Pliening:Ein Atrium für Landsham

Lesezeit: 4 min

Der Plieninger Gemeinderat hat eine erste Planung für das frühere Brennereigelände beschlossen. Mitte April wird sie öffentlich vorgestellt, dann sollen die Bürger das letzte Wort haben

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Er sei es gewöhnt gewesen, dass er auf dem Weg durch Landsham direkt auf die alte Brennerei zusteuerte, wenn er von Kirchheim her kam. Das hat der Landschaftsarchitekt Robert Kerfers in der jüngsten Plieninger Gemeinderatssitzung erzählt. "Und plötzlich war sie weg". Er erntet ein paar fast betretene Lacher für die kleine Geschichte, ein Raunen geht um den Tisch und durch die gut besetzten Zuschauerreihen. Schließlich erinnert man sich hier noch gut an die teils emotionalen Debatten, ob das charakteristische Backsteingebäude, das seit mehr als 100 Jahren an so prominenter Stelle das Ortsbild prägte, abgerissen oder doch erhalten werden soll. "Ja, ja, so war's", sagte dann Bürgermeister Roland Frick. "Zwozwölf war das, oder? Ich weiß schon gar nicht mehr."

Im September 2012 war es, um genau zu sein. Nach dem Aus des Branntweinmonopols hatte sich die Brennereigenossenschaft nicht mehr in der Lage gesehen, das alte und doch sehr marode Gebäude zu halten. Dass nun an quasi historischem Ort nicht etwa gesichtslose Wohnhäuser entstehen sollen, mag viele trösten, die sich damals gegen das Verschwinden des alten Gemäuers gestemmt haben. Die Gemeinde hat sich durchgerungen, den Platz für 1,5 Millionen zu kaufen, ihn zu einem Dorfanger umzugestalten und damit für die Allgemeinheit vorzuhalten.

Nun geht es an die Feinplanung, und der Planungsentwurf, den eben jener Landschaftsarchitekt Kerfers den Gemeinderäten vorlegte, ließ den Mitgliedern des Gremiums ob seiner finanziellen Dimension doch die Schweißperlen auf die Stirn treten. Einen Bruttobetrag von 783 020 Euro hatten Robert Kerfers und sein Büro für eine Platzgestaltung errechnet, die allerdings, wie der Architekt vorsichtshalber gleich einschob, "von all dem, was gewünscht war, das Maximum" beinhaltet. Gewünscht war unter anderem - das hatte sich in einer öffentlichen Veranstaltung in Landsham im vergangenen Sommer herauskristallisiert - ein Brunnen, eine Art Kiosk oder kleine Verkaufshütte, Möglichkeiten zum Sitzen, Raum für ein Festzelt oder auch Marktstände und einfach ein Platz, auf dem es sich gut aushalten lässt. Die Landshamer hatten damals dagegen votiert, den Maibaum ebenfalls in die Fläche zu integrieren - er bleibt, wo er ist, nämlich auf der anderen Straßenseite. Auch ein Spielplatz an dieser Stelle gehörte nicht zu den Zielvorstellungen. Stattdessen plädierte eine Mehrheit dafür, den südlich des künftigen Dorfangers bestehenden Spielplatz zu erhalten.

Was derzeit alles andere als malerisch aussieht, soll der Treffpunkt der Landshamer werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass der Erlös aus dem Verkauf dieser 500 Quadratmeter allerdings einmal für die Gestaltung des Dorfangers eingeplant war und nun nicht mehr verfügbar ist, macht den Handlungsspielraum der Gemeinde eben nicht größer. 510 000 Euro sind in den Gemeindehaushalten von 2014 und 2015 für die Gestaltung des Dorfangers vorgesehen, und den Gemeinderäten war es in der jüngsten Sitzung vorbehalten, von der ganz hohen Überschreitung erst einmal herunterzukommen - wobei die Vorschläge von Architekt Kerfers fast durchgehend großes Lob ernteten.

Auf der Ostseite sieht seine Planung eine durchgehende Pergola vor, die begrünt wird, mit Bänken darunter. Dieser Bereich sei "das Rückgrat des ganzen Platzes", sagte der Architekt. Im oberen mittleren Bereich ist eine etwa quadratische Fläche von 500 Quadratmetern für ein Zelt oder Verkaufsstände frei gehalten. Auf gleicher Höhe, direkt am östlichen Platzrand oder etwas eingerückt zur Platzmitte, soll der gewünschte Kiosk entstehen, an die südöstliche Ecke der Zeltfläche hat Kerfers einen Brunnen geplant. Optisch getrennt werden soll der südliche Teil zum Ottersberger Weg hin mit Wiese und hohen Bäumen. Als besonderes und zweites prägendes Element hat der Architekt im westlichen Teil der Fläche, zur Kirchheimer Straße hin, eine Aufschüttung des Geländes vorgesehen, das sich mit einer Steigung zur Durchgangsstraße hin erheben würde. Das hat den Hintergedanken, dass dadurch eine optische und gefühlte Abgrenzung zum Straßenverkehr geschaffen würde. Dieses sogenannte Atrium soll ebenfalls mit Bäumen bestückt werden, und durch eine etwa 20 Meter lange Einfassung aus drei Sitzstufen begrenzt werden.

Während ein Großteil der Gemeinderäte in erster Linie beim Bodenbelag Sparpotenzial ausmachte - im Plan war ein Kopfsteinpflaster aus sehr langlebigem, aber auch teuren Granit vorgesehen -, plädierte Zweiter Bürgermeister Franz Burghart (CSU) dafür, zunächst auf das Atrium zu verzichten und es sich für einen späteren Zeitpunkt aufzuheben. "Wir haben auch noch einige andere Projekte und müssen an den Haushalt denken", sagte Burkhard. Martin Eberl (Neues Forum) schlug vor, einen Belag aus Kies oder Schotter - im Fachdeutsch: wassergebundene Decke - statt dem teuren Granit zu nehmen. Außerdem kritisierte er die Dimension des Kiosks mit zwei Lagerräumen.

Der Plan sieht eine Abtrennung des Dorfplatzes mittels eines aufgeschütteten Atriums vor. Zur Ottersberger Straße hin soll eine Wiese angelegt werden. (Foto: Landschaftsarchitekten Lex Kerfers)

Roland Ernst (SPD/Parteifreie) sprach sich dafür aus, den Kiosk von Plieninger Handwerkern errichten zu lassen, ein Vorschlag, den Bürgermeister Roland Frick (CSU) noch erweiterte: Er könne sich vorstellen, dass die Plieninger Vereine, aus deren Mitte der Wunsch nach einem Kiosk ja gekommen sei, den Bau in Eigenleistung vorantreiben könnten. Hans-Peter Schepanski (Neues Forum) stellte die Dimension eines fest gemauerten Brunnens in Frage. "Die Diskussion um die 60 000 Euro können wir uns sparen. 15 000 Euro, ein paar Findlinge, über die das Wasser läuft, und es plätschert auch ein bisserl was." Josef Bauer-Eberhart (CSU) schlug vor, auf den Brunnen komplett zu verzichten - ein Vorschlag, dem die Mehrheit in der Schlussabstimmung auch folgte.

Statt der Granitsteine stimmte der Gemeinderat für Beton auf der zentralen Fläche unter dem Zelt, die Wege außen herum sollen einen Kies- oder Schotterbelag erhalten. Das Atrium aber, dafür sprachen sich 14 gegen 5 anwesende Gemeinderäte aus, soll im Plan erhalten bleiben. "Schon allein aus Gründen der Verkehrssicherheit würde ich nie auf das Atrium verzichten", erklärte Markus Uffinger (Alternative für Pliening) und erinnerte daran, wie aus der gefährlichen Kurve der Kirchheimer Straße noch zu Zeiten der Brennerei manch ein Wagen getragen worden sei. Auch Bürgermeister Frick sprach sich dafür aus, das Atrium als zentrales Gestaltungselement des Platzes zu behalten, Michael Klaß (Alternative für Pliening) sagte: "Das kostet uns zwar jetzt einen Haufen Geld, aber so was kommt später nie wieder da rein." Schließlich sprachen sich die Gemeinderäte noch mit großer Mehrheit dafür aus, die Brennhausstraße im Norden der Fläche zu asphaltieren und damit eine optische Abgrenzung zum Platz zu schaffen. Architekt Kerfers hatte die Straße mit entsprechendem Pflasterbelag in den Anger integrieren wollen.

Der Architekt wurde überdies beauftragt, noch genauere Kostenschätzungen zu den Einsparpotenzialen der einzelnen Posten vorzulegen. Die gefassten Gemeinderatsbeschlüsse haben allerdings nur Bestand bis Dienstag, 14. April. Dann sollen sie in einer Informationsveranstaltung den Plieninger Bürgern zum Entscheid vorgelegt werden.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: