicherheitswacht

Von Barbara Mooser, Poing

Eigentlich ist Poing sehr sicheres Terrain. Dennoch hat sich der Gemeinderat am Donnerstagabend dafür entschieden, dass künftig eine Sicherheitswacht auf den Plätzen und Straßen der Gemeinde Dienst tun soll - frei nach dem Motto: "Ein bisserl was geht immer." Oder, wie es im Vortrag der Verwaltung etwas ernsthafter heißt: "Es besteht die Möglichkeit, auch eine bereits sehr gute Sicherheitslage noch weiter zu verbessern."

Welche Privatleute bei einer Sicherheitswacht Dienst tun dürfen, ist klar geregelt. Sie müssen mindestens 18 und höchstens 62 Jahre sein, eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung haben, zuverlässig und verantwortungsvoll sein und mindestens fünf Stunden monatlich Zeit haben. Bei ihren Patrouillengängen, für die sie mit acht Euro pro Stunde entlohnt werden, haben sie allerdings nicht sehr viel mehr Befugnisse als andere Bürger. Sie können also beispielsweise Straftäter festhalten, die auf frischer Tat ertappt wurden oder in Notsituationen Hilfe leisten - wie eben jeder andere auch. Darüber hinaus können Angehörige der Sicherheitswacht Personen anhalten, sie befragen und ihre Personalien feststellen, wenn dies zur Gefahrenabwehr oder zur Beweissicherung notwendig ist. Und sie können bei Gefahr im Verzug einen Platzverweis erteilen.

Hilfspolizisten sind die Bürger aber nicht, sie sollen sich auch nicht als solche fühlen wollen. Manfred Winter, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Poing, versicherte, man werde die Mitarbeiter sehr sorgfältig auswählen. Das ist auch wichtig, wie Robert Rieger ausführte, CSU-Gemeinderat und Polizeihauptkommissar in Sendling, wo es schon eine Sicherheitswacht gibt. Wen man in Verdacht habe, ein "Gschaftlhuber" zu sein, den nehme man dort erst gar nicht, sagte er. Ansonsten sprach er von guten Erfahrungen, "am meisten überrascht waren wir über die positive Resonanz der Bevölkerung". Denn im Gegensatz zu Polizisten hätten die Vertreter der Sicherheitswacht mehr Zeit, sich die Sorgen und Nöte der Menschen anzuhören. Auch allein die Präsenz der Sicherheitswacht werde als positiv empfunden. "Ich würde dafür appellieren, es zu probieren", sagte Rieger.

So sahen es auch die meisten Gemeinderäte, obwohl bei einigen die Erwartungen nicht allzu hoch sind. Peter Maier (SPD) etwa zweifelte an, dass man mit einem kleinen Team von drei bis sechs Leuten - so viele tun in vergleichbaren Kommunen Dienst - tatsächlich das subjektive Sicherheitsgefühl stärken könnten: "Die meisten Poinger werden die ja nie zu Gesicht bekommen."

Einzelne Gemeinderäte hielten aber auch flammende Appelle gegen die Sicherheitswacht, etwa Bernhard Slawik (FWG): "Ich bin kein Fan davon, Amateure einzustellen", bekannte er. Zudem stehe in seinen Augen das subjektive Sicherheitsgefühl einiger im Gegensatz zum subjektiven Freiheitsgefühl anderer. Wenn Private nun aufgefordert würden, um die Häuser zu patrouillieren und die Poinger zu überwachen, habe er ein schlechtes Gefühl dabei. Ähnlich äußerte sich sein Fraktionskollege Manfred Vodermeier, der auch darauf verwies, dass objektiv eine derartige Sicherheitswacht nicht notwendig sei - was eigentlich die Bedingung für die Einführung wäre. Mehrere Gemeinderäte schlugen vor, sich statt dessen für eine bessere Ausstattung der Polizei stark zu machen, Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) machte diesbezüglich aber gar keine Hoffnung. Man habe ja sogar schon einmal angeboten, durch die Gemeinde eine zusätzliche Stelle zu finanzieren - ohne Erfolg. "Wenn wir dieses Angebot jetzt nicht annehmen, passiert gar nichts", so Hingerl. Gegen drei Stimmen aus FDP und FWG sprach sich das Gremium letztlich dafür aus.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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