Seniorenwohnpark Vaterstetten:Streit macht Bewohner nervös

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Beim Infoabend zur Übernahme des Vaterstettener Seniorenwohnparks durch einen neuen Betreiber bleibt vieles unklar. Deutlich wird aber, dass die Stimmung angespannt ist

Von Anselm Schindler, Vaterstetten

Die geplante Übernahme des Seniorenwohnparks in Vaterstetten durch einen neuen Betreiber macht sowohl die Mitarbeiter als auch die Bewohner der Einrichtung nervös, das hat ein Infoabend am Dienstag gezeigt. Selbst Jochen Adam, Geschäftsführer der derzeitigen Betreiberfirma GSD, bezeichnet die Stimmung unter den Angestellten als "angespannt". Schließlich lägen noch keine klaren Abmachungen, wie die Übernahme konkret aussehen soll, auf dem Tisch.

"Kommen Sie herein, seien sie nicht schüchtern": Mit diesen Worten begrüßt Adam die Senioren und ihre Angehörigen, die an diesem Abend in den Saal des größten Seniorenwohnheimes im Landkreis gekommen sind. Doch die Bewohner sind alles andere als schüchtern: Die Fragen, die sie dem Geschäftsführer des Seniorenwohnparks stellen, sind konkret, stellenweise klingen sie sogar vorwurfsvoll.

Eigentlich sollten an diesem Abend auch Vertreter von Carecon, dem künftigen Heimbetreiber, mit am Tisch sitzen, das war zumindest der Plan. Man sei sich jedoch in vielen Punkten noch zu uneinig, erklärt Adam das Ausbleiben der Firmenvertreter. Man sei von der GSD einfach wieder ausgeladen worden, heißt es hingegen von Carecon-Sprecher Thorsten Fricke. Das klingt nach Streit, dieses Wort allerdings will Adam vermeiden: Man sei dabei, sich zu einigen, betont er immer wieder.

Erst im September wurde öffentlich, dass die GSD und die Eigentümerfamilie des Hauses seit etwa zwei Jahren erfolglos über die Weiterführung des Pachtvertrages verhandeln. An die Öffentlichkeit gelangte die Auseinandersetzung dadurch, dass die Eigentümerfamilie zusammen mit einem Pflegeunternehmen vom Chiemsee die Firma Carecon gründete und ankündigte, das Vaterstettener Heim von Januar 2017 an übernehmen zu wollen. Bekannt sind seither auch Carecons Pläne, die Einrichtung auszubauen und neue Plätze zu schaffen.

Der Zeitpunkt, an dem die Handwerker in den Seniorenwohnpark kommen und das Schild der derzeitigen Betreiberfirma GSD abschrauben werden, ist noch nicht endgültig klar. Doch es zeichnet sich ab, dass die Übernahme bereits im Frühjahr abgewickelt werden könnte. Für diese Lösung spricht sich zumindest GSD-Chef Adam aus. Und auch Carecon-Sprecher Fricke zeigt sich offen für diesen Zeitplan.

"Ich sehe Ihre unzufriedenen Gesichter", sagt Adam im Saal. Er hat keinen leichten Job an diesem Abend - möchte die Senioren und ihre Angehörigen beruhigen, aber keine Details zum aktuellen Stand der geplanten Übernahme und zum Rechtsstreit verraten: "Sie werden mir da nichts entlocken", sagt er, als die Tochter einer Heimbewohnerin versucht, mehr darüber herauszufinden, warum im Pachtvertrag offenbar nicht konkret festgelegt worden sei, wann dieser auslaufe - was der Grund ist für den Rechtsstreit.

Und dann ist da noch der Vorwurf, die GSD habe bereits seit Anfang 2016 "vertragswidrig keine Pacht mehr gezahlt", wie es in einer Pressemitteilung von Carecon heißt. Man sei mit den Mietzahlungen tagsächlich im Rückstand, bestätigt Adam, doch an der Handlungsfähigkeit seines Unternehmens will er keine Zweifel aufkommen lassen: "Die Betreibergesellschaft ist höchst liquide". Auch wenn sich Adam an diesem Abend darum bemüht, Gelassenheit zu vermitteln - es gelingt ihm nicht durchweg. Der Umgang sei "nicht immer so, wie ich ihn mir wünschen würde", sagt er mit Blick auf Carecon.

An den Kompetenzen der künftigen Betreiberfirma will Adam aber ebenfalls keine Zweifel aufkommen lassen. "Ich bitte Sie, dem neuen Betreiber Vertrauen entgegenzubringen", appelliert er an die Heimbewohner. Die äußern an diesem Abend immer wieder Bedenken. Doch zumindest an einer Stelle kann Adam die Zweifel ausräumen: Die Heimverträge würden von der neuen Firma übernommen, das sei gesetzlich so geregelt, betont der Geschäftsführer. Die Senioren können also in dem Heim wohnen bleiben - egal, wie die Übernahme abläuft. Adam geht davon aus, dass es schnell zu einer Übergangsvereinbarung kommen wird, sobald der Rechtsstreit beigelegt ist, denn an einer geordneten Übernahme hätten beide Seiten Interesse.

Auch die Stellen der Mitarbeiter sieht Adam nicht in Gefahr. Selbst wenn es im Rechtsstreit zwischen nicht zu einer Einigung käme, seien die Rechte der Mitarbeiter gesetzlich garantiert. Und auch Fricke versichert, dass man die Belegschaft übernehmen wolle. Ein Teil des Führungspersonals habe bereits Verträge bei Carecon unterschrieben, Stichtag 1. Januar 2017.

Zwischendurch gibt es Applaus für die Arbeit, die die Mitarbeiter des Heims in den vergangenen Jahren geleistet haben. Es schwingt fast etwas Wehmut mit. Eigentlich würde man gerne noch 15 Jahren weiter machen, sagt Adam. Und auch viele im Raum wünschen sich, dass alles beim Alten bliebe. Das allerdings ist inzwischen trotz aller Unklarheiten ausgeschlossen.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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