Sautrogrennen:Reinste Schadenfreude

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Nass werden beim Bruckhofer Sautrogrennen auf der Attel alle Teilnehmer - die meisten kentern bereits am Start. Das Spektakel lockt bei seiner 25. Auflage erneut Tausende Schaulustige an, die sich über jedes kleine Missgeschick auf dem Wasser freuen.

Anna Müller

Drei, zwei, eins - es ertönt die Tröte zum Start und mit einem lauten Platsch geht es in den Fluss. Und dann wird gepaddelt was das Zeug hält. Vorausgesetzt man ist nicht schon abgesoffen. Beim 25. Sautrogrennen des Bruckhofer Burschenvereins blieb auch dieses Jahr kein Teilnehmer trocken. Vier Kilometer, von Kronau bis Bruckhof, geht es auf der Attel entlang, die trotz Sonnenscheins nur 17 Grad warm ist.

Bruckhofer Sautrogrennen
:Nasse Gaudi bei niedrigen Temperaturen

Nass werden beim Bruckhofer Sautrogrennen auf der Attel alle Teilnehmer.

Gerade beim Start ist es schwierig für die meisten, das wackelige Sautrog-Boot gerade zu halten. Viele kippen um oder bekommen beim Startversuch, bei dem die Boote eine drei Meter hohe Rampe hinuntergeschoben werden, so viel Wasser an Bord, dass sie einfach versinken.

Deshalb schauen wir uns das Spektakel an - aus reiner Schadenfreude", sagt Julia Daberger und lacht. "Es ist einfach witzig, mit anzuschauen, wenn die am Start gleich mal umkippen", pflichtet ihr Tabea Ries bei. Eigentlich sind die beiden aber gekommen, um ihre Freundin Laura Schex anzufeuern, die mit der Startnummer eins antritt. Eine Stunde und 13 Minuten brauchen sie und ihre Mitfahrerin Regina Kurz. "Wenn man bedenkt, dass die Schnellsten etwas unter einer Stunde brauchen, dann sind wir schon sehr zufrieden mit unserer Leistung", erzählt Schex. Die beiden Mädchen aus Obermühle bei Emmering kennen das Sautrogrennen schon seit Kindertagen und haben schon oft daran teilgenommen - immer als Team. Ihr Erfolgsgeheimnis? "Wir haben einfach die geilsten Paddel", meint Schex stolz und zeigt die Paddeln, auf denen ihre Namen stehen. Und die sind natürlich - streng nach Verordnung - selbst gebaut.

Obwohl nur originale Sautröge mit den Maßen 200 auf 75 Zentimeter zum Rennen zugelassen werden, haben die Erfahreneren unter den Sautrogfahrern gewisse Taktiken entwickelt, um schneller ans Ziel zu gelangen. Zum Beispiel sorgen Styropor, leere Plastikflaschen oder sogar Bälle, die an die Seiten gebunden werden, für mehr Auftrieb. Oder sie benutzen große Holzplatten, die vorne am Bug befestigt werden, um zu verhindern, dass beim Start zu viel Wasser in den Trog gespritzt wird, und ihn letztlich zum Sinken bringt.

Ob "Attel Queen", "Zündapp" oder "Flower-Power". Der Name kann noch so kreativ sein; die meisten versinken am Start ohnehin und landen erst einmal im Wasser. Und dann werden mit wildem Gespritze die Boote ausgeschöpft und die Tröge wieder auf die richtige Bahn gebracht.

Früher wurden die Sautröge, auch Brühtröge genannt, bei der Schlachtung verwendet, um die geschlachteten Schweine abzubrühen und auszunehmen. Heute werden sie noch beim Sautrogrennen zum Einsatz gebracht. Andreas Schwaiger gehört zu den Begründern des Bruckhofer Sautrogrennens und hat in seiner Jugend selbst jedes Jahr daran teilgenommen. Dieses Jahr ist zum ersten Mal sein 14-jähriger Sohn Andreas mit dabei. "Das ist bei uns schon eine richtige Generationssache", sagt der stolze Vater, dessen Sprössling gerade mit der Nummer 86 zu Wasser gelassen wird.

Insgesamt 91 Sautröge gehen heute an den Start, immer mit jeweils zwei oder drei Fahrern besetzt. Die einen paddeln gemeinsam, andere setzen auf Arbeitsteilung: Einer rudert und der andere schöpft das Wasser mit Hilfe eines Eimers aus dem Boot. Auf der Zielgeraden springen dann die Hinteren hinaus, um noch einmal alles zu geben und den Trog für den Endspurt anzuschieben. Dabei werden sie lauthals von Freunden und Familienangehörigen, die sie schon am Ziel erwarten, angefeuert.

Dort wartet auch Marinus Tuschter auf seinen Cousin und die zwei Teams mit den Nummern 90 und 91 - die sogenannten "WADW-Buam" aus Glonn. Die vier Jungen, Benedikt Tuschter, Markus Holzbauer, Adrian Gartner und Johann "Zecko" Zellner werden vom "Wirtshaus an der Wiesmühle" gesponsert. Das Rennen sei anstrengender gewesen, als gedacht: "Unterwegs sind uns dann auch noch die Getränke ausgegangen, nachdem wir beim Start unseren ganzen Kasten Bier verloren hatten", scherzt Tuschter. Als Erste aber gehen andere durchs Ziel: Kosel Viergil und Thomas Kainz, benötigen für die 4,3 Kilometer nur 55 Minuten und acht Sekunden und liegen 26 Sekunden vor Tim Bialas und Ben Huber.

Die "WADW-Buam" aber dürfen sich trotzdem freuen. Als eines der zehn besten Teams erhalten sie von ihrem Sponsor eine besondere Belohnung, die den Verlust aufwiegt: 100 Liter Bier.

© SZ vom 23.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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