Pliening:Prima Klima

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Landratsamt und Betreiber einigen sich auf Belüftung von Traglufthalle

Von Anselm Schindler, Pliening

Im Streit um die Belüftungsanlage in der Plieninger Traglufthalle ist es am Donnerstagnachmittag zu einer Einigung gekommen. In den vergangenen Wochen hatte das Landratsamt der ATS-Tech GmbH, welche die Hallen in Poing und Pliening betreibt, nur 60 Prozent der vereinbarten Miete gezahlt. Begründet hatte der Landkreis die Mietminderung mit einer mangelhaften Belüftung und Temperaturregelung in der Plieninger Halle.

"Sobald das ausgebessert ist, zahlt der Landkreis auch die ganze Miete", versichert Stefanie Geisler, die im Landratsamt für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständig ist. Die Betreiberfirma hatte sich einer Nachbesserung zunächst verweigert und auf den Vertrag mit dem Landkreis verwiesen. Dort sei nicht genauer festgelegt, welche Belüftungs- oder Klimaanlagen bereitgestellt werden müssten, hieß es aus der Firma. Als "Mietnomade" hatte ein Mitarbeiter der Firma das Landratsamt sogar vor dem klärenden Gespräch bezeichnet. Stefanie Geisler verteidigt das Verhalten des Landkreises, schließlich sei im Vertrag von einer Halle zur Wohnnutzung die Rede, und Wohnnutzung schließe erträgliche Temperaturen mit ein, so die Landratsamtmitarbeiterin.

Einen längeren Rechtsstreit wollte die ATS-Tech GmbH offenbar nicht riskieren, von Seiten der Anwälte war von einer Prozessdauer von eineinhalb Jahren die Rede. In dieser Zeit wäre ein Teil der Mieteinnahmen wohl weiterhin ausgeblieben. Deshalb habe man sich nun "gütlich geeinigt", erklärte der Geschäftsführer von ATS-Tech GmbH, Tilman Bertram. Was wohl bedeutet, dass die Firma dem Landkreis nun doch entgegenkommt und die Belüftungsanlagen verbessert. In ein bis zwei Wochen erwarte man eine "einvernehmliche Lösung", so formuliert es Stefanie Geisler.

Erst vor wenigen Tagen kreiste ein Rettungshubschrauber über der Plieninger Halle: Einer der Bewohner litt unter akuter Atemnot, der junge Mann ist körperlich beeinträchtigt und teilweise gelähmt. Die Ursache für den Anfall sei wohl die Hitze in der Halle, heißt es aus dem Poinger Helferkreis, der auch in der Plieninger Halle Asylbewerber unterstützt. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art: Bereits Ende Mai war ein senegalesischer Asylbewerber in der Halle wegen der Hitze kollabiert und wurde ebenfalls ins Krankenhaus eingeliefert. In der Halle herrschten "extreme Zustände", so beschreibt Götz Kirchhoff, Vorsitzender des Helferkreises Poing, die Situation. Zustände, die in der Halle auch zu einer angespannten Stimmung geführt hätten. Erst am Dienstag war es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen einem syrischen und einem eritreischen Bewohner gekommen.

Auch der in der Halle eingesetzte Sicherheitsdienst hatte in der Vergangenheit über die Hitze geklagt. Für die Mitarbeiter des Dienstes gelten die üblichen arbeitsrechtlichen Bestimmungen: 35 Grad, heißer darf es in der Halle nicht werden, sonst verstößt der Betreiber gegen die Arbeitsschutzrichtlinien. In den vergangenen Monaten seien deshalb immer wieder Gutachten in Auftrag gegeben worden, welche die Temperaturen in der Halle überprüften, erklärt Stefanie Geisler. Die Ergebnisse blieben aber bislang wegen der laufenden Verhandlungen unter Verschluss, so Stefanie Geisler. .

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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