Pliening:Unter der Gießkanne

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In Pliening ging es feucht her - auch aus politischer Sicht

Von Korbinian Eisenberger, Pliening

Die Vollbärte sollten keine modische Unart darstellen. Vielmehr waren die zotteligen Männer auf dem Wagenplakat der Plieninger Dorfgemeinschaft als politisches Symbol gedacht. "Uns wachst bestimmt bis ma's dawart, no a ziemlich langer Bart!", stand da geschrieben. Im Plieninger Ortsteil Ottersberg warten viele Einheimische seit Jahren auf eine Verkehrsinsel für Fußgänger an der Ortsstraße. An diesem Dienstagnachmittag drängten sich einige von ihnen auf dem Faschingswagen der Dorfgemeinschaft. Bärtig waren die dort oben zwar kaum, dafür trugen sie Baustellenhelme, was symbolisch gemeint und wegen des Regens praktisch war.

Beim Faschingsumzug durch Pliening ging es wie so oft politisch zu. Auch wenn der Umzug mit sechs Wagen zu den kleinsten seiner Art zählen dürfte, so vermittelten die Narren dort nicht nur Gaudi, sondern auch Botschaften. Auf zwei Wagen ging es um Politisches im Ort. Ein drittes Fuhrwerk setzte sich mit dem Weltgeschehen auseinander, genauer gesagt: mit US-Präsident Donald Trump. Der Trump-Wagen kokettierte mit mehr oder weniger raffinierten Wortspielen, von denen eines über der Lehne des Zugbulldogs hervorragte: "America first, but Germany Förster".

Beim Plieninger Faschingszug geht es eben nicht nur politisch sondern stets auch ländlich zu. Auf den beiden Wagen des Burschenvereins Pliening und der Burschen Arbeiter Landsham stand die pure Faschingsgaudi im Vordergrund - mit allem was an Musik und Getränken wohl oder übel dazugehört. Weil der Zug am Straßenende einen U-Turn macht, konnten sich die Burschen schließlich gegenseitig wie bei einer Seeschlacht von der Rehling mit Guateln bewerfen, diese Gelegenheit ließen sie sich nicht entgehen.

Ernsthafter und politischer ging es bei einer Gruppe aus SPDlern und Parteifreien zu. Auf deren Konstrukt goss eine Gießkanne mit der Aufschrift "Landsham" Ortsschilder namens Pliening, Gelting und Ottersberg. "Landsham ist die Gewerbesteuerquelle, damit diese Orte ihren dörflichen Charakter bewahren können", sagte SPD-Gemeinderat Kurt Strehlow. Vielleicht hatte es die Crew schon geahnt, es war ein wahres Gießkannenwetter, am Ende waren es vermutlich etwas weniger als die von der Polizei erwarteten 500 Gäste. Dennoch sei "alles gut gelaufen", sagte Theo Sterzer, der den Umzug seit den 1980ern organisiert. Inklusive Kehraus, der stieg dann im Bürgerhaus.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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